Vor einiger Zeit hatte ich die Veröffentlichung eines Weimarer Zeugnisses zum Weltjugendtag 2011 in Madrid versprochen, was sich leider ein bißchen verzögert hat, wofür ich um Entschuldigung bitten möchte!
Daher hier ohne lange Vorrede aber mit herzlichem Dank der Bericht von Valentin Kusch als Gastbeitrag:
„Als ich vom Weltjugendtag zurückkehrte und mir die Berichterstattung über ihn ansah, war ich bestürzt und empört. Ich erinnerte mich auch daran, wie wenige Deutsche am Weltjugendtag, an einem Weltjugendtag mit einem deutschen Papst, teilgenommen hatten.
Auf dieselbe Stimmung treffe ich, wenn ich mit Menschen über den Papstbesuch austausche. Da dominieren wirtschaftliche Erwägungen, teils bar jeglicher Faktendeckung das Bild. Da wird vom „letzten Aufbäumen“, vom „Ablenken von Problemen“ und von „Partyreligiösitat“ gesprochen. Da wird die „Selbstbeweihräucherung der Strukturen“ angeprangert.
Ich bin selbst mit gemischten Gefühlen auf die Wallfahrt nach Spanien gefahren. Werden wir auf offene Menschen stoßen in einem Land, das vor allem in den ländlichen Regionen teilweise noch einen recht niedrigen Lebensstandard aufweist? Wird unter Hunderttausenden, ja Millionen von Menschen ein gemeinsamer Geist zu spüren sein? Wird es dem Papst im Hinblick auf kürzliche strittige Äußerungen und Entscheidungen der Kirche gelingen, die Jugend zu erreichen und zu begeistern?
In Spanien haben wir nicht nur andere Kulturen und Sprachen, sondern auch eine andere Religiosität kennengelernt. Eine Spiritualität, die – wie ich selbst erleben durfte – den heutigen, modernen, gebildeten und aufgeklärten Menschen berührt, weil sie ihn begreift und anspricht als das was er ist – ein Mensch. Und als dieser zeigte sich uns der Papst: demütig in der Ansprache, zurückhaltend in der liturgischen Handlung und nah bei den Mitmenschen. Ich bin dankbar für diese Erfahrung und freue mich auf den Papstbesuch.“
Ich finde, der Beitrag hat auch, vielleicht gerade, nach dem Papstbesuch nichts an Relevanz eingebüßt, denn über die vielfach einfach peinlichen Reaktionen im Vorfeld des Besuchs sollte sich auch das nichtkatholische Deutschland nach wie vor Gedanken machen.
Gedanken machen können und sollten wir uns aber auch über die pfarrliche Begleitung dieser Fahrt „unserer“ Jugendlichen.
Es gab, auf Initiative der Jugendlichen selbst, im Anschluß eine Dankandacht, die Kaplan Messer gehalten hat.
Es gab keinen Aussendungs- oder Begrüßungsgottesdienst. Ich weiß von einem Mal, daß Pfr. Riethmüller für die abwesenden Jugendlichen im Gottesdienst gebetet hat (wir selber waren zu der Zeit in Dresden, in der dort besuchten Messe wurde ganz selbstverständlich und ausführlich für die Teilnehmer der dortigen Gemeinde gebetet und die Begrüßung schon angekündigt).
Warum, warum nur sind wir hier in einer solchen Sache so indifferent – oder sind die Verhältnisse wirklich so „kalt“ (L. Vollmer)?
Der nächste WJT ist übrigens 2013 in Rio de Janeiro. Die Zeit läuft…
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