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Der Bundeschorwettbewerb, ein Sketch von der Wundersdorfer Schafweide

Der Bundeschorwettbewerb

Ein Sketch für vier Personen, sieben Schafe und beliebig viele Schafstatisten

 

Wundersdorf, die uns bekannte Schafweide.

Aber was ist das? Nicht ein Schaf ist zu sehen, so weit das Auge reicht!

Wo sind sie hin? Ah! Jetzt hört man etwas. Lautes Jubeln und Grölen, Singen darunter … Es kommt von der Ladefläche des Pritschenwagens, der da gerade den Feldweg entlanggetuckert kommt. Tatsächlich! Es ist der uns bekannte Pritschenwagen, nur sein Motorengeräusch war jetzt vor lauter Sangesfreude nicht zu hören. Da hält er – und bringt gottlob unsere Schafe zurück! Eins nach dem anderen hopst von der Ladefläche. Jedes singt für sich oder mit anderen zusammen irgendwas. Dazwischen hört man lautes Jubelgeschrei. Eine Stimmung wie bei der WM!

Richard, Edith, Emily und Teresa sitzen am Wiesenrain und picknicken. Als die ersten Schafe auf die Weide gerannt kommen, springt Teresa auf und läuft zu Fixi und Huf. Richard, Edith und Emily bleiben sitzen und knüpfen mit Wolle, Flocke, Kohle und einigen anderen Schafen ein ‚Gespräch auf Augenhöhe‘ an.

Edith: Na? Wo kommt ihr denn her? Wir haben euch schon vermißt.

Flocke: Vom Bundeschorwettbewerb aus Weimar.

Wolle: E – he – he – he – heeeee ….

Richard: Ihr hattet euch für den Bundeschorwettbewerb qualifiziert? Das ist ja unglaublich!

Blütenweiß (bescheiden): Naja – Kategorie Kirchenschafe bis fünf Jahre.

Emily: Und? Habt ihr was gewonnen?

Alle Schafe grölen wild durcheinander. Nach einer Weile

Kohle: Na klar …

Wolle (unterbricht ihn im Eifer des Gefechts): Und zu Recht! Die „Zinnowitzer Zibben“ haben wir sowas von an die Wand gesungen! (mit Kopfstimme) „Wes Herd‘ dies auch sei – hier muß ich rrraaaaaaaasten!“

Kohle: … wir haben den Zweiten gemacht …

Flocke: Einen Ersten haben sie allerdings nicht vergeben!

Kohle (will jetzt endlich mal ausreden) … und einen Sonderpreis für die schönsten Felle abgefaßt. (Er schüttelt sich stolz).

Blütenweiß (streicht ihr Fell glatt): Das wird nämlich alles mitbewertet – Formation, Auftreten, Ausdruck …

Edith: Die schönsten Felle! Donnerwetter! (Sie streichelt dem ihr nächsten Schaf über den Rücken).

Kohle: Hm. Ja. Wir hatten Krutzi in die letzte Reihe gestellt.

Wolle: Das hat auf jeden Fall was gebracht.

Grauchen (mit Kennerschaft, nickt): Absolut die richtige Entscheidung!

Blütenweiß: Ganz ausschließen wollten wir sie natürlich nicht!

Richard: Das habt ihr gut gemacht! Bravo!

Edith: Aber sagt mal, was sind denn da so für Anforderungen? Hattet ihr Vorgaben, was ihr singen solltet?

Die Schafe (durcheinander): Na klar! – Knallhart! – Was dachtest du denn? – Also mit dem, was man so unter der Dusche singt, kann man da nicht ankommen! – Unterschiedliche Epochen – Zeitvorgaben natürlich …

Emily (hält sich die Ohren zu): Okay, das Übliche. Und – was habt ihr also gesungen?

Wolle: Na, für Barock den Ixtebude. Kennt ihr doch: E – he – he – he – heeeee ….

Edith (rasch): Äh, jajaja, stimmt, kennen wir! Und dann?

Flocke: Hochromantik. Das Ave Maria von Karl May.

Kohle (jovial): Für ein bißchen Lokalkolorit. Und als Verbeugung vor den Sachsen.

Richard: Wieso Sachsen? Weimar liegt doch in Thüringen.

Kohle (von oben herab, mit hochgezogenen Augenbrauen): Ah ja? Na, für uns Berliner Schafe ist das doch alles eins! (Er räuspert sich.)

Flocke (leise zu Grauchen): Hä? Aber heißt dieser Adlige nicht Saxweimareisenachski?

(Grauchen blickt Flocke völlig verständnislos an und hört weiter den anderen zu.)

Emily (zu Kohle): Und dann? Neues Geistliches Lied vielleicht? Als Kirchenschafe?

Grauchen: Yep! Das Lied des Wundersdorfer Hirten: „Meine Schafe – eine Strafe! Ach, ich Armer!“ (Sie beginnen zu singen.) Kam voll gut. Ist ja ein bißchen parodistisch.

Richard: Verstehe! Aber das kann doch nicht das einzige Zeitgenössische gewesen sein?

