Ich geb’s lieber gleich zu: Der Titel verspricht heute vielleicht mehr, als das Posting hält, aber ich wollte doch der geschätzten Leserschaft meine jüngsten Erlebnisse und Gedanken im Zusammenhang mit der Thüringer LINKS-Partei nicht vorenthalten.
Der Anlaß ist ein zweifacher. Zunächst begegnete mir ein ehemaliger Fraktionsvorsitzender der Thüringer Linken im Zug.
Richtung Osten, selbstverständlich, wohin sonst?
Naja, zumindest diese ‚Orientierung‘ (was ja nichts anderes heißt, als eben „Ostung“, von lateinisch oriens!) haben traditionelle Sozialisten und traditionelle Katholiken ja immerhin gemein!
Der Abgeordnete saß (wie ihm das als Mitglied des Landtags zusteht!) in der klimatisierten Ersten Klasse des proppenvollen Triebwagens und las ein Buch: „Wo Marx recht hat“.
Ein eher schmales Bändchen… 🙂
Tja, das ist dann wohl so, als läse unsereiner eine Einführung in das Werk des Hl. Augustinus. Ich jedenfalls finde es gut, daß man, wenn man eine Weltanschauung hat, sich um seine Klassiker bemüht.
Allerdings wirkte der Leser etwas abwesend. War die Lektüre vielleicht ermüdend?
Oder dachte er an einen Artikel in der Ostthüringer Zeitung vom gleichen Tage (hier nachzulesen), in dem der jetzige Fraktionsvorsitzende der Linken im Thüringer Landtag interessante Äußerungen zum Papstbesuch und den Demonstrationen in seinem Umfeld tat.
Bodo Ramelow freut sich nämlich über den Besuch: „Als evangelischer Christ sage ich: Es ist gut und richtig, daß der Papst kommt“, so führt er aus, um anschließend die von einem Mitglied der LINKEN als Privatperson angemeldeten Demonstrationen für „legitim“ zu erklären.
(Einschub: Das sind sie auch. Allerdings ist es genauso legitim, zu diesen Demonstrationen und den Personen und Institutionen (z.B. eine Gruppe mit dem schönen Namen „wider die natur“), die dahinter stehen, eine Meinung zu haben. Gegebenenfalls auch eine sehr dezidierte.
Merke: Das Demonstrations-Recht-haben heißt nicht inhaltlich Recht-haben. Einschub Ende.)
Herr Ramelow fährt dann fort festzustellen, er werde die Rede des Hl. Vaters im Bundestag hören, aber keine Messe besuchen, denn: „Ich möchte bei einer liturgischen Veranstaltung nicht gefilmt werden.“
Das finde ich eine sehr verständliche und ehrenwerte Haltung (wie er damit wohl bei unserem letzten ZDF Gottesdienst zu Recht gekommen wäre? Zu dem Thema hier in Bälde mehr!).
Freilich: Bei einem so gewieften Politiker ist der Grund für dieses Fernbleiben natürlich nur teilweise „persönlich“, hat doch Bodo Ramelow stets mit den aggressiven Atheisten in seiner Partei zu kämpfen, was er ja auch standhaft tut!
Man stelle sich vor, ihm würde während der Papstmesse ein Kreuzzeichen unterlaufen, soll ja auch Protestanten gelegentlich passieren, da würde er vermutlich exkommuniziert, äh, aus der Partei geworfen werden.
Nun ist all das ja ganz nett, aber eigentlich von Interesse ist etwas anderes, nämlich die Frage, die Ramelow in dem Artikel aufwirft, nämlich, „ob die katholische Kirche Teil der Gesellschaft ist“.
Die Frage im soziologischen, also plattestmöglichen, Sinne einfachhin mit einem „Ja“ zu beantworten, hieße Ramelow, der ein sensibler Mensch und ein wacher Kopf ist, zu unterschätzen. Nein, hier rührt der Herr Fraktionsvorsitzende an einen Punkt, dem wir nicht ausweichen sollten.
Wenn man die Frage nämlich recht betrachtet, muß man sie wohl ehrlicherweise mit einem: „Nur bedingt“oder „Nicht ganz“ beantworten. Denn die Kirche könnte ja offenkundig nur um den Preis der Selbstaufgabe zu dieser (oder irgendeiner!) bloß menschlichen Gesellschaft gehören, wenn man darunter versteht, daß sie in ihr und ihren wechselnden Vorstellungen vollständig aufgeht. Die PID-Entscheidung ist hier nur das aktuellste Stichwort.
Und natürlich wird dieser Eindruck völlig zu Recht verstärkt durch eine Institution, deren Zentrale dem Staat nicht angehört, den diese (oder irgendeine!) Gesellschaft sich schafft, dem Vatikan eben (der ein eigenes Völkerrechtsubjekt ist).
Deswegen u.a. muß man ja so dankbar sein, daß wir sie haben, diese Zentrale. Das verschafft nämlich innere Freiheit vor staatlichen wie gesellschaftlichen Zumutungen. Und daß die Zeitgeistanpasser in der Kirche genau das nicht verstehen ist eigentlich komisch, denn so schwierig ist der Gedankengang doch gar nicht, oder?
Und neu ist er natürlich, wie die allermeisten richtigen Gedanken, auch nicht. Denn wie sagt der Hl. Apostel Paulus im Römerbrief, Kapitel 12, Vers 2:
Nolite conformari a huic saeculo/ Paßt euch nicht dieser Welt an
[sondern wandelt euch und erneuert euer Denken]
Und daher kommt übrigens, pikanterweise, der Begriff des Nonkonformismus.
2 Trackbacks/Pingbacks
[…] aus dem Römerbrief den Anfang des 12. Kapitels lesen: „Paßt Euch nicht dieser Welt an“ (Nolite conformari a huic saeculo) Wie wunderbar! (Die Einheitsübersetzung ist zwar mal wieder doof, aber wir wollten ja heute nicht […]
[…] (Paßt Euch nicht dieser Welt an) […]
Einen Kommentar schreiben