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Zizek und der Kardinal (und PuLa!)

Auf dem diesjährigen Michaelsempfang des Katholischen Büros der dbk in Berlin am 12. September hat Christoph Kardinal Schönborn eine in Gänze sehr schöne und bemerkenswerte Rede gehalten.

Aber bevor wir auf die Inhalte kommen zwei Worte zum „Drumherum“: Zunächst ist die mediale Resonanz der Veranstaltung angesichts der Tatsache, daß den Empfang immerhin die Kanzlerin besucht hat, absolut unterdurchschnittlich; Googeln Sie‘s mal unter News mit dem Kriterium „Letzte Woche“! Wofür ich als Kirchenmitglied eigentlich Rundfunkgebühren zahle, frage ich mich wirklich manchmal… 🙁

Zweitens finden Sie den Text zwar mittlerweile auf der Homepage der Erzdiözese Wien (hier) aber zuerst hatte ihn, wieder einmal, kathnet, hier.

Und das möchte ich gerne zum Anlaß nehmen zum wiederholten Male darauf hinzuweisen, daß alle Versuche, kathnet mehr oder weniger in eine Ecke mit vulgärtraditionalistischen Hetz und Schmutzseiten wie kr..net zu bringen völliger Unsinn sind, egal, ob sie wie immer mal wieder gerne mit dem Holzhammer oder wie unlängst subtiler in „Qualitätsmedien“ wie der FAZ geschehen. Das sind Äußerungen, die von ganz und gar durchsichtigen Interessen und einer Menge Ressentiment gespeist sind. Dem Ressentiment nämlich, das aus der Angst vor dem Verlust der Diskurshoheit entsteht (um nicht das härtere Wort vom Informations- und Meinungsmonopol zu verwenden)! Und dem Interesse natürlich, diese möglichst zu erhalten. Einfach nicht irritieren lassen, sondern sich selber ein Urteil über die Arbeit des Portals machen! Gerne wird in dem Zusammenhang ja auch immer auf die „schlimmen Kommentare“ auf kathnet verwiesen. Nun will ich ausdrücklich sagen, daß mir manches, was dort geschrieben wird (aber eben beileibe nicht alles!) mindestens stilistisch auch ziemlich fremd ist, nur, macht es das weniger authentisch? Und lesen Sie doch gerade einmal die Kommentare zur Veröffentlichung der Rede von Kardinal Schönborn: Ja, da gibt es welche, die finden auch an diesem wirklich guten Text noch was zu kritteln. Aber: es finden sich eben auch Beiträge aus den Reihen der Kommentarschreiber, die genau das wieder geraderücken!

Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, jedes Internet-Medium hat so seine Problembären oder Trolle unter den Kommentatoren (Hallo, Else! 😉 ) und mit kathnet fühle ich mich sogar noch darüber hinaus verbunden in dem Wissen, daß es Menschen gibt, die beide Medien explizit verteufeln, weil sie ihre Interessen bedroht sehen und Menschen Angst einjagen und ihnen unter Mißbrauch ihrer Autorität quasi verbieten wollen, sich mit ihren eigenen Angelegenheiten zu beschäftigen. Wird beim großen kathnet nicht funktionieren, und auch nicht bei meinem kleinen Blog, denn „Wir sind doch schon groß“, nicht wahr? Und wenn mir zum Abschluß noch jemand erklärt, warum es so häufig eben die gleichen Menschen sind, die sowas versuchen, die sonst bei jeder Gelegenheit die „mündigen Laien“ im Munde führen, dann wäre ich dankbar! 🙂

Nun, jedenfalls gelingt es Kardinal Schönborn in seiner ernsten aber doch alles andere als humorlosen Rede ein Schlaglicht zu werfen auf das Verhältnis von „Christentum und europäischem Projekt“, das sich ganz in die Linie des großen Anstoßes stellt, den Papst Benedikt mit seiner Freiburger Rede und dem Stichwort von der „Entweltlichung“  gegeben hat:

„Wie bei vielen anderen Gelegenheiten ermutigt Papst Benedikt die Christen heute, zur säkularen Gesellschaft ein positives Verhältnis zu gewinnen, nicht im Sinne der Anpassung. Vielmehr sollen die Christen in aller Freiheit in einer pluralistischen Gesellschaft das Eigene einbringen. Gerade in Staaten, die ein stark kooperatives Verhältnis zu den Kirchen haben – wie Deutschland oder Österreich – ist die Versuchung groß, mehr auf die eigene kirchliche Institution und Organisation zu schauen, als auf die ursprüngliche Berufung des Christen in der Welt. Gerade in einer säkularen Gesellschaft ist ein „verweltlichtes“ Christentum uninteressant, denn „weltlich“ sein, das können die Säkularen meist besser als die Kirchlichen. Papst Benedikts Aufruf zu einer „Entweltlichung“ der Kirche zielt, so sehe ich es, genau auf diese Situation eines „verweltlichten“ kirchlichen Lebens. Paradoxerweise ist eine „entweltlichte“ Kirche besser geeignet, weltoffen zu sein, wie es das Konzil wollte: „Sie öffnet sich der Welt, nicht um die Menschen für eine Institution mit eigenen Machtansprüchen zu gewinnen, sondern um sie zu sich selber zu führen“, indem sie sie zu Gott führt.“ (Hervorhebung von mir)

Mir geht es hier besonders um das Wörtchen „uninteressant“. Denn was haben PuLa-Leser mit dem Kardinal gemein (außer dem gleichen Glauben, hoffentlich)?

Beide haben Slavoj Zizek rezipiert! Vor über einem Jahr haben wir uns auf diesen Seiten mit der nur auf den ersten Blick überraschenden Position des bekannten postmodernen Philosophen beschäftigt, daß es gerade das traditionelle Christentum ist, das entweltlichte, sozusagen, das am allerwenigsten „uninteressant“, bzw. langweilig ist (ggf. hier nachlesen).

Damals lagen die Reise des Hl. Vaters nach Deutschland und damit auch seine Freiburger Rede noch vor uns. Es ist ein hoffnungsvolles Zeichen, wenn der Vorsitzende einer nationalen Bischofskonferenz auf diese Weise die Gedanken Benedikts weiterspinnt, gerade vor diesem Publikum (hoffentlich hat N. Lammert gut zugehört…).

 

Danke, Eminenz!

 

PS: Ich würde mir wünschen, daß dieser paradoxale aber letztlich doch so einfache Gedanke, daß man „anders“ sein muß, um für sich zu gewinnen, in die Überlegungen zum Thema „Neuevangelisierung“ Eingang findet. Gremienkirchliches Gleichmaß wird nämlich niemanden, aber auch niemanden hinter dem agnostischen Ofen hervorlocken…

 

 

 

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