Die verräterische Formulierung
Ein Sketchlet für zwei Personen
Wundersdorf, im Wohnzimmer der Familie Langenfeld. Es ist Abend. Edith sitzt vor dem Laptop und surft ein bißchen zum Rücktritt von Bischof Tebartz-van-Elst, als sie auf eine Website stößt, auf der Artikel verschiedenster Zeitungen zum Thema zusammengestellt sind. Sie überfliegt die Artikel und lacht plötzlich auf.
Edith (lacht): „Strafversetzt“ – das klingt ja wie Sibirien.
Richard (blickt von seinem Buch auf): Hm?
Edith: Hier – wegen Tebartz: „Im Bistum Erfurt gibt es noch immer Befürchtungen, van Elst könnte nach Thüringen ‚straftversetzt‘“ in Anführungsstrichen „werden“.
Richard: Wieso Befürchtungen?
Edith (lacht wieder): Und wieso „strafversetzt“? Erfurt ist doch eigentlich eine ganz schöne Stadt.
Richard: Wer schreibt das denn?
Edith: TLZ – warte mal, was ist das denn – Thüringische Landeszeitung. Hm. Erscheint in Weimar.
Richard (grinst jetzt auch): Na – da wissen die wohl mehr als wir, was in dem Bistum so los ist …
Edith: … oder im Erfurter Ordinariat.
Richard (wendet sich wieder seiner Lektüre zu, brummelnd): „Strafversetzt“ … tssss!
ENDE
Cornelie Becker-Lamers, Weimar
Ja, so geht’s zu in Wundersdorf, von wo aus man sich ja soweit im Süden, hier bei uns in Thüringen, nicht so gut auskennen kann, nicht wahr? Daher sind die Spekulationen unserer Freunde dort auch verzeihlich. 😉
Aber: Warum schreibt eine Thüringer Zeitung so etwas? Denn die TLZ hat das heute wirklich geschrieben (leider nicht online)! Damit, ausgerechnet damit hat sie einen Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ergänzt. Ist das der Blick einer Regionalzeitung auf das eigene Verbreitungsgebiet, um nicht zu sagen, die Heimat? Das ist doch sehr eigentümlich, denn normalerweise ist ein solches Presseorgan ja essentiell daran interessiert, seinen Lesern, also Käufern und Abonnenten (denen vor allem!) ein Gefühl von „Was sind wir doch toll hier in XXX!“ zu vermitteln.
PuLa ist jedenfalls nicht der Meinung, das Bischofsamt in Erfurt könne als „Strafe“ zu begreifen sein, schon deswegen, weil wir uns hier Phänomene, wie sie aus Klerus und Volk von Limburg leider bekannt geworden sind (wie Illoyalität, Ungehorsam, Vorverurteilung und Hetze) jedenfalls in diesem Ausmaß wahrhaftig nicht vorzustellen vermögen! Und „synodale Strukturen“ in dem dortigen Ausmaß, die gibt es hier bei uns auch nicht, dem Himmel sei Dank! Ich sage nur: „Das Elend der Westkirche“… (vgl. hier).
Hm! In dieser Perspektive, will einem da nicht scheinen, als wäre Erfurt u.U. das ganze Gegenteil einer „Strafversetzung“ und müßte eigentlich für jeden Bischof, bzw. Bischofskandidaten ein Wunschposten sein? 🙂
Jedenfalls ist das eigentlich schade, was die TLZ da produziert hat, nicht zuletzt, weil ihr heutiger Kommentar zur gestrigen Entscheidung aus Rom (hier) gar nicht schlecht ist. Ihn hat Gerlinde Sommer geschrieben und, bemerkenswerterweise, nicht der „Kirchenfachmann“ der TLZ. Besonders gefällt mir, daß bei Frau Sommer einfach davon die Rede ist, Papst Franziskus habe eine Entscheidung getroffen. Warum der neue Vorsitzende der DBK so etwas verquer davon sprach, der Hl. Vater habe eine Entscheidung „herbeigeführt“, erschließt sich mir hingegen nicht so recht.
Aber das sind ja eigentlich alles kleine Fische im Vergleich zu dem, was sich heute erneut die FAZ oder genauer der notorische Daniel Deckers leistet. In einem auch sonst heftig gefärbten Artikel heute auf S. 3 des Blatts, der einen Überblick über die Jahre von Bischof Tebartz van Elst in Limburg versucht (hier), steht doch tatsächlich der Satz:
„Heute heißt es, er habe schon damals den Amtsverzicht angeboten.“
Was nun nichts anderes heißt, als daß der Verfasser die Glaubwürdigkeit der Verlautbarungen des Hl. Stuhls in Frage stellt. Aus der gestrigen wissen wir nämlich überhaupt von diesem Angebot des ehemaligen Limburger Bischofs mit Datum vom 20. Oktober2013.
Übersetzt auf den journalistischen Stil der BILD-Zeitung würde das dann etwa so lauten: „Hat der Papst gelogen?“. Ich hatte Deckers schon viel zugetraut, aber das….? 🙁
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