‚Schon wieder das Thema Bischofsnachfolge?!‘ höre ich Sie stöhnen und nicht zu unrecht! Aber heute soll es nicht um Erfurt gehen, sondern um Freiburg und dort ist die Lage ja von der unseren ganz verschieden, weil es nicht mehr um die Spekulation über Namen geht. Nein, mit Stephan Burger steht dort der Nachfolger fest.
Aber jetzt leckt sich die örtliche sog. „Kirchenvolksbewegung“ mit dem immer wieder unverschämt anmaßenden selbstverliehenen (und selbstverliebten) Titel „Wir sind Kirche“ die Wunden und hat nichts Besseres zu tun, als „haltet den Dieb“ zu rufen und nachträglich zu versuchen die Umstände der völlig rechtmäßig verlaufenen Bischofswahl zu skandalisieren.
Dafür finden sie in der Badischen Zeitung einen wohlfeilen Resonanzraum (den Artikel finden Sie hier; auch die Kommentare sind ausnahmsweise einmal nicht uninteressant)
Die Formulierungen, die diese Leute dafür benutzen, sind auf der einen Seite so vertraut, daß sie akute Sekundenschlafgefahr in sich bergen: „feudale[s] Herrschaftsgehabe der Kirchenleitungen gerade bei Bischofsernennungen“ z.B.; Ach ja, und im Keller rasselt wieder die Bartwickelmaschine…
Aber es hat sich auch etwas verändert, seit dem März 2013: Konnte man bis dahin bequem auf den alten Lieblingsgegner J. Ratzinger einschlagen, der es doch tatsächlich auf den Papststuhl gebracht hatte (wahrscheinlich hatte der „Geist des Konzils“ gerade eine Auszeit auf den Malediven genommen 😉 ), ist dies ja nun nicht mehr möglich.
Und so schwanke ich in meinem Empfinden, ob die krampfhaften Bemühungen, das selbstgezimmerte Bild von Papst Franziskus aufrechtzuerhalten eher unter der Kategorie Amüsement oder unter derjenigen der schieren Absurdität einzuordnen sind.
Ich tendiere aber zu letzterem:
Mit diesem Vorgehen, so zitiert die BZ einen ungenannten Vertreter von „Wir sind Kirche“, „habe der Vatikan den Mindeststandard ortskirchlicher Beteiligung mißachtet“, das stehe „Im krassen Widerspruch zu den Absichten von Papst Franziskus, den Ortskirchen wieder mehr Bedeutung und Verantwortung zukommen zu lassen“. „Es bedeute einen ‚Loyalitätsbruch‘ gegenüber dem Papst, wenn die Bischofskongregation dem zuwiderhandle, was Franziskus wichtig sei.“
Du liebe Güte! Ist das möglich? Wollen diese Leute wirklich insinuieren, Entscheidungen dieser Preisklasse könnten an einem schlechtinformierten und manipulativ beeinflußten Papst vorbei geschehen??!
Vermutlich ja, denn die Zeitung wird, wenn auch dieses Mal bezeichnenderweise ohne eigentliches WisiKi-Zitat, noch ein Stück deutlicher:
„Doch inzwischen fragen sich viele, ob die Art und Weise, wie der Vatikan die Zollitsch-Nachfolge durchgesetzt hat, noch jener Kollegialität entspricht, die das Konzil wollte und auf die auch der neue Papst setzt. Und ob Franziskus zu schwach ist, die Kurie zu zwingen, seinen Intentionen zu folgen. ‚Freiburg 2014‘ läßt da erste Zweifel wachsen.“ (Hervorhebung von mir)
Wir in der Blogoezese fragen uns ja schon seit einiger Zeit, wie lange das völlig verzerrte Bild von Franziskus als „Liberalem“ westeuropäischen Typs noch der Wirklichkeit standhalten kann. Wenn dieser Artikel ein brauchbarer Indikator ist, dann könnte sich bei kirchenfernen Medien die „Schöne neue Franziskus-Schein-Welt“ einem Ende nähern, bei vermeintlich kirchlichen „Reform“-Kräften hingegen offenbar immer noch nicht.
Diese meist stark ergrauten Dauer-Avantgardisten stecken, so will es scheinen, seit den 70er-Jahren derart tief in ihren ideologischen Schützengräben, daß die Wahrnehmung der Wirklichkeit dramatisch eingeschränkt ist…
Aber ist das schon alles? Fortgeschrittener Wirklichkeitsverlust in fortgeschrittenem Alter mit heftigem Nostalgiefaktor („Wißt ihr noch, damals, die Würzburger Synode!“ 😉 )?