Kohle (stolz): Neinnein, natürlich nicht! Wir hatten noch eine Auftragskomposition!

Edith: Ui!

Flocke: Halt das „Wes Herd‘ dies auch sei, hier muß ich rasten“   Eine Eloge auf die „Gemeinschaft mit Gott als Fundament“. Sozusagen.

"Wes Herd' dies auch sei..." (Bild: H. Gerken)

„Wes Herd‘ dies auch sei…“ (Bild: H. Gerken)

Wolle (begeistert): Sollen wir euch den Anfang mal vorsingen?

Flocke (beginnt sofort): Wes.

(PausePausePausePause)

Kohle: Wes.

(PausePausePause)

Grauchen: Wes.

(PausePausePausePausePause)

Einige Schafe (in rascher Abfolge): Wes – Wes – Wes – Wes

Der ganz Chor (springt aus dem unisono in eine Verschränkung zweier verminderter Akkorde, im Fortissimo): Wes Heeeeeeeeeerd‘!

Die Bässe (alleine, kaum hörbar leise): Wes Herd‘ dies auch sei …

(Das Kopfthema wird noch ein wenig ausgesponnen, bevor sich die hohen Stimmen mit einer lyrischen Melodie über das zum Mezzoforte angeschwollene Eingangsmotiv legen.)

Die hohen Stimmen: Hier muß ich rrrrrraaaaaaaaaaaaaa-sten.

Teresa (Kommt mit Fixi und Huf zu der Gruppe dazu): Was um alles in der Welt singt ihr da?

Edith (mit etwas säuerlicher Miene): Und das war also eine Auftragskomposition? Alle Achtung!

Richard (betreten): Ist bestimmt total schwer zu singen …

Emily (mit Kennerohr): Aber gut gemeinsam abgesprochen!

Kohle (stolz): Tja! Von irgendwas muß der zweite Preis ja kommen!

Edith (deren Blick auf das Wildschaf fällt): Was war eigentlich mit dem Mufflon?

Flocke: Ging nicht in unserer Kategorie. Hat sich um die Kleinen gekümmert. Tritt dann mal wieder solistisch auf oder moderiert einen Vortrag – da finden wir schon was! (Wendet sich zum Gehen.)

Richard: Vorbildlich! Wie ihr das managt, daß jeder zu seinem Recht kommt!

Wolle: Jetzt hab ich aber Durst! (Sie verabschiedet sich kurz und läuft zur Tränke.)

Kohle: Also dann – ich werd‘ auch mal bißchen was essen gehen. Bis die Tage! (Die Schafe trollen sich.)

Edith, Richard, Emily und Teresa: Wohl bekomm’s! – alles Gute – bis bald – ciao!

Edith: Immer wieder erfrischend, diese Schäfchen.

Flocke (kommt mit plötzlichem Einfall zurückgesprungen): Jetzt hab ich’s: Sakskoburggotski!

 

ENDE

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

 

Ja, so ging’s zu, auf den Wiesen rund um Weimar anläßlich des BundesSchafChorwettbewerbs, sozusagen eine Art ‚Parallelaktion‘ 😉 und ist es nicht reizend, wie die lieben Tiere dann zuhause davon berichten?

Aufgrund unserer guten Kontakte in Schafkreise können wir hier für alle Interessierten an wertvollem neuen Liedgut auch den Text des „Lied des Wundersdorfer Hirten“ bringen:

 

Meine Schafe – eine Strafe! Ach, ich Armer!

Doch ich rufe lieber nicht zu dem Erbarmer,

denn wenn dieser sagte: „Du,

geh doch auf die Schafe zu!

Und nun red‘ nicht, sondern tu!“,

hätt ich nie mehr meine Ruh‘.

 

Die Melodie ist ja bekannt genug:

 

 

Ein Trackback/Pingback

  1. […] Ich fürchte, das ist nicht alles. Ich glaube vielmehr, die Vorstellung eines „schwachen“, von seinen „Beratern“ abhängigen Papstes entspricht im Grunde einer Wunschvorstellung; nur, daß sie eben gerne sich und ihresgleichen an Stelle der jetzigen vermeintlich „rückwärtsgewanden“ Berater sähen! Überflüssig zu sagen, daß diese Phantasien mit der apostolischen und hierarchisch verfaßten Kirche und ihrer vom Hl. Geist geführten persönlichen Leitungsverantwortung, wie wir sie im Credo bekennen und wie sie das letzte Konzil explizit bestätigte, nichts mehr zu tun hat. Hinter all den Phrasen von „Beteiligung“, „Demokratisierung“ und was dergleichen Schlagworte mehr sind, lauert nur allzuoft – der Unglaube. Weshalb, als kleine liturgische Randbemerkung, diese Leute ja anstatt das Credo (am besten das Nicänum) zu beten ja auch vorzugsweise läppische Liedchen singen, in denen so eine Zumutung vorkommt wie, man solle an die „Gemeinschaft mit Gott als Fundament“ (GL 777) glauben, puh! (vgl. auch hier) […]

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