Unter dem Titel: „‘Böses‘ aus Rom? – Sedisvakanz im Bistum Erfurt“ hatte PuLa am 8. Oktober 2012 über die damals erst wenige Tage alte Sedisvakanz im Bistum Erfurt berichtet und dabei gezeigt, zu welch skurrilen und entlarvenden Verwirrungen der deutsche National- und „Reform“-Katholizismus auch in der Provinz, der mitteldeutschen Diaspora fähig ist (hier). Namentlich hatte sich damals der Stellvertretende Chefredakteur einer örtlichen Zeitung (und „engagierter Laie“…) dazu verstiegen zu schreiben, „aus Rom“ sei ja in Sachen Bischofsernennungen im Zweifelsfall nur „Böses“ (!) zu erwarten – abenteuerlich!
Nun, 19 Monate später, kam mir dieser Text wieder in den Sinn, als ich den nicht weniger abenteuerlichen aber informativen Text von Daniel Deckers über die Besetzung des Erzstuhls von Freiburg las, den wir vor wenigen Tagen ja schon unter dem Aspekt betrachtet haben, was sich aus ihm an Details über unsere Erfurter Situation entnehmen ließ (hier).
Doch dieser Artikel (hier) verdient es, wie schon angekündigt, noch unter weiteren Aspekten gelesen zu werden!
Da sind zunächst die auch für uns im Bistum Erfurt zumindest interessanten Bewertungen, mit denen Deckers das Vorgehen des vormaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Zollitsch in „seinem“ Erzbistum charakterisiert: Von „Günstlingswirtschaft“ ist da die Rede und von „Rücksichtslosigkeiten“, die den Nachfolger noch lange belasten werden. Aus dem Munde traditionsverbundener Blogger waren solcherart Einschätzungen von „EBZ“ (Erzbischof Zollitsch) schon gar lang verbreitet, aber aus dem Munde von Daniel Deckers? Bemerkenswert.
Für unsere heutige Betrachtung relevanter ist aber, wie Deckers den Weg von Stephan Burger auf die Dreierliste („Terna“) schildert und vor allem, wie er versucht, Motivation und „Hintermänner“ dieses Geschehens zu identifizieren.
Burger habe, so Deckers, keinesfalls auf der Liste gestanden, die das Freiburger Domkapitel nach Berlin zur päpstlichen Nuntiatur gesandt hat, aber eben auf derjenigen, die aus Rom nach Freiburg zurückgekommen sei, kombiniert mit Kandidaten, von denen aus Gründen eines ungeschriebenen Gesetzes („wir wählen ausschließlich Priester des Erzbistums Freiburg zum Erzbischof“) relativ sicher davon auszugehen war, daß sie nicht gewählt werden würden. Mit anderen Worten: „Rom“ wollte, daß in Freiburg der „junge“ (* 29. April 1962) Kirchenrechtler Burger, von dem bekannt war, daß er die jüngsten deutsch-katholischen Eskapaden seines Vorgängers nicht gutgeheißen hat, und von dem es heißt, die Gottesdienste, die er zelebriert, liefen ab in Treue zu den gültigen Regeln der Kirche…( 🙂 ) Bischof wird!
Und an dieser Stelle geschieht in dem Text von Deckers endgültig der „Umschlag“ von einem, von Tendenz gewiß nicht freien aber doch nachvollziehbaren Zeitungsbericht in eine Art von Räuberpistole, denn ganz nach den Gesetzen dieses Genres wird nun gefragt: „Whodunnit?“ (wer war es?)…
„- wer immer Stephan Burger als „Anti-Zollitsch“ ins Spiel brachte [hatte] – sehr leichtes Spiel.
