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Embolismus im Ahnatal, notwendiger Nachtrag

So, nach dem Ausflug auf das politische Parkett, den die Schafe da vorgestern gewagt haben (heute morgen hat die Hl. Ursul…, äh, die Bundesverteidigungsministerin den Einsatz in Afrika begrüßt… 😉 ), gibt es im Rahmen des PuLa-Normalbetriebs noch einen leider reichlich verzögerten notwendigen Nachtrag zu den Berichten über die liturgischen Gepflogenheiten im Ahnatal (zuletzt hier).

Zunächst gibt es zu der Frage, wie das Hinwerfen eines Tuchs, das zur Reinigung des Kelchs benutzt wurde, zu bewerten sei, eine Konkretisierung von Herrn Göbel:

„Der Kaplan hatte den Kelch in der Christmette schon selbst mit dem am Altar befindlichen Tuch abgetrocknet; der Küster-Kollege hatte nicht dieses Tuch in eine Ecke geworfen, sondern ein anderes einfaches Abtrocken-Tuch aus der Küche.“

Da kann man nur sagen: Danke, was für eine ausgesprochen beruhigende Nachricht!

Zuvor war schon die überaus geschätzte, liebe Kollegin von Braut des Lammes (per Kommentar) auf das Thema eingegangen:

„Nur ergänzend: wenn jemand nach der Heiligen Messe den Kelch mit einem Tuch abtrocknet, ist das Tuch nicht mit dem Allerheiligsten in Berührung gekommen, auch nicht indirekt. Der Kelch wird in der Heiligen Messe purifiziert, eine Reinigung nach dem Gottesdienst dient meist der Hygiene oder auch der Optik (es gibt Priester, die „Lippenbekenntnisse“ hinterlassen). Daß man so ein Tuch nicht absichtlich auf den Boden werfen sollte, steht auf einem anderen Blatt, sakrilegisch ist es nicht zu nennen.“

Nun, wie wir dank Herrn Göbels Präzisierung wissen, genau so war es an jenem Tag. Aber das verstand sich, als ich den Beitrag schrieb, nicht etwa automatisch von selbst!

Denn außer diesem Ablauf, den die Kollegin beschreibt, und den auch ich als den Regelfall kenne, ist noch ein abweichendes Verfahren möglich, beschrieben im Missale Romanum, Nr. 163:

„Nach der Kommunionausteilung trinkt der Priester den konsekrierten Wein, der gegebenenfalls übriggeblieben ist, selbst sofort und vollständig am Altar aus. Die konsekrierten Hostien aber, die übriggeblieben sind, verzehrt er entweder am Altar oder trägt sie zu dem für die Aufbewahrung der Eucharistie bestimmten Ort.

Der Priester sammelt, wenn er zum Altar zurückgekehrt ist, die Hostienteilchen, falls es welche gibt. Dann purifiziert er, am Altar oder am Kredenztisch stehend, die Patene beziehungsweise die Hostienschale oder das Ziborium über dem Kelch. Anschließend purifiziert er den Kelch, wobei er still spricht: Was wir mit dem Munde empfangen haben (Quod ore sumpsimus), und er trocknet den Kelch innen mit dem Kelchtuch. Wenn die Gefäße am Altar purifiziert wurden, werden sie von einem, der einen liturgischen Dienst ausübt, zum Kredenztisch getragen. Es ist aber auch erlaubt, die zu purifizierenden Gefäße, besonders wenn es mehrere sind, auf dem Altar oder dem Kredenztisch, in geeigneter Weise bedeckt, auf dem Korporale stehen zu lassen und sie sofort nach der Messe, wenn das Volk entlassen ist, zu purifizieren. (Unterstreichungen von mir)

Und in dem zweiten möglichen Fall hätte ja die Sachlage erkennbar ganz anders ausgesehen, nicht wahr? Klar, dazu bestand damals in Osthessen angesichts einer vermutlich „überschaubaren“ Anzahl von Gläubigen kein Anlaß, aber man weiß ja nie!

