Seufz! Bis man nach so einem Wochenende, das man mit der Familie fast völlig außerhäusig verbracht hat, wieder an die Tastatur kommt…
Aber es gibt heute abend etwas zu berichten. Etwas Schönes! Nun ist eigentlich die Abendmesse nach dem Weißen Sonntag ja nichts Aufregendes und auch die schöne und sorgfältige Gestaltung (Embolismus!) durch Pfr. Riethmüller und die ebensolche Predigt hätten mich um kurz vor 23.00 Uhr nicht mehr dazu gebracht, das Notebook anzufeuern.
Nein, heute abend war es die Musik, die den Gottesdienst besonders ausgezeichnet hat. Ich saß relativ weit hinten und vor mir wandten sich immer wieder etliche Gemeindemitglieder erstaunt um, was sich denn da so erfreuliches auf der Orgelempore tat. Sichere und geschmackvolle Registrierung, schöne und, für unsere Verhältnisse, ausführliche Liedvorspiele, die Aufzählung ließe sich fortsetzen! Klar, daß es nach dem abschließenden Marienlied (!) auch noch ein schönes Nachspiel gab. Als im Anschluß mehr als ein Besucher dieser Messe das Bedürfnis verspürte, sich dafür beim Organisten zu bedanken, stellte sich heraus, daß es sich um einen Studierenden der Musikhochschule handelte, der, nach eigenem Bekunden, nicht einmal Kirchenmusik im Hauptfach betreibt!
Um so bemerkenswerter, wie sensibel gerade der liturgische Aspekt des Spiels an zwei zentralen Stellen gelungen war. Wir hatten es auf diesen Seiten schon einmal: Der an und für sich schöne und sinnvolle „Friedensgruß“ wird durch seine Plazierung unmittelbar vor dem Agnus Dei zum Problem. Wie überaus wohltuend und hilfreich war es da, durch den kleinen aber professionellen Kunstgriff eines etwas längeren Liedvorspiels wieder die Chance zur Konzentration auf das Wesentliche, die sakramentale Gegenwart des HErrn, zu bekommen! Und ebenso nach der Kommunion. Wie oft wird man aus diesem Moment der Andacht und des Gebets, im besten Fall des wirklich innigen Gebets, gerissen, weil auf der Empore jemand meint, jetzt müsse es „aber mal weiter gehen“; zum Aus-der-Haut-fahren! Nicht so heute: Sehr sensibel begann das Lied nach der Kommunion einmal erst zum angemessenen Zeitpunkt. Danke, Herr B., nochmals ganz herzlichen Dank!
Was man an diesem schönen Erlebnis sieht, ist, was Amei Mende vor einiger Zeit den Verantwortlichen der Gemeinde detailliert und mit etlichen Nachweisen nahe zu bringen versucht und via PuLa mit uns allen geteilt hat: Gute Kirchenmusik ist nichts für abgehobene Schöngeister, nein, sie dient der Liturgie in entscheidender, wenn auch manchmal durchaus unaufdringlicher Weise. Und zwar nicht an derem Rande, sondern in ihrem Zentrum! Nicht nur die musikalischen Experten (zu denen ich mich auch nicht zählen darf, obwohl es davon gerade bei uns auch ziemlich viele gibt) erfreut sie, sondern sie nützt jedem einzelnen Gläubigen, der sich um seine Andacht müht!
Jetzt werden sich vermutlich gerade die externen PuLa-Leser fragen: Warum ist denn das offenbar so etwas Besonderes? Warum hat man denn solche Erlebnisse in einer Stadt mit einer Musikhochschule nicht öfter? Müßte das nicht möglich sein? Ja, liebe Leser, das wäre es. Aber die Studierenden spielen nicht regelmäßig. Dahinter steht eine Geschichte, die ungeachtet ihrer deprimierenden Gründe von der Solidarität zwischen Lernenden und Lehrenden erzählt und so nicht einmal nur traurig ist. Aber zu traurig und zu lang, um heute abend erzählt zu werden.
Vielleicht muß man sie ja auch gar nicht mehr erzählen, wenn, ja wenn ein, zwei Menschen über ihren Schatten springen und wirklich etwas tun, statt nur so zu tun, als ob sie etwas täten…
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