Das Gewand
Sketchlet für zwei Ministrantinnen, eine Küsterin und einen Kaplan
Wundersdorf, Oderbruch. In der Sakristei der Pfarrkirche Maria Hilf! Es ist die Abendmesse des Dritten Adventssonntags: Gaudete! Der Kaplan streift ein lilanes Meßgewand über. Die jüngere Ministrantin, längst umgezogen, runzelt die Stirn.
Der Kaplan: Normal müßt ich heut ein rosa Gewand anhaben.
Die erste Ministrantin: Und? Wo hängt’s?
Die Küsterin (geht zum Schrank und öffnet beide Türflügel): Gute Frage … Mal sehen …
Die zweite Ministrantin: Wir hatten doch früher eins.
Die erste Ministrantin: Bin ich mir eigentlich auch ziemlich sicher.
Die erste Ministrantin: Wo sollten wir’s sonst gesehen haben?
Die Küsterin (fährt mit den Armen zwischen die Gewänder und sucht): Irgendwie ist es weg … Das war aber letztes Jahr schon …?
Die erste Ministrantin: Ob Corinna es verkauft hat?
Die zweite Ministrantin: Wie unseren Pritschenwagen?
Die erste Ministrantin: Dann hängt’s jetzt in einer Sakristei in Sachsen. Oder in Berlin.
Die zweite Ministrantin: Klingt plausibel.
Die erste Ministrantin: Hm! Wenn es kaputt gegangen wäre, hätte man ja sofort für Ersatz sorgen müssen.
Die zweite Ministrantin: Hast Recht. Es kann eigentlich nur mit Absicht weg sein.
Die erste Ministrantin (ironisch, mit wegwerfender Handbewegung): Weil diese liturgischen Feinheiten ja alle gar nicht so wichtig sind …
Die zweite Ministrantin (ironisch, mit großer Geste): … es geht schließlich um den MENSCHEN …
Der Kaplan: Ich geh dann mal raus und mach die Vermeldungen.
ENDE
Cornelie Becker-Lamers
Ein Trackback/Pingback
[…] des Meßgewands in Rosa nämlich. Und wir meinen das, auch wenn wir es heiter behandeln (bisher hier, hier und hier), völlig ernst: Die Symbolsprache, die die Kirche in langen Jahrhunderten für ihr […]
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