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Übrigens…

Vom 1.10.2012  bis zum 19.09.2014 waren es 718 Tage.

Vom 27.9.2012 bis zum 15.9.2014 waren es auch 718 Tage.

Der erstgenannte Zeitraum dürfte Ihnen bekannt vorkommen. Es handelt sich um die Dauer der ja nun glücklich beendeten Sedisvakanz des Erfurter Bischofsstuhls.

Der zweite Zeitraum ist derjenige der Sedisvakanz im englischen Bistum Leeds, der also, bloß hinsichtlich Anfang und Ende um wenige Tage verschoben, exakt der Dauer entspricht, die wir hierzulande auf einen Bischof gewartet haben.

Ich erwähne diesen hübschen Zufallsfund, weil es mir auch im nachhinein noch sinnvoll erscheint, sich vor Augen zu führen, daß wir mit unserem natürlich verständlichen, ja berechtigten Wunsch, möglichst zügig wieder einen neuen Hirten zu haben nicht allein waren. Weder in Deutschland noch in der Weltkirche!
Um sich vor Augen zu führen, daß die ebenfalls gut 150.000 Katholiken in und um Leeds diesen Wunsch sicher auch hatten – genauso verständlich und berechtigt! Und sich vielleicht dabei Rechenschaft darüber abzulegen, ob alle ungeduldigen Töne, die im Laufe der fast zwei Jahre (mit einer leichten Tendenz zur Hysterie gegen deren Ende…) dem Prinzip der brüderlichen Verbundenheit mit der gesamten Kirche entsprachen oder am Ende gar einmal darüber nachzudenken, ob man nicht auch römischen Dikasterien zubilligen muß mehr zu tun zu haben, als bloß auf uns zwischen Werra und Weißer Elster zu schauen…
Aber das ist vermutlich von manchem schon zuviel verlangt. 😉

Ich finde allerdings, es wäre nicht zuviel verlangt gewesen, wenn man bei Aktionen, die Kinder und Jugendliche einspannen, innerkirchlich mehr Sorgfalt auf die Wortwahl gelegt hätte.

"Minis" auf den Domstufen (Bild Cl. Heber)

„Minis“ auf den Domstufen (Bild Cl. Heber, ursprgl. via Twitter)

Das „wo bleibt“ hinterläßt in seinem fordernden Charakter doch ein wenig einen schalen Beigeschmack, tut mir leid. Wie wäre es  denn mit „Lieber Papst bitte denk an unseren Bischof!“ gewesen? Wo wir schon so schön am Zählen sind, das sind 37 Zeichen und damit gerade einmal 6 mehr als in der  leider realisierten Variante – dafür wäre auf den Domstufen auch noch Platz gewesen!
Ich fürchte, hier wird auch in einer solchen (scheinbaren?) Kleinigkeit deutlich, wie es bei manchen um das Verhältnis zu „Rom“ bestellt ist.

Dabei ist das, von allem anderen abgesehen, taktisch sehr unklug! Erinnern Sie sich, was als Äußerung von Papst Franziskus kolportiert wurde, als der Passauer Emeritus sich öffentlich über die lange Frist bis zu seiner Entlastung vom Amt des Administrators dort beschwerte? „Dann dauert es eben ein wenig länger!“, soll der Hl. Vater gesagt haben und auch wenn man das natürlich niemals wird belegen können, wer würde eine solche „unkonventionelle“ Reaktion gerade diesem Papst nicht zutrauen?
Und auch wenn wir von der obersten Spitze der Weltkirche einmal absehen: Hat man schon einmal davon gehört, daß eine alte und vielbeschäftigte Behörde es mag, wenn man sie „drängelt“? Nun, die römischen Dikasterien sind sehr alte und sehr vielbeschäftigte Behörden – sich mit ihnen „anzulegen“, sei es durch „Drängeln“ oder durch anderes hat regelmäßig wenig Aussicht auf Erfolg. Und man sagt obendrein, sie vergäßen praktisch nie etwas, da am Tiber…

Nun ja. Wollen wir aber diesen Beitrag nicht mit solchen Tönen beenden. Sondern uns stattdessen einmal anschauen, was der ernannte Bischof von Leeds, Msgr. Marcus Stock, anläßlich seiner Vorstellung gesagt hat:

Als Antwort auf Fragen aus den Reihen der Anwesenden erläuterte er, er sei in den späten 70er Jahren konvertiert und habe dann in Oxford Theologie studiert. In seiner Schilderung dessen, was er seit seiner Ankunft in der Diözese getan habe, sagte er, er habe den Konvent der Karmelitinnen in der Diözese besucht, da er sich wünsche, daß diese Ordensangehörigen eine Kraft des Gebets („power of prayer“ – schön!) für ihn sein möchten. Das Leben und die Arbeit der Ordensfrauen, sagte er, sei etwas, für das die Diözese dankbar sein sollte und das nicht vergessen werden dürfe.

[…] Nach seinem Lebensstil gefragt, wies er darauf hin, daß er ein Frühaufsteher sei, der um 4.30 aufstehe, um zu beten. Christus in den Mittelpunkt seines Lebens und seines Tages zu stellen sei für ihn der wichtige erste Schritt. (eigene Übersetzung, Original hier)

Die Wertschätzung eines kontemplativen (!) Ordens und des (persönlichen) Gebets: Das sind schöne erste Worte und Gesten eines neuen Bischofs!

 

PS: Und wo Sie gerade  sagen „ Passau“: Ich bin ja fest davon überzeugt, „unser“ Bischof Ulrich amüsiert sich als promovierter Kirchenhistoriker über all das ganze Gerede von der „Längsten Sedisvakanz Deutschlands“, das Sie überall finden, ganz köstlich. Das ist wieder mal nur ein Zeichen für die Kurzsichtigkeit und Geschichtsferne dieser Zeit. Nicht nur gab es noch Mitte des 19. Jahrhunderts in seinem Heimatbistum Mainz eine anderthalbjährige Sedisvakanz, nein, schauen Sie nur einmal, was sich zwischen dem 42. und dem 43. Bischof von Passau im 14. Jahrhundert abgespielt hat: Vier lange Jahre Sedisvakanz – wegen Doppelwahl! Jaja, doppelt wählen kann manchmal noch schädlicher sein als gar nicht wählen. 😉

 

5 Kommentare

  1. Karmelitinnen, bitte! 😉 Mit „Karmeliterin“ kann man Karmelitinnen trefflich ärgern.

    Mittwoch, 24. September 2014 um 22:18 | Permalink
  2. @ Braut des Lammes:

    O, danke für den Hinweis! Man trifft leider so selten welche…

    Donnerstag, 25. September 2014 um 07:26 | Permalink
  3. Ester schrieb:

    Witzig ist, wenn dann der Bischof etwas anordnet, was den engagierten Laien nicht in den Kram passt, dann hört man wieder Sätze deren Subtext lautet „Der soll sich doch nicht so aufspielen, ist doch total uninteressant was der so von sich gibt!“

    Mittwoch, 24. September 2014 um 23:16 | Permalink
  4. Ja das liegt daran, daß sie gemeinhin in der Klausur herumkarmeliten. Aber frag ruhig einmal einen Karmeliten „Sind sie ein Karmeliter?“, der Effekt dürfte ganz ähnlich sein… 😉

    Donnerstag, 2. Oktober 2014 um 18:24 | Permalink
  5. @ Braut des Lammes (2):
    🙂 Ach, wenn es nur daran läge…

    Freitag, 3. Oktober 2014 um 18:09 | Permalink

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