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„Das wäre Ihr Preis gewesen!“

Oder vielmehr: Das wäre Ihre Uraufführung gewesen! Wenn nämlich heute abend in der Brüsseler Kathedrale St. Michael und St. Gudula die „Toccata für Orgel“ des Weimarer Komponisten Ludger Vollmer das erste Mal erklingt, dann ist das erneut ein Stück verhinderten Lebens in Herz-Jesu-Weimar, das glücklicherweise immerhin an anderem Ort stattfinden kann.

Denn die Komposition stammt bereits aus dem Jahr 2011 und war, in Absprache mit der Gemeindeleitung (ohne Anführungszeichen!), für die feierliche Weihe und Einweihung der Liszt-Orgel in unserer Pfarrkirche vorgesehen. Ja, sie ist im Grunde auf dieses besondere Instrument mit seinem Fernwerk in der Kuppel zugeschnitten und spielen sollte die Uraufführung natürlich der geistige Vater des ganzen Projekts, Prof. Michael Kapsner.

Nur daß die Absprache zum Schluß, wie so oft, nicht mehr trug, nachdem die „Gemeindeleitung“ festgestellt hatte, so etwas bräuchten wir nicht. Nein, da half es auch nichts, daß der Komponist sich erfolgreich um finanzielle Mittel aus dem zuständigen Thüringer Ministerium bemüht hatte.

Aber etwas ist anders, als es bei dem verhinderten Konzert Anfang April war (PuLa berichtete). Etwas sehr Wichtiges. Es war zwar schon längst allen klar, was hier passiert, aber in diesem Fall stand es auch in der Zeitung! Ja, am 4. Juli wurde in der TLZ unter dem Titel: „Eine verspätete Uraufführung“ detailliert über die Problematik berichtet! (Leider hat es der Artikel nicht ins Online-Angebot gebracht, vgl. aber hier)

Ich kritisiere auf PuLa ja gelegentlich die Chefredaktion der TLZ, aber dieser lokaljournalistischen Leistung ist nur höchste Anerkennung und Dank zu zollen (und wie gut, daß der Artikel schon so früh erschienen ist, da war noch niemand in den Ferien 😉 ). Daß daraufhin die Journalistin beschimpft und versucht wurde, sie zu verunsichern, konnte niemanden mehr überraschen, aber die Dame ist ein Profi und die Fakten stehen fest!

Ja, so geht es immer, wenn sich Veränderungen andeuten, zuerst die Blogger, dann die herkömmlichen Medien, schließlich die ‚Massen‘…

Mit der Heiligen Gudula ist das Laternenwunder verbunden: Ein Teufel blies ihr auf dem Weg zur Kirche mehrfach die Laterne aus, auf daß sie sich verirre, aber ein Engel zündete sie immer wieder an.

 

Hl. Gudula, bitte für uns, daß auch in Weimar allen, die den Weg der Kirche suchen, das Licht der Wahrheit nie erlischt!

 

St. Gudula (Bild: Wikipedia, User Tinodela)

PS: Ich habe ganz bestimmt nichts damit zu tun, daß die deutsche Uraufführung des Werks in der Kirche meines Namenspatrons, St. Gereon zu Köln stattfindet, ehrlich! 🙂

PPS: Wenn Sie sich die ganze Zeit fragen: „Woher kenne ich die Titelzeile, ‚Das wäre Ihr Preis gewesen‘, woher bloß?“: Es handelt sich um einen häufig gesagten Satz aus Rudi Carrells Spielshow: „Die verflixte Sieben“, die von 1984 bis 1987 lief, der in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen ist.

 

Ein Trackback/Pingback

  1. Pulchra ut Luna › „also: Weimarer“ – Teil IV on Montag, 9. November 2020 um 20:46

    […] Das, was man gemeinhin als Hochkultur bezeichnet, verkörperten hier in der Weimarer Pfarrei in den letzten 15 Jahren, die ich überblicke, selbstverständlich nicht nur Zugezogene aus dem Westen. Ich habe diese Gruppe im ersten Beitrag der vorliegenden PuLa-Reihe am 3. Oktober 2020 nur deshalb so ausschließlich apostrophiert, weil es zu diesem Datum und seither auch in der Lokalpresse immer mal wieder um die Frage nach einer gelungenen Wiedervereinigung ging. Das Feindbild der lange Zeit Tonangebenden hier in Herz Jesu Weimar war allerdings klar. Den 2014er Schlachtruf vom „wessifreien Kirchenvorstand“ haben wir uns schließlich nicht ausgedacht. Den gab es ja wirklich. Aber – nein, die Ausgrenzungen trafen nicht nur die „Wessis“, sondern auch Leute wie den wohl renommiertesten zeitgenössischen deutschen Opernkomponisten. Auch Weimarpreisträger Ludger Vollmer war bis vor ganz kurzer Zeit über zwei Jahrzehnte lang Gemeindemitglied in Herz Jesu Weimar. Und auch er biß sich am hiesigen Regime die Zähne aus. […]

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