Du liebe Güte! Da hat man vor wenigen Stunden erst einen Beitrag über die Spekulationen zur Neubesetzung des Erfurter Bischofsstuhls geschrieben und veröffentlicht und denkt, man hat seiner Bloggerpflicht erstmal Genüge getan, steht auf, blickt auf die Zeitung und reibt sich ungläubig die Augen, denn da ist es wieder das Thema; Auf der Titelseite…Wow!
Ja, die Thüringische Landeszeitung (TLZ) macht ihrem Ruf als Zentralorgan des „Reform“-Katholizismus in unseren Landen wieder einmal alle Ehre, wenn ihr stellvertretender Chefredakteur, Hartmut Kaczmarek (der mit dem Kürzel „mar“ zeichnet) dort titelt: „Der Vatikan läßt sich noch Zeit“.
Wie gut, daß wir gestern schon etwas dazu geschrieben hatten, was von dieser Haltung des Vorwurfs an „Rom“ („Der Vatikan laßt sich bei der Besetzung des Erfurter Bischofsstuhls weiter Zeit.“ „[…] in der Landeshauptstadt [ist] noch immer nicht die lang erhoffte Dreierliste mit den Vorschlagen aus dem Vatikan für den neuen Erfurter Bischof angekommen.“) zu halten ist (Hervorhebungen von mir).
Ich füge heute noch hinzu: Es läuft Gefahr ein wenig albern zu wirken, wenn man in der Thüringer Provinz mit dem Fuß aufstampft, damit Rom doch jetzt bitte aber endlich einmal diese weltkirchlich aber wirklich zentrale Frage löst, also wirklich!
Und die Anspruchshaltung, die sich hinter Sätzen wie: „Ob die Thüringer Katholiken zu Ostern bereits einen neuen Bischof haben werden, steht derweil noch in den Sternen.“ verbirgt, finde ich mit Verlaub ebenso unangemessen wie unangenehm!
Aber deswegen hätte ich nicht erneut die Arbeit an wichtigen Texten (Themen wie „Embolismus“ und „Gotteslob“ stehen erneut an!) unterbrochen, doch in den Beiträgen (Titelseite und Landesspiegel) werden auch neue Spekulationen verbreitet und – Namen genannt!
Demnach hätten auf der ersten Liste, die das Domkapitel der Nuntiatur übermittelt habe, die Namen von Weihbischof Hauke und Propst Gremler (Heiligenstadt) gestanden. Beide Namen hätten sich jedoch auf der von der Nuntiatur nach Rom geleiteten Liste nicht mehr gefunden, was in Bezug auf den Administrator mit den Worten: „In Kirchenkreisen gilt es als nicht üblich, daß ein Weihbischof im gleichen Bistum zum Bischof ernannt wird.“ erläutert wird. PuLa hatte diesen Gedanken in etwas anderer Formulierung („Hausberufungen werden vermieden“) allerdings bereits Ende Januar 2013 geäußert… (hier, ganz unten).
Außerdem würden in den nämlichen ominösen „Kirchenkreisen“ zwei andere Namen gehandelt, die Bestandteil der nach Rom gesandten Liste gewesen seien, die Weihbischöfe Ansgar Puff, Köln und Matthias Heinrich, Berlin.
PuLa wird sich hüten, sich an diesen Spekulationen mit Äußerungen über diese Kirchenmänner zu beteiligen (so reizvoll das auch wäre: ein Anhänger des neokatechumenalen Wegs [Puff] und ein promovierter Kirchenrechtler [Heinrich], das könnte beides interessant werden… 🙂 ), denn das gehört sich nicht. Und es lohnt sich auch nicht, denn ob die Nennung dieser Namen wirklich auf Insiderkenntnissen beruht oder bloß als solche wenig originelle Spekulation darstellt, das können wir nicht überprüfen (und Hartmut Kaczmarek möglicherweise auch nicht…).
