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Wahlen Spezial: Alles bleibt anders!

Es hatte sich in den letzten Tagen immer mehr angedeutet und durch die Recherche in verschiedenen Teilen unseres Bistums (herzlichen Dank an alle „PuLa-Korrespondenten“!) auch bestätigt: Die Laiengremien (Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte) sind infolge der Strukturreform sehr wohl flächendeckend untergegangen und existieren nicht mehr!

Und insofern habe ich Ihnen rein faktisch vor einigen Tagen (voriger Beitrag) ein falsches Bild gemalt, was mir sehr, sehr leid tut!

Die letzte Bestätigung brachte, tatsächlich!, die Homepage von Herz-Jesu-Weimar! Dort ist jedenfalls seit letztem Freitag zu lesen: […] „Bischof Dr. Joachim Wanke enthob die Gremien der Pfarrei (den Pfarrgemeinderat Weimar, die Filialgemeinderäte in Bad Berka und Buttstädt sowie den Kirchenvorstand der Pfarrei Weimar) ihres Amtes und setzte als alleinigen Vermögensverwalter Herrn Pfarrer Carsten Kämpf ein.“ Schauen Sie hier!

Es ist sehr klug, dies so eindeutig auf der Homepage zu vermerken (es gibt auch einen Link von der Startseite!), denn hinsichtlich des Kirchenvorstands ist die Frage seiner Existenz ja aufgrund seiner Rolle als Vertretung der Gemeinde nach außen gerade in Vermögensangelegenheiten auch für „weltliche“ (Vertrags-, Verhandlungs-) Partner sehr wichtig!

So, da haben wir also in Weimar bis Anfang September keine „Gemeindeleitung“ mehr, sondern nur noch eine Gemeindeleitung! Na, wenn das mal nicht manche Leute hart ankommen wird… 😉

Aber ernstlich, was war der „Denkfehler“ in den vorangegangenen Ausführungen? War es wirklich ein Denk-Fehler?

Da ich auch bis jetzt noch nirgendwo die Angabe von so etwas wie einer (Kirchen-) Rechtsgrundlage gesehen habe, bleibt es dabei, daß man sich seinen eigenen Reim machen, versuchen muß, sich die Dinge zu erschließen. Und da scheint mir jetzt klar, warum ich am 3. Juli zu einem faktisch falschen Ergebnis gekommen bin: Ich habe aus der richtigen Tatsache, daß es in Weimar nicht zu einer (gewissermaßen „externen“) territorialen Änderung gekommen ist (und insofern die Strukturreform bei uns eben schon vorweggenommen war) den falschen Schluß gezogen, auch die Filialgemeinden wären bereits solche „Neuen Typs“. Das waren sie aber nicht, sondern dazu wurden sie eben jetzt erst.

Und nun kann man nach meinem Verständnis die Grundargumentation des vorangegangenen Artikels wiederaufnehmen. Denn ich hatte ja geschrieben, daß die „alten“ Gremien aus demokratietheoretischen Gründen nicht dort tätig werden können, wo sie nicht hatten gewählt werden können (Legitimation durch Repräsentation). Wenn Sie so wollen, hat sich bei uns in Weimar eben eine „interne territoriale Veränderung“ ergeben. So hatten Kirchenvorstand und PGR der „alten“ Gemeinde Herz-Jesu eben auf dem Gebiet der bisherigen Filialgemeinden alten Typs kein Mandat, wären nicht handlungsfähig gewesen.

So gesehen hoffe ich, ich habe mir nicht wirklich einen Denk-Fehler vorzuwerfen, aber urteilen Sie selbst.

Klar scheint mir aber: Wenn ich zu einem früheren Zeitpunkt präziser Bescheid gewußt hätte, wäre das Nachdenken einfacher gewesen. Aber das ist eben leider nicht die Art, wie man über wichtige rechtliche Dinge in Kenntnis gesetzt wird. Vielerorts fürchte ich hat man sich in den vergangenen Jahren ja schon daran gewöhnt, daß Gremien ihre Arbeit eher ein bißchen paternalistisch auffassen („wir machen das schon für Euch; Ihr müßt das gar nicht so genau wissen“), was natürlich völlig falsch ist, denn es sind unser aller Angelegenheiten, die da verhandelt werden und Information ist Pflicht, umfassende und präzise Information (vgl. hier).

Und zu meinem Leidwesen muß ich sagen: Auch die Bistumsebene hätte sich mit mehr Klarheit und Eindeutigkeit in der Ankündigung nach meiner Einschätzung nur einen Gefallen tun können. Es konnte doch wohl sicher niemand die Vorstellung haben, so grundlegend wichtige Veränderungen würden mehr oder weniger unbemerkt bleiben können? Allein in Weimar haben wir zwei ins Gemeindeleben eingebundene Journalisten… Zumal man, wie ich immer noch hoffe gezeigt zu haben, die ganze Angelegenheit ganz hervorragend „demokratisch“ begründen kann!

Allerdings sollte man sich auch nichts vormachen (und deswegen hinsichtlich möglicher „Beschwerden“ gegen diese berechtigten Maßnahmen auch „den Ball flach halten“). Die Grundlegitimation in der Kirche kommt aus der apostolischen Sukzession und nicht aus Wahlen, d.h. dem „Willen des Volks“! Zu diesem Thema möchte ich gerne auf den sehr interessanten Kommentar des Kollegen „Marcus, der mit dem c“ hinweisen, der hier zeigt, wie auf der Diözesanebene Gremien (auch solche der Kleriker) in Wegfall geraten, wenn es zur Sedisvakanz (kein Bischof) kommt. Daran erkennen wir das wirkliche Legitimationsprinzip der Kirche und das wäre nur um den Preis der Selbstaufgabe zu verändern…

3 Trackbacks/Pingbacks

  1. Pulchra ut Luna › Wahlen, Teil 4: Briefwahl beantragen! on Dienstag, 17. Juli 2012 um 18:06

    […] das war zwei Tage nachdem das Gremium schon gar nicht mehr existierte (vgl. hier)! Na, dieses Mal, dieses eine Mal mußte jedenfalls wirklich kein Protokoll gefertigt werden, denn […]

  2. Pulchra ut Luna › Weichen und Zunder! on Montag, 23. Juli 2012 um 12:56

    […] Autorin, bis vor kurzem (also, solange es das Gremium noch gab) Mitglied unseres Kirchenvorstands, schildert anläßlich des Todes von Konrad Feiereis ihre […]

  3. […] und demzufolge bis zu den Neuwahlen Anfang September keines der bisherigen Mitglieder mehr im Amt (PuLa berichtete). Unsere „Gemeindeleitung“ war also zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht befugt im Namen der […]

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