Aus den Aufzeichnungen von Bischof Aufderbeck
„Pastoralsynode der DDR
Die geplante Pastoralsynode der DDR schickt ihre Schatten bereits voraus. Es sind eine Reihe von Vorkommissionen gebildet. Das Ganze läuft verhältnismäßig umständlich. Die Demokratie kostet viel Zeit, dazu viel Geld. Man muß aber wohl darauf vertrauen, daß, wenn alle guten Willens sind, der Heilige Geist in der Gemeinschaft zum Wirken kommt. Da wir heute weniger Heilige haben und sich der Heilige Geist mit seinen Gaben offenbar mehr auf alle verteilt, ist die Synode deshalb notwendig, weil ich hoffe, daß in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes die Dinge erkannt und getan werden können, die der einzelne, der kein Heiliger ist, nicht tun kann. Die konstituierende Sitzung wird im Frühjahr 1975 stattfinden. Im Herbst 1972 wird in Erfurt wie in jedem anderen Jurisdiktionsbezirk der DDR ein Pastoralkongreß oder eine Pastorale Veranstaltung stattfinden. (23.2.1972)
Abschluß der Synode am 28. – 30. November 1975
Die letzten Tage waren wie ein Fest. Es ist gut, daß die Synode stattfand – trotz mancher pessimistischer Stimmen. Es gab im Laufe der Jahre auch manche Mißstimmung und Verärgerung und gelegentliche Polarisierungen. Doch meinten westliche, österreichische und schweizerische Bischöfe, daß alles sehr freundlich verlaufen sei. Wer die Texte der Synode zu lesen versteht, wird die Grundfrage nach dem »Glauben heute« klar erkennen und Hilfen dafür finden, wie er sich realisiert in Ehe und Familie, in der Gemeinde, in der Ökumene und am Arbeitsplatz. (3.3.1976)“
Wieder einmal sehr aufschlußreiche Texte. Wie Bischof Aufderbeck versucht, die Demokratie möglichst geistlich zu begründen (was ihn auszeichnet!) und seine Skepsis „tapfer“ niederkämpft? Diesmal war ich ja meinerseits in Versuchung, das Zitat von 1976 wegzulassen, aber auf PuLa wird nicht gefälscht! 😉
Außerdem kann ich mir vorstellen, daß genau die gezeigte Entwicklung durchaus typisch gewesen sein könnte, für diese Generation von Kirchenmännern: Nach einer hinreichend langen Zeit der „Gewöhnung“ haben dann vielleicht wirklich auch Phänomene in der Art von „Pastoralsynoden“ wie ein Fest erscheinen können… Womit übrigens nicht grundsätzlich bestritten werden soll, daß solche Veranstaltungen unter Umständen nötig sein können! Aber ein „wie ein Fest“? Und die allgemein vorausgesetzte Abnahme der Zahl der Heiligen? Da habe ich auch ein bißchen den Verdacht, das könnte ein, persönlich sehr sympathischer!, Bescheidenheitstopos gewesen sein, den es vermutlich auch schon in früheren Jahrhunderten gegeben hat.
Wie es sich so fügt gab es gerade vorgestern die Aussage eines Bischofs, der sich vierzig Jahre später dazu geäußert hat, wie es sich das heute für ihn darstellt, mit den Gremien:
„Wenn ich eine Sorge ausdrücken darf, die mich umtreibt, dann ist das die Last unserer Strukturen. Ich bin Mitglied von 24 verschiedenen Kommissionen und Räten (acht davon ökumenisch), mit oft unverständlichen Bezeichnungen. Wenn das nur mich beträfe, würde es mich nicht weiter beunruhigen; aber in verschiedenem Maße sind sehr viele davon betroffen. Es ist gut, daß es Beratungsorgane gibt. Doch ihre Vielzahl führt dazu, daß wir uns immer in den gleichen Zirkeln aufhalten. Dabei bräuchten wir auch Zeit, uns über diese engen Kreise hinaus zu bewegen.“ (Hervorhebung von mir)
(Charles Morerod, Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, ganzer Text hier)
Weg ist die Feststimmung; irgendetwas scheint gründlich schief gegangen zu sein…
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