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Der Psalmen-Adventskalender, Tag/Psalm 11 „Salvum me fac, Domine…“

2 Salvum me fac, Domine, quoniam defecit sanctus, quoniam diminutæ sunt veritates a filiis hominum.

3 Vana locuti sunt unusquisque ad proximum suum ; labia dolosa, in corde et corde locuti sunt.

4 Disperdat Dominus universa labia dolosa, et linguam magniloquam.

5 Qui dixerunt : Linguam nostram magnificabimus ; labia nostra a nobis sunt. Quis noster dominus est?

6 Propter miseriam inopum, et gemitum pauperum, nunc exsurgam, dicit Dominus. Ponam in salutari ; fiducialiter agam in eo.

8 Tu, Domine, servabis nos, et custodies nos a generatione hac in æternum.

 

2 Hilf mir, HErr! Denn die Heiligen nehmen ab; und die Wahrheit mindert sich unter den Menschenkindern.

3 Eitles reden sie, ein jeglicher zu seinem Nächsten; ihre Lippen sind trügerisch, mit doppeltem Herzen reden sie.

4 Es vertilge der HErr alle trügerischen Lippen, die großsprecherischen Zungen,

5 die da sagen: Unsere Zunge wollen wir herrlich machen; unsere Lippen sind unser, wer ist unser Herr?

6 Wegen des Elendes der Dürftigen und des Seufzens der Armen steh‘ ich jetzo auf, spricht der HErr. Ich will Heil schaffen, vertraulich mit ihnen handeln.

8 Du, HErr, wirst uns behüten, und uns bewahren vor diesem Geschlechte in Ewigkeit.

 

Ein geläufiges Gefühl

Das Gefühl des Niedergangs, das Gefühl, daß das Böse in der Welt überhandnimmt, daß Rechtschaffenheit nur etwas für die Dummen ist. Und das Gefühl, daß Glaube und Frömmigkeit rückläufig sind. […]
Die Situation des Niedergangs, ja des Endes ist vor allem durch einen Zug charakterisiert: die Herrschaft der Lüge, der »glatten Zunge«. […] Die menschliche Rede ist ja imstande, die wahre Welt zum Ver­schwinden zu bringen. Alle Dinge sind, wie sie sind. Aber das Wort kann, was ist, umlügen. So nennt Jesus den Fürsten dieser Welt auch den Vater der Lüge. […]
Bei der Lüge kommt es darauf an, welche Lüge sich als die mächtigere erweist. Die Welt der Lüge ist eine Welt des Kampfes um die Macht- Und Wille zur Macht steckt nach den Worten des Psalms auch hinter der -glatten Lippe« oder »Zunge«: »Mit unserer Zunge sind wir mächtig, unsere Lippen helfen uns. Wer kann Herr sein über uns?« Wer bereit ist zur Lüge, gewinnt Macht über den anderen. Man kann ja dessen Vorstellungen über die Wirklichkeit manipulieren und so sein Handeln steuern. Wer gar im Großen durch Meinungsbeeinflussung auf die Menschen wirken kann, ist der wahre »Fürst dieser Welt«. […]

Ein geheimer, nicht korrumpierbarer Bund

Der zweite Teil des Psalms stellt, wie in so vielen Psalmen vor­her, die Wiederherstellung der wahren Welt durch Gott dar. […]
Aber dieser zugleich Gute und Mächtige zeigt sich nicht als solcher. Er kündigt sich nur an: »Wegen der Bedrückung der Armen und Seufzer der Schwachen – jetzt stehe ich auf, spricht der Herr!« Alle, die unter dem Wort der Offenbarung leben, leben in der Phase des »Jetzt stehe ich auf! « Aber sie haben nur das Wort, und ihre einzige Erfahrung ist die der Glaubwürdigkeit dieses Wortes. […]
»Mit dem Frommen ist es aus!«, hieß es am Anfang. So ist es, wenn wir die Realität in Rechnung stellen, die sich den Augen zeigt. Anders ist es, wenn wir die Wirklichkeit in Betracht ziehen, wie sie uns im Wort Gottes gedeutet wird. »Der Glaube kommt vom Hören. « (Rom 10,17) Das Wort Gottes umgibt den Glau­benden wie eine für die Welt unsichtbare und doch undurch­dringliche Mauer. […]
»Laßt euch retten aus diesem ver­kehrten Geschlecht« (Apg 2,  40), so sagt der heilige Petrus denen, die auf seine Predigt hin tragen, was sie denn tun sollen. Und Christus hatte im Gebet vor seinem Tode ausdrücklich »nicht für die Welt«  gebetet, sondern für »die, die Du mir gegeben hast« (Joh 17, 9). Sie aber sind durch das Gebet des Herrn für immer geborgen in der Treue Gottes. Und jedes Gebet ist ein tieferes Eingehen in diesen geheimen, durch nichts korrumpierbaren Bund […]. (RS)

 

Jedesmal, wenn ich diesen Psalm bete, er gehört zur Komplet des Dienstags im bewährten Ritus, kann ich nicht umhin zu staunen über die Treffsicherheit, die „Aktualität“ der Beschreibung der „großsprecherischen Zungen“! Und wie schön Allioli das „magnificabimus“, was ja eigentlich heißt: „wollen wir großmachen“ mit „herrlich machen“ übersetzt: Da wird deutlich, was da geschieht: Sie ver-Herr-lichen, sie ver-gotten ihre Rede, machen sie zum Götzen, dessen Anbetung sie allseits fordern und es „Rationalität“ oder „Wissenschaftlichkeit“ nennen und gar nicht merken, daß sie selbst die  ersten und schlimmsten Unterworfenen sind. Es gibt Tage, da übersetze ich für mich „dieses Geschlecht“, vor dem wir im strengen Wortsinne ‚Gott sei Dank‘ bewahrt sind, härter: „Gottloses Pack“. (GL)

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