Interessant ist aber, wie die beiden eingeführt werden: „[sie] gelten als Kandidaten des zu den konservativen Kirchenführern zählenden Kardinals Meisner aus Köln.“
Oha! Ich lasse jetzt mal die Frage, ob es eine solche Verbindung zwischen Kardinal Meisner und den beiden Weihbischöfen tatsächlich gibt (vermutlich ja), für den Moment weg und frage mich nur: Was will uns dieser Satz wirklich sagen? Nicht einmal die TLZ kann ja glauben, daß das in der Kommunal- oder Landespolitik u.U. aussichtsreiche Verfahren, Kandidaten durch vorzeitige Nennung zu beschädigen oder gar zu verhindern hier Aussicht auf Erfolg haben könnte, denn wie nun wiederum PuLa aus absolut zuverlässiger Quelle weiß, ist die TLZ nicht die erste Zeitung, die Papst Franziskus morgens in der Domus Martha vorgelegt wird… (Welche Quelle, fragen Sie? Ach, ich kenne da eine überaus charmante Familie von römischen Kirchenmäusen! 🙂 ).
Nein, ich glaube, hier haben wir es mit einer anderen Absicht zu tun. Angesichts der nicht von der Hand zu weisenden „Gefahr“, daß Erfurt einen Bischof erhält, der, wiewohl „jünger“ (die Genannten sind 58, Puff, und beinahe 60, Heinrich) nicht von vornherein dem deutsch-laienkatholischen „Reform“-Schema entsprechen könnte, angesichts dieser „Gefahr“ muß argumentativ vorgebaut werden. Und als Schreckgespenst eignet sich in diesen Kreisen Kardinal Meisner, zumal er ja auch einmal in Erfurt gewirkt hat, besonders gut.
Ich glaube, ich könnte, wenn es tatsächlich einer der beiden Herren wird, oder aber auch jeder andere ganz „normale“, „katholische“ Geistliche, den Kommentar, den wir dann in der TLZ lesen werden, schon heute schreiben: Er wird sich sehr besorgt äußern über den „langen Arm von Kardinal Meisner und/oder Papst Benedikt“, er wird von der Kirche sprechen, die doch „immer zu reformieren“ sei, von den Schwierigkeiten, die den Gewählten erwarten, hier im „Kernland der Reformation“, wo die „Ökumene doch so zentral sei“ und sie werden nicht fehlen, die „Menschen hier“, die doch so anders ticken als die im „Westen“, auf die es aber jetzt „zuzugehen“ gelte, denn sie „erwarteten ‚Reformen‘“, die doch so „dringlich“ seien. Und natürlich ein ganz anderes Auftreten als dieser schreckliche „Protzbischof“…
Ob auch ein Stück Enttäuschung über Papst Franziskus mitschwingen wird, „von dem man doch anders erwartet habe“?
Nun, PuLa wird Sie auch außerhalb des Verbreitungsgebiets der TLZ unterrichten, wenn es soweit ist! Darauf freue ich mich schon! 😉
Bis dahin empfehle ich uns allen wie schon gestern abend nicht „mit Hochspannung“ auf die Dreierliste zu warten, sondern – den Ball flach zu halten! So wie es in Köln aktuell gerade in anderem Zusammenhang erfolgreich praktiziert wird:
3 Trackbacks/Pingbacks
[…] zu hören war: Es gab eine Terna aus Rom für Erfurt, Ansgar Puff stand tatsächlich darauf (vgl. hier) – aber es gab eben keine Bekanntgabe eines neuen Bischofs. Es will also sehr so scheinen, als […]
[…] jetzt freue ich mich wie angekündigt (hier) auf die Kommentare der Medien, besonders auf einen, schauen wir mal, ob wir überrascht […]
[…] erfreulicherweise immer besser in das Gesamtbild der TLZ fügen, die mittlerweile nicht mehr das Zentralorgan des „Reform“-Katholizismus in Thüringen ist! Aber davon ein anderes Mal […]
Einen Kommentar schreiben