Da hätte ich selber drauf kommen sollen, statt der etwas lahmen Formulierung von den „schönen und erfahrenen Tieren“:
„Vom Storch
[…]
Wisse, diese Störche leben beide zusammen und versorgen ihre Jungen, und sobald das Männchen wegfliegt und Nahrung holt, sitzt das Weibchen und hütet sie, und sie wechseln einander ab, und ihre Brut lassen sie nicht umkommen.
So geh auch du, Christenmensch, weder früh noch abends ohne Gebet, und du wirst nicht vom Teufel in Besitz genommen werden.
Wenn die Jungen des Storches flügge sind, fliegen sie zu einer Stunde und an einen Punkt und ziehen in ein anderes Land, und wiederum zu einer Zeit kommen sie, richten ihre Nester auf und ziehen ihre Jungen groß.
In gleicher Weise ward unser Herr Jesus Christus von uns genommen und wird zu seiner Zeit kommen und aufrichten die Gebeugten […] (cf. Ps 146,8 und Ps 104,17)
Schön spricht der Physiologus über den Storch“
(Ausschnitte zitiert nach der Ausgabe von U. Treu, Berlin 1981)
Bin ich aber nicht… Wie gut, wenn man liebe und kluge Freunde hat! Amei Mende verdanken wir, wieder einmal, einen wertvollen Hinweis.
Auf den „Physilologus“ nämlich, jene einstmals stark verbreitete, ursprünglich schon aus dem 2. Jh. stammende christliche Naturlehre (Physiologus, der „Naturkundige“), die ihre Beschreibungen allegorisch auf das Heilsgeschehen hin deutet. So ein bißchen ein Brehms Tierleben aus der Spätantike, mit enormer Nachwirkung ins europäische Mittelalter. Die Schlußformel gehörte übrigens wirklich dazu und war die Regel! Interessant auch der Gedanke, daß der Inhalt als eine Art „Gemeingut“ anonym verbreitet wurde; Public Domain avant la lettre, sag‘ ich nur… 😉
Danke, Amei!
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