Wer aber war es? Wieder einmal richten sich viele Blicke auf den vormaligen Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner. Dessen Einfluß auf die Bischofsernennungen in Deutschland ist ungeachtet des Amtsverzichts im vergangenen Februar unvermindert groß.“ (Hervorhebung von mir)
Kardinal Meisner! Natürlich… Das kennen wir ja aus den Spekulationen über die Besetzung von Erfurt auch (vgl. hier) doch erregt der Fortgang des Artikels wirklich Heiterkeit, denn im allernächsten Atemzug werden dann lauter aktuelle (vermeintliche) „Mißerfolge“ des ach so Einflußreichen aufgeführt… Wie das zusammenpaßt? Auf einer sachlichen Ebene natürlich gar nicht. Hier ist es wohl unausweichlich auf die Ebene der Psychologie zu wechseln (auch wenn PuLa das bekanntlich nicht sehr schätzt, vgl. hier und hier):
Kardinal Meisner, das ist für manche offenbar einfach die Personifikation alles dessen, was sie ablehnen und es scheint als diene er mittlerweile als eine Art „Standard-Buhmann“, wenn es darum geht, sich den Gedanken vom Halse zu halten, einmal zu fragen, warum es denn so etwas wie „Bischöfe mit mehr Einfluß in Rom“ gibt, ob das am Ende gar einfach daran liegt, daß sie dem näher stehen, was in Rom notwendigerweise und daher immer gedacht werden wird, wie z.B. dem einfachen Prinzip, daß die Bischöfe überall auf der Welt die eine Lehre verbreiten sollen – und nicht, wie „EBZ“, Verwirrung stiften oder jedenfalls zulassen dürfen.
Aber diese „geistige Zumutung“ ist offenbar für manche unerträglich, und der Katzenjammer daher groß:
„Am Ober- wie am Niederrhein [sc. Freiburg und Köln] hatte man nach vielen Äußerungen von Papst Franziskus über die Bedeutung der Ortskirchen gehofft, daß es mit der unter den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. geübten Praxis vorbei sei, die Vorschläge der Domkapitel in Bausch und Bogen zu ignorieren. Hier wie dort herrscht seit Freitag Ernüchterung, wenn nicht Entsetzen. Denn alle schönen Worte des Papstes haben nichts daran geändert, daß seine Mitarbeiter im Vatikan und in der Nuntiatur in Berlin zusammen mit einflußreichen Bischöfen in Deutschland festlegen, wer hierzulande Bischof werden darf und wer nicht.“ (Hervorhebung von mir)
„Ernüchterung, wenn nicht Entsetzen“! Dieser Halbsatz belegt erneut, wie tief eingesessen und weit verbreitet die Verwirrung ist, die in diesen Kreisen herrscht, z.B. weil es ganz offenkundig überhaupt nicht um die Person der neuen Bischöfe geht, um die Frage, ob sie gute Hirten ihrer „Herde“ sein werden, sondern allein darum, wer sie „aussucht“, um eine rein politische, eine Machtfrage, mit anderen Worten! Und so warte ich schon auf den nächsten Kommentar in der örtlichen Presse über weiteres „Böse“, daß wir aus Rom zu erwarten hätten… PuLa hält Sie auf dem Laufenden! 😉
Ob sich dann irgendwann auch an dem schiefen Blick auf Papst Franziskus selbst etwas ändert, der eben kein „westeuropäischer Liberaler“ ist, wie sich das manche Leute zusammengeträumt haben? Wir werden sehen, aber optimistisch bin ich nicht; die Fähigkeit vieler Menschen nur zu sehen, was sie sehen wollen ist atemberaubend…
In Wahrheit jedoch bedeuten die jüngsten Ernennungen natürlich eine große Ermutigung und so werden wir weiterhin und in gestärkter Zuversicht mit dem Hl. Petrus Canisius im Gebet verharren, daß Erfurt ebenso wie alle vakanten deutschen Bistümer zur rechten Zeit den rechten Hirten erhalten!
Gebet für die Bischöfe
Allmächtiger, ewiger Gott, Du hast für die Leitung Deiner heiligen Kirche und die Glaubenseinheit über uns die Bischöfe gesetzt als Nachfolger der Apostel, als Wächter und Beschützer der Seelen. Gieße aus über sie, so flehen wir inständig zu Dir, eine Gnadenfülle, wirksam genug, daß sie sich immer mehr als gute Hirten bewähren und nutzbringend arbeiten zu Deiner Verherrlichung und unserem Heil. Daß sie durch ihr Wort und vor allem durch ihr Beispiel vollkommen alle Pflichten erfüllen, die ihnen aufgetragen sind. Daß sie den christlichen Glauben rein von jedem Irrtum bewahren. Daß wir unter ihrer glückbringenden Leitung allezeit leben können in Frömmigkeit, Frieden und christlicher Liebe.
Amen.
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