Dieser Beitrag begann mit einem Ärger und endete in großer Dankbarkeit. Ärger darüber, den Vortrag von Professor Christoph Stölzl, Präsident der Hochschule für Musik Franz Liszt, hier in Weimar, im Rahmen der Petersberger Gespräche am 29. April verpaßt zu haben (ich weiß immer noch nicht warum 🙁 ). Dankbarkeit für das, was dort gesagt wurde, und was glücklicherweise online nachzulesen ist (und Dank dafür auch der TLZ!).
Professor Stölzl, der sich schon jetzt um weit über sein Amt hinaus um das Weimarer Erbe verdient gemacht hat (Affäre „Haus der Frau vom Stein“) setzt sich in dem Beitrag mit dem Titel: „Kirchen – Orte des Außerordentlichen“ mit der Bedeutung, der höchst aktuellen Bedeutung!, der Kirchen, der Kirchenräume und dessen, was in ihnen geschieht für uns auseinander und dieses „uns“ ist dabei sehr weit zu verstehen, es meint „außerhalb der felsenfest kirchentreuen Minderheiten“ alle Europäer, denn: „Wer das nicht weiß, daß das alte ‚europäische Haus‘ vor allem ein Kirchenhaus war, der ist, ob er es weiß oder nicht, nicht bei sich selbst.“
Wie es sich für den Präsidenten einer Musik-Hochschule geziemt, wird besonders die Frage, nach dem, was denn musikalisch in der Kirche zu geschehen hat, und auch was eher nicht (das aber sehr nachdenklich und differenziert!), behandelt:
„Religion ist das Gegenteil von Banalität. Wenn ich das sage, liegt mir jeder kulturelle Hochmut fern. Ich will nur daran erinnern, daß unsere jüdisch-christliche Religion immer in Rangfolgen gedacht hat, immer das Himmlische als das Aller-Höchste, als das Schwierigste gekannt hat, um das die größten Anstrengungen unternommen werden. Das Axiom von der Ebenbildlichkeit Gottes grenzt ein und aus, nicht nur im Ethischen, sondern auch im Ästhetischen. Der Kirchenraum muß sich hüten vor Banalisierung. Er darf das Schwierigste, Unzugänglichste der Künste in sich bergen wie auch das überwältigend Verständliche, wenn es denn auch in formaler Hinsicht überwältigend ist. Das Heilige in sichtbare, hörbare und spürbare Phänomene zu übersetzen: Das ist die historische Aufgabe der Kirchenräume.“
Ein Text dessen Inhalt, ungeachtet seiner, wie ich finde, geradezu universalen Gültigkeit, in Weimar geschrieben, gerade für Weimarer kirchliches Handeln verbindlich sein muß! (vgl. dazu auch schon Amei Mendes Gedanken, hier).
Danke, Herr Professor Stölzl!
Und was die Petersberger Gespräche angeht, da erwarten uns noch mindestens zwei weitere Schätze! Am 29. Mai trägt Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz zum Thema: „Eros und Christentum – paßt das zusammen? Nachdenken aus ungewohntem Blickwinkel“ vor und am 29. August Hellmut Seemann zu „Paulus und Goethe. Gnade und Genius“
Ich rege (und biete!) schon jetzt die Bildung von Fahrgemeinschaften an!
Wer sich von der bekannten katholischen Philosophin Gerl-Falkovitz schon jetzt einen Eindruck verschaffen möchte, sieht sich dieses Video an
Direkteinbettung habe ich nicht hingekriegt, hier der Link. Aber Vorsicht, legen Sie sich was zu knabbern bereit, denn die 1 Stunde 11 Minuten kommen Sie nicht wieder weg vom Bildschirm, einfach großartig!
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[…] Ich kann es mir da zum Glück ganz leicht machen und verweise nur auf den vor kurzem verlinkten Artikel von Chr. Stölzl, in dem dieser darlegt, warum christlicher Kultus sich vor dem Banalen hüten und höchste […]
[…] Vortrag, den Frau Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz Ende Mai auf dem Erfurter Petersberg zu „Eros und Christentum“ gehalten […]
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