Wie angekündigt folgen in den nächsten Tagen einige Texte, die geeignet sind, die Stimmung widerzuspiegeln, in der die Einführung der uns heute so vertrauten „Gremien“ geschah:
„Aus den Aufzeichnungen von Bischof Aufderbeck
In der nachkonziliaren Zeit wird die Kirche ja mehr und mehr eine »Kirche der Räte«. Wenn die Räte ihre Funktion richtig verstehen und ihre Arbeit in Anerkennung der Hierarchie tun, dann kann eine solche Arbeit sicher nutzen. Der Priesterrat, der an sich sehr gut gewählt ist, ist einige Male zusammengewesen. Die Arbeit dieses Priesterrates begrüße ich sehr. … Die meisten Gemeinden haben inzwischen Pfarrgemeinderäte. Soweit man das bis jetzt sehen kann, sind sie eine Hilfe, wenngleich natürlich immer die Gefahr besteht, daß viel geredet und wenig getan wird. -Auf Dekanatsebene haben wir im letzten Jahr auch die Dekanatsräte gebildet, die aber jetzt erst ihre Aufgaben beginnen. (4. 2. 1969)“
(Im Land der […], S. 269)
„Am Elisabethtage haben wir einen Diözesan-Caritas-Tag mit den Elisabethfrauen gehalten. Es wird ja gut sein, daß neben der liturgischen Arbeit und den Glaubensseminaren auch die diakonischen, alltäglichen kleinen Gemeindedienste nicht vergessen werden. Es ist leider so, daß im Gegensatz zu der Nachkriegszeit diese Kleinarbeit etwas zurückgetreten ist. Es wird heute mehr geredet als gehandelt. Eine Kirche des größeren Mundwerkes ist noch keine erneuerte Kirche. (8. 1. 1970)“
(Im Land der […], S. 236) Alle Hervorhebungen von mir
Den Schlußsatz könnte man sich einrahmen, oder? 😉
Vgl. dazu auch Ps. 12, 4: Disperdat Dominus universa labia dolosa, et linguam magniloquam. (etwa: Der HErr zerstreue alle trügerischen Lippen und die großsprecherische Rede)
Jedenfalls erleben wir auch hier wieder einen differenziert empfindenden, wägenden Hirten, der, natürlich, ganz den Texten des Konzils gemäß, keinerlei Zweifel an der „Anerkennung der Hierarchie“ läßt und die Dinge nüchtern, aber eben auch nicht in ablehnender Defensive bewegt und beobachtet. Auf Bischof Aufderbeck können sich, so scheint es mir, weder die WisiKis noch diejenigen berufen, die pauschal eine ganze Ära der Kirchengeschichte (die nun freilich langsam zu Ende geht) nachträglich im Wortsinne verteufeln wollen. Wie sympathisch!
Auch ist mir bei der Lektüre von „im Land der heiligen Elisabeth“ in diesem Advent einiges klar(er) geworden, über die große Rolle, die die Kriegs- und unmittelbare Nachkriegszeit gespielt haben, für die Herausbildung dessen, was heute das Bistum Erfurt ist. Eine schwere Zeit, ohne Frage, aber in paradoxer Weise auch eine Zeit der Bewährung und der, ja, „Ausweitung“! Das ist ein Thema, das weiterzuverfolgen ich versuchen möchte.
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