Ich fürchte, das ist nicht alles. Ich glaube vielmehr, die Vorstellung eines „schwachen“, von seinen „Beratern“ abhängigen Papstes entspricht im Grunde einer Wunschvorstellung; nur, daß sie eben gerne sich und ihresgleichen an Stelle der jetzigen vermeintlich „rückwärtsgewanden“ Berater sähen!
Überflüssig zu sagen, daß diese Phantasien mit der apostolischen und hierarchisch verfaßten Kirche und ihrer vom Hl. Geist geführten persönlichen Leitungsverantwortung, wie wir sie im Credo bekennen und wie sie das letzte Konzil explizit bestätigte, nichts mehr zu tun hat.
Hinter all den Phrasen von „Beteiligung“, „Demokratisierung“ und was dergleichen Schlagworte mehr sind, lauert nur allzuoft – der Unglaube. Weshalb, als kleine liturgische Randbemerkung, diese Leute ja anstatt das Credo (am besten das Nicänum) zu beten auch vorzugsweise läppische Liedchen singen, in denen so eine Zumutung vorkommt wie, man solle an die „Gemeinschaft mit Gott als Fundament“ glauben (GL 777) , puh! (vgl. auch hier)
Daß das, was sich diese Leute seit Jahrzehnten zusammenträumen, exakt jenem „pensiero unico“, dem westlich links-liberalen „Einheitsdenken“ entspricht, das Franziskus in seinem latent totalitären Potential eindeutig ablehnt, und daß dieser Papst in der Weise seiner (gelegentlich alle Beteiligten überraschenden) Entscheidungsfindung ganz gewiß nicht jenem Wunsch-Bild einer schwachen Führungspersönlichkeit entspricht – es scheint, als solle es das bestgehütete Nicht-Geheimnis dieser Phase der Kirchengeschichte bleiben.
Aber welches Maß an seelischer Verwirrung das mit sich bringt, davon legt das Ende des Artikels in der BZ ein schlimmes Zeugnis ab:
„Auf der Terna steht immer nur der Eine, den die in Rom wirklich wollen, und dazu zwei Neger.“
Ja, Sie haben richtig gelesen, da steht das „N-Wort“, das als eine „seit langem kursierende, wenn auch sprachlich indiskutable Sottise“ charakterisiert wird. Ich finde den Spruch (den ich noch unter Einbeziehung eines „Chinesen“ kannte, wirkt der nicht mehr „abschreckend“ genug?) mehr als bloß „sprachlich“ daneben!
Freilich, das kennen wir ja aus Weimar auch: Wenn es um die eigene (Wahn-) Vorstellung von der „Reform“ geht, da müssen „Prioritäten“ gesetzt werden: „Ein Schwarzer? Lieber nicht!“… (vgl. hier)
Es ist, wenn man näher hinschaut, ziemlich erschreckend, was sich einem zeigt, blickt man in die Abgründe der ach so „netten“ „Kirchen-Reformer“. 🙁
Fürs erste aber gilt es, wenn Sie das nicht sowieso schon längst getan haben, den neu ernannten Erzbischof von Freiburg ins Gebet einzuschließen und zwar gewiß für längere Zeit, denn er wird es nicht leicht haben!
PuLa wünscht allen Lesern morgen ein gesegnetes und frohes Fronleichnamsfest!
PS: Wir haben hier ja morgen leider keinen Feiertag, deswegen ist es sehr erfreulich, daß es mit der Hl. Messe um 19.00 Uhr in der Pfarrkirche Herz-Jesu eine Möglichkeit zum Gottesdienstbesuch gibt, die berufstätige Gläubige auch wahrnehmen können. PuLa hatte das verschiedentlich angemahnt und sagt nun: Danke!
PPS Und Dank auch Dr. Armin Schwibach (@ASchwibach auf Twitter) für den Hinweis auf den Artikel und der Kollegin vom Beiboot Petri (@beibootpetri03) für die Formulierung „N-Wort“!
Ein Trackback/Pingback
[…] Beginnen wir damit, was uns etwas ferner liegt, der FAZ und ihrem als Berichterstattung nur notdürftig getarnten Meinungsartikel über die Causa Woelki (hier). Den hat natürlich wieder Daniel Deckers verfaßt. Unter dem Titel: „Woelki wird Erzbischof von Köln, weil Rom es so will“ nimmt (neben durchaus Interessantem und Lesenswertem) die Tatsache der (vermutlichen) Nichtberücksichtigung der örtlichen Vorschläge auf der Terna für Köln breiten Raum ein. Dazu haben wir ja anläßlich der Ernennung des Erzbischofs vorn Freiburg schon das Notwendige geschrieben, hier. […]
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