1 […] Domini est terra, et plenitudo ejus; orbis terrarum, et universi qui habitant in eo.
2 Quia ipse super maria fundavit eum, et super flumina præparavit eum.
3 Quis ascendet in montem Domini? aut quis stabit in loco sancto ejus?
4 Innocens manibus et mundo corde, qui non accepit in vano animam suam, nec juravit in dolo proximo suo.
5 Hic accipiet benedictionem a Domino, et misericordiam a Deo salutari suo.
6 Hæc est generatio quærentium eum, quærentium faciem Dei Jacob.
7 Attollite portas, principes, vestras, et elevamini, portæ æternales, et introibit rex gloriæ.
8 Quis est iste rex gloriæ? Dominus fortis et potens, Dominus potens in prælio.
9 Attollite portas, principes, vestras, et elevamini, portæ æternales, et introibit rex gloriæ.
10 Quis est iste rex gloriæ? Dominus virtutum ipse est rex gloriæ.
1 […] Des HErrn ist die Erde, und was sie erfüllt; der Erdkreis und alle, die darauf wohnen.
2 Denn Er hat ihn auf Meere gegründet; und auf Strömen ihn bereitet.
3 Wer wir hinaufsteigen den Berg des HErrn? oder wer wird stehen an Seinem heiligen Orte?
4 Wer unschuldig an Händen und rein von Herzen, seine Seele nicht gebraucht zum Eitlen, und nicht fälschlich schwöret seinem Nächsten.
5 der wird den Segen vom HErrn erlangen und Barmherzigkeit von Gott, seinem Heilande.
6 Das ist das Geschlecht, das nach ihm verlanget, die da verlangen nach dem Angesichte des Gottes Jacobs.
7 Hebet eure Thore, ihr Fürsten, erhebet euch, ihr ewigen Thore, daß einziehe der König der Herrlichkeit.
8 Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Der HErr, der starke und mächtige, der HErr, mächtig im Kriege!
9 Hebet eure Thore, ihr Fürsten, erhebet euch, ihr ewigen Thore, daß einziehe der König der Herrlichkeit.
10 Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, dieser ist der König der Herrlichkeit!
Vers 7-10 sind ein Wechselgesang im liturgischen Spiel eines großen Welttheaters: Einzug Gottes – der Bundeslade? – in den Tempel.
‚Alpha‘ – die Schöpfung…
Die Welt ist Gottes Eigentum, denn Er hat sie gemacht. Die Wahrheit, daß wir mit allem, was ist, unser Sein in jedem Augenblick nur im Gewolltsein durch Ihn haben, muß auch vom Christen immer wieder meditiert werden. Denn es ist dieser Gedanke, der jeden Versuch, in irgendeiner Weise unabhängig von Gott, an Seiner Weisung vorbei leben zu können, als das erscheinen läßt, was er ist: als Unsinn. Die Welt war einmal nicht und wird einmal nicht mehr sein. Sie hat ihren Sinn nicht in sich.
‚Zwischenzustand‘ – Liturgie…
Immer und überall sollen wir unschuldige Hände und ein reines Herz haben. Aber weil wir nicht, wie es in einer Präfation der Messe heißt, »immer und überall danksagen«, darum gibt es den heiligen Berg, der sich zum Erdreich verhält wie das Erdreich zum Meer; für ihn ist Heiligkeit eine Zutrittsbedingung. Denn durch sein Versprechen nach der Sintflut hat ja dieser Gott auf Heiligkeit als Bedingung für den Aufenthalt auf Erden verzichtet. Das aber ist der Anfang eines gesonderten heiligen Bezirks, für den diese Bedingung weiterhin gilt. […]
Wir leben im Zwischenstadium zwischen der ersten und der zweiten Ankunft Christi. Tempel und heiliger Berg haben aufgehört, Stätten der allein authentischen Anbetung zu sein, seit die »Sehnsucht der ewigen Hügel« (Cor Jesu, desiderium collium aeternorum – so wird Jesus in der »Litanei vom heiligsten Herzen Jesu« auch genannt) in der Welt erschienen ist. Die Anbetung im Geist und in der Wahrheit hat begonnen. Aber das Erdreich als Ganzes ist noch nicht durchs Feuer gegangen. Und so hat auch die neue Anbetung noch kultisch-liturgische Form. […]
Der Deus universi ist nicht ein Allerweltsgott, sondern der Gott Jakobs, der Vater Jesu Christi. Und die, die ihn suchen, bilden ein »Geschlecht«, ein Volk, die civitas Dei die verborgene Gemeinschaft derer, die durch die gleiche Liebe miteinander verbunden sind […] Dieses Geschlecht, dieses Volk bildet nun selbst den »Berg des Herrn«.[…]
Und solche Bemühung [um das ‚reine Herz‘ GL] kann nur eine Vorbereitung sein für den »Segen des Herrn« und die »Gerechtigkeit vom Gott meines Heiles«. Der Psalm spricht in dieser Reihenfolge: erst vom Segen und dann vom Geschlecht derer, die Dich suchen. […] Die Liebe zu Gott, die Suche nach seinem Sich-Zeigen ist bereits die Folge der heiligmachenden Gnade, der »Gerechtigkeit vom Gott seines Heiles«, und durch sie hat Gott, den wir suchen, bereits Wohnung in uns genommen.
…und ‚Omega‘ – Eintritt Gottes in die Welt
Daher kehrt sich das Thema des Psalms konsequenterweise um. Gefragt war: »Wer darf auf Gottes Berg gehen?« Nun aber ist plötzlich die Rede vom Einzug Gottes. […] Die unbeantwortbare Frage am Anfang des Psalms beantwortet sich erst mit diesem Ende. Unschuld der Hände, Reinheit des Herzens, Wahrheit, Suchen des Antlitzes des Gottes Jakobs — das alles reduziert sich nun auf den Ruf: »Machet die Tore weit, hebt euch, ihr uralten Pforten!« Mit vollem Recht nimmt das Adventslied (»Macht hoch die Tür«) diesen Ruf auf. Was das liturgische Spiel des Tempeleinzugs symbolisierte, das ist nun Wirklichkeit. Der Herr der Welt, der in ihr war von Anfang an, zieht mit der Menschwerdung Christi in sie ein.
[…] Der Zusammenhang der beiden Teile dieses Psalms wird erst durch Ihn sichtbar, denn »der Weg ins Heilige war noch nicht offenbart worden, solange der vordere Teil der Stifthütte stand« (Hebr 9,8). Der Einzug Gottes in den Tempel und der Zutritt des Menschen mit reinem Herzen erweisen sich nun als ein und dasselbe Ereignis. […]
Der Einzug Gottes in die Welt […] geschieht allerdings nie ohne die Freiheit des Menschen. Denn es handelt sich um jene Anwesenheit »als Er selbst«, die ohne die Freiheit dessen, für den Er anwesend wird, gar nicht geschehen kann. So mußte sich für die Menschwerdung Gottes zuerst die »uralte Pforte« eines menschlichen Herzens heben, des Herzens Mariae: Salve radix, salve porta, ex qua mundo lux est orta (»Wurzel, der das Heil entsprossen, Tür, die uns das Licht erschlossen« – aus der Antiphon »Ave Regina Caelorum«). Und so geschieht der adventus Domini immer nur durch die Tore menschlicher Herzen: »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