Und da sich PuLa stets um Vorsicht und Präzision bemüht (sehr im Gegensatz zu dem, was uns manche aus nur allzu durchsichtigen Motiven nachsagen und gerne hätten!  😉 ), hatte ich ja damals schon von dem Versuch einer rechtlichen Würdigung ohne genaue Kenntnis der konkreten Umstände bewußt abgesehen!

Im übrigen war die Wendung „indirekt in Berührung gekommen“, die ich Anfang des Monats verwendet habe, vielleicht ein bißchen unscharf (obwohl, Stichwort „Lippenbekenntnisse“…), aber es ist ja klar, was gemeint war: Die Art des Umgangs auch mit den (scheinbar) banalsten Gegenständen, die irgendwie auf die Eucharistie hingeordnet sind (und sei es ein Spültuch!!) MUSS die unübertreffliche Würde des Sakraments widerspiegeln. Und wo sie es nicht tut, da sind Rückschlüsse auf ein mangelndes Verständnis der Bedeutung der Eucharistie (um es mal ganz vorsichtig auszudrücken) zulässig, nein, geboten. So sieht es ja offenbar auch die Kollegin aus Berlin.

Mir hat das im Kontrast die schöne Geschichte in Erinnerung gerufen, die Martin Mosebach in seinem bedeutenden Buch: „Die Häresie der Formlosigkeit, Die römische Liturgie und ihr Feind“ erzählt, aus den zaghaften „Neu-Anfängen“ der Alten Messe in Frankfurt/Main, wo sich irgendwann Frauen finden, die die „Purificatoria“ der normalen Behandlung in der Waschmaschine (zusammen mit aller „profanen“ Wäsche) entziehen und künftig mit der Hand waschen:„Daß die Kirche früher vorgeschrieben hatte, daß der Priester selbst das erste Auswaschen des Purificatorium zu besorgen habe, daß das Waschwasser danach in das Sakrarium oder in Erde zu gießen sei, das wußten diese Frauen gar nicht.“ „[Diese Frauen] lebten in der beständigen unbezweifelten real erlebten Gegenwart Jesu. […] Ihr Leben war Anbetung, die in sehr präzise, sehr praktische Handlungen übersetzt war – Liturgie.“

PuLa sagt: That’s the spirit!

Es zeigt sich erneut: Was den Ablauf der Hl. Messe betrifft, gibt es keine „Kleinigkeiten“; es ist ein hochdeterminierter, zeichen- und verweisgesättigter Raum und das ist gut und schön so!

Im übrigen hatte ich ja angekündigt, mich inhaltlich weiter mit dem Embolismus beschäftigen zu wollen – es gibt schon erste Ergebnisse. Ich kann nur sagen: Es sieht nicht gut aus, für seine Verächter, gar nicht gut! 🙂

Und wo wir schon im Missale Romanum unterwegs sind, die Nr. 91 sollte man sich auch einmal auf der Zunge zergehen lassen

„Die Feier der Eucharistie ist ein Handeln Christi und der Kirche, das heißt des heiligen Volkes, unter dem Bischof geeint und geordnet. Daher geht sie den ganzen Leib der Kirche an, macht ihn sichtbar und wirkt auf ihn ein; seine einzelnen Glieder aber kommen mit ihr auf verschiedene Weise in Berührung, je nach der Verschiedenheit der Stände, Aufgaben und der tatsächlichen Teilnahme.

Auf diese Weise macht das christliche Volk, „das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, der heilige Stamm, das Volk, das Gott sich erworben hat“, seine organische und hierarchische Ordnung sichtbar. Darum haben alle, seien sie geweihte Amtsträger oder gläubige Laien, in der Ausübung ihres Amtes oder ihrer Aufgabe nur das und all das zu tun, was ihnen zukommt.(Unterstreichungen von mir)

Jaja, „nur das und all das“, besser kann man das nicht sagen, oder? 🙂

Wer hier nachliest, findet auch die Fußnoten, die auf die entsprechenden Artikel der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanums verweisen.

 

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