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Weimarer Ausgrabungen, oder: Sacro-Pop ist keine Brause

„…er schreibt schon wieder.“

So ließ sich ein Besucher des denkwürdigen Hochamts in Herz-Jesu Weimar, am Sonntag, dem 14. September 2014, 10.30 Uhr vernehmen, der hier ungenannt bleiben soll, als er sah, wie ich nach Ende des Gottesdienstes, so gegen 12.10 Uhr, ein paar Notizen vervollständigte. Und darin kam natürlich ganz sicher die Erwartung zum Ausdruck, nun auch bald die Umsetzung dieser Notizen hier auf dem Blog zu finden; gewiß eine frohe Erwartung, oder? 😉

Und weil ich die geschätzte Leserschaft um nichts in der Welt enttäuschen möchte, hier nun ein paar Bemerkungen zu diesem Ereignis. Aber eben auch für den Moment nur das: Ein paar vorläufige Bemerkungen, denn es gibt gerade derart viel zu tun, weil sich gerade derart viel tut, daß eine umfassendere Behandlung schlicht nicht möglich ist – wir kommen aber darauf zurück.

Was war da geschehen, am vergangenen Sonntag? Nun, wir mußten leider einen Gottesdienst erleben, der mich in Teilen an meine schlimmsten Erlebnisse aus den siebziger Jahren erinnerte.

Und das ist auch kein Wunder, denn er war sozusagen aus den „Seventies“: Wer auch immer hatte beschlossen zu versuchen, das kirchenmusikalische Niveau an unserer Pfarrkirche ausgerechnet durch die Aufführung der Messe „Wir haben einen Traum“ von Peter Janssens (*1934 +1998) zu heben.
Als ob es in dieser Hinsicht nichts Dringenderes zu tun gäbe! (vgl. zuletzt hier und hier)

Peter Janssens, einer der Erfinder des „Sacro-Pop“ , jener Schrumpf-Form musikalischen Bemühens, von der angeblich wirklich einmal Menschen gedacht haben, sie könnte sich dazu eignen, Menschen der Kirche verbunden zu halten, hat in diesem „opus“, das 1972 entstanden ist Musik komponiert, die so recht zu diesem Jahrzehnt paßt.
Sie kennen ja den schönen Spruch: ‚The decade that taste forgot‘ (frei übersetzt: ‚Das Jahrzehnt, das der gute Geschmack übersehen hat‘). 🙂

Ich kann hier aus den erwähnten Zeitgründen nicht näher darlegen, warum diese Musik immer schon so gänzlich unliturgisch, für den Gebrauch im Gottesdienst so völlig ungeeignet war, aber man  muß dafür kein Musikologe sein! Und das ist nach vierzig Jahren nicht besser geworden. Von den Texten, mit ihrer phasenweise schlicht unfreiwillig komischen „Befreiungs“-Rhetorik ganz zu schweigen.

Warum nur haben die Verantwortlichen der Pfarrei diese hoffnungslos vorgestrige Sache ausgekramt? Eine Übung in praktischer Musikarchäologie? Es ist doch ein reiner Segen, daß diese Phase der Verwirrung hinter uns liegt!
Wer, warum auch immer, so etwas heute hören will, soll bitte ein Konzert veranstalten, da kann hingehen, wer möchte, aber eine ganze Gottesdienstversammlung dafür quasi in Geiselhaft zu nehmen, das war schon ein Unding.

Wenn es sich also auch was die „bloße Musik“ angeht keineswegs nur um eine Geschmacksfrage handelt, so ist die Sachlage bedauerlicherweise noch erheblich ernster. Diesem gänzlich mißglückten Versuch einer Meßvertonung sind nämlich gleich zwei liturgische Ordnungswidrigkeiten (um es für den Moment nicht schärfer zu formulieren) sozusagen „eingeschrieben“!

Auf die gewichtigere, die erneute (!, vgl. hier)) Begleitung des eucharistischen Hochgebets durch Musikinstrumente komme ich zu gegebener Zeit zurück, versprochen!

Das zweite Problem ist das „Lied zum Friedensgruß“. Also, wenn es sich noch nicht herumgesprochen hat, genau das hat vor kurzem die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung untersagt. Jaja, vor kurzem! Im Juni bereits. Juni 2014. In diesem Pontifikat, dieser Papst, Franziskus, hat diese Instruktion gebilligt… 😉
Bedauerlicherweise ist sie von den Bischofskonferenzen bisher nicht veröffentlicht worden, warum auch immer (PuLa fragt für Sie bei der DBK nach!), das ändert aber nichts an ihrer Gültigkeit.

Sie sollten sich auch die übrigen neuen Regelungen unbedingt selber ansehen und wenn ich an dieser Stelle auf „katholisch.de“ verlinke, die es tatsächlich fertigbringen, mithilfe eines Fragezeichens zu versuchen, Zweifel daran zu wecken, daß der Friedensgruß allzu häufig ein „Unruhestifter“ ist, dann deswegen, weil es sich dabei um ein offizielles Portal der DBK handelt, hier. Außerdem empfehle ich die Lektüre eines sehr erhellenden Interviews zu dem Thema auf DOMRADIO, hier.

„Wir haben einen Traum“? Offenbar war das ein Traum von liturgischer Selbstermächtigung!
Höchste Zeit zum Aufwachen!

 

2 Kommentare

  1. Christian schrieb:

    Sie sollten diese Messe in einem größeren Zusammenhang sehen, heißt das Motto der bevorstehenden Bistumswallfahrt doch „Träum weiter!“ Mit dem sensus liturgicus geht in der Kirche eben jedes Gefühl für Peinlichkeit verloren.

    Dienstag, 16. September 2014 um 22:26 | Permalink
  2. @ Christian Danke! Das ist ganz gewiß genau so! Aber es gibt so Tage, da will sogar PuLa auch mal einen kontroversen Punkt „liegenlassen“… Jedenfalls wird unser neuer Oberhirte schon allein rein ästhetisch (wenn es das denn gäbe) viel zu tun haben.

    Donnerstag, 18. September 2014 um 18:04 | Permalink

2 Trackbacks/Pingbacks

  1. Pulchra ut Luna › Epizentrum. Und Normalbetrieb… on Freitag, 19. September 2014 um 09:49

    […] ich gerne von der (vorläufigen) Einlösung einer Zusage berichten. Vor wenigen Tagen hatte ich geschrieben, ich würde i.S. der Veröffentlichung der neuen römischen Instruktion zum „Friedensgruß“ […]

  2. […] Alles begann am 23. März 2014, als in der Messe um 10.30 Uhr, die in der Pfarrkirche Herz-Jesu, Weimar gefeiert wurde, das Eucharistische Hochgebet durch Musikinstrumente begleitet wurde (PuLa berichtete). Dieser Vorgang wiederholte sich dann noch einmal am 14. September 2014 im Hochamt um 10.30 Uhr (PuLa berichtete ebenfalls). […]

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