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Der „Zwei katholische Bücher-Adventskalender“ – Tag 24, Der Christbaum

Fr. Woher kommt wohl die schöne Sitte, am Weihnachtsfeste einen Christbaum aufzustellen?

Antw. Diese schöne Sitte hat eine gar tiefe und wunderbare Bedeutung; der festlich geschmückte Christbaum sinnbildet uns nämlich ganz trefflich und schön jenen segensreichen Lebensbaum, jenen Baum des Heiles, welcher an die Stelle des Verderben bringenden Baumes im Paradiese durch Jesus Christus aufgepflanzt worden ist.

Belehrung.

Das vorzüglichste unter allen Christgeschenken, womit die christlichen Eltern ihre lieben Kleinen am heiligen Weihnachtsfeste ganz besonders zu erfreuen pflegen, ist der Christbaum, sinnig geziert mit vergoldetem Obste, mit allerlei buntem Zuckerwerk, mit Kränzen von künstlichen Blumen, mit farbigen Bändern und beleuchtet von tausend Lichtchen.

 

Mehler, Der Christbaum (eigene Aufnahme)

„Die sinnbildliche Bedeutung dieses Christbaumes,“ sagt selbst ein Schriftsteller (Consistorialrath Augusti), der nicht unserm Glaubensbekenntnisse angehört, „ist so rein christlich und so aus dem Innern der christliche Lehre hervorgehend, daß man zweifeln muß, ob bei irgend einem andern Gegenstande dieser Art das Urchristliche so bestimmt nachgewiesen werden könne, als bei dieser schönen Sitte.“ – Was bedeutet nun dieser Christbaum? Ein Blick in den Kirchenkalender gibt uns Antwort auf diese Frage. Wir finden nämlich in demselben am gestrigen (sic!) Tage (am heiligen Abend) die beiden Namen: „Adam und Eva“; heute aber: „die Geburt Jesu Christi.“ Welch eine merkwürdige, bedeutungsvolle Zusammenstellung! Adam und Eva hatten gegessen vom Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen und uns dadurch in unsägliches Elend gestürzt. Dem ewigen Verderben wären wir Alle anheimgefallen, wenn uns nicht ein zweiter Baum in der Person des Erlösers Jesus Christus zu Theil geworden wäre, der da nach den Worten des Propheten Isaias (11,1.) hervorsproßte aus dem Stamme Jesse. Vom Baume im Paradiese kam Elend und Tod über das ganze Menschengeschlecht; das Heil aber wurde uns dadurch wieder, daß Christus aus Gehorsam seinen heiligen Leib an den Baum auf Golgatha an das Kreuz, hingab, um durch dieses freiwillige Opfer den Zugang zu dem Baum des Lebens, welcher den Sündern versagt war, zu eröffnen. (I. Petr. 2, 24.) Vom Baume, vom Holze kam der Fluch und Tod; vom Baume kommt uns nun Segen und Leben. Diesen segensreichen Lebensbaum also, der an der Stelle des verderbenbringenden Baumes im Paradiese durch Christus Jesus ist aufgepflanzt worden, diesen Baum des Heiles sinnbildet uns so trefflich und schön der festlich geschmückte Christbaum. Darauf deuten hin die brennenden Lichter, die goldenen und silbernen Aepfel u. s. w.; sie sagen es uns, daß das wahre Licht vom Himmel erschienen sei, und der Frucht am Baume der Erkenntnis die schädliche todtbringende Wirkung genommen habe. Nie sollen wir diese tiefe und wunderbare Bedeutung des Christbaumes übersehen, so oft wir ihn zieren mit den holden Gaben des Christkindleins! Bei Betrachtung des festlich geschmückten Christbaumes sollen wir aber auch nicht vergessen, daß es einen geistigen Christbaum gebe, den jeder fromme Christ ganz besonders am Weihnachtsfeste in seinem Herzen als Lebensbaum aufrichten soll. (Hervorhebungen im Original)

 

Und damit enden die Ausschnitte aus dem „Christkatholischen Haus- und Familienbuch“ des Regensburger Stiftsdechanten Ludwig Mehler für den Advent und der „Zwei katholische Bücher Adventskalender“ überhaupt! Was ein wenig als Verlegenheitslösung begonnen hat, oder vielmehr, was sich scheinbar (!) als eine Verlegenheitslösung darstellte, hat sich, so ging es mir jedenfalls selbst, als überraschend ergiebig erwiesen und zum Nach- und Weiterdenken angeregt und der verehrten Leserschaft hoffentlich auch ein wenig Vergnügen bereitet. Ich glaube, auf beide Werke werden wir noch verschiedentlich zurückkommen.

PuLa wünscht alles Leserinnen und Lesern von Herzen einen schönen und gesegneten Heiligen Abend!

 

Mehler, Krippe (eigene Aufnahme)

PS: Ob es morgen wieder ein bildliches Weihnachtsschmankerl gibt? Mal sehen! EDIT: Oder doch erst übermorgen… 😉

 

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