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Die gute Pressearbeit, ein Sketchlet aus einer hessischen Kleinstadt

Die gute Pressearbeit

Ein Sketchlet für sechs Personen

Das gemütliche Hinterzimmer des kleinen Spezialitätenrestaurants „Chez Françoise“ in einem verwinkelten Innenstadtgäßchen einer hessischen Kleinstadt hallt von ausgelassenem Gelächter wider. Versammelt sind der Chefredakteur der örtlichen Lokalzeitung, ein Mitglied des Wirtschaftsausschusses der Stadtverordnetenversammlung und einige befreundete Restaurantbetreiber, die hier zu später Stunde offenbar auf einen gemeinsamen Erfolg anstoßen.

Ein Hotelier (prostet der Gastgeberin zu): Auf dich, Françoise!

Alle (durcheinander): Auf dich! – Sie lebe hoch! – Prost! – Weiter so!

Françoise (lächelt hinreißend): Worauf ihrr eusch vörlassen kjönnt! Santé! (Sie hebt ihr Glas und trinkt.)

Eine Cafébesitzerin (zum Redakteur): Aainfach klasse, wie du dem D.D. die Skandäälsche bröckschewaais eniwwergemailt hosch. – Escht professionell! (Sie trinkt ihm zu.)

Der Redakteur (großspurig): Überhaupt kein Problem – wenn man die Kontakte hat …

Der Stadtverordnete (zu Françoise): Aber nun sagen Sie doch mal: Wie sind Sie eigentlich ursprünglich auf die Idee gekommen?

Françoise: In Frankreisch weiß jeddes Kjind, daß der Bau einer Cathédrale ein gigantischörr Motorr zurr Wirtschaftsförderung war. – Chartres! (Sie reißt die Augen auf.)

Der Redakteur: Klar! Die ganzen Gewerke! Logisch!

Ein Gastwirt: Unn alle misse se esse unn schloofe – unn noch e bißsche was anneres. (Er lacht.)

Der Stadtverordnete: Ah ja! Ein klassischer Fall von Umwegerentabilität!

Françoise (schelmisch): „Umwegerentabilité“ – aaah! (plötzlich sorgenvoll) Abbörr ‘ier wurde leidör keine neue Kirsche gebaut, sondern nur das Ordinariat und Gemeindezentrum und alle Göwerkö warön schon da. Also – wie verdient die Gastronomie mit? (Sie gestikuliert und blickt erwartungsvoll in die Runde.)

Der Stadtverordnete (charmiert): Tja – da braucht man dann die Touristen.

Der Gastwirt: Unn fä die Tourischde, do brauch mer die rischdische Presse … (Er schlägt dem Redakteur freundschaftlich auf die Schulter.)

Françoise (aufgeräumt): Bien logique …

Der Gastwirt: Ja. Do muß mer nur ääns unn ääns zesommezähle!

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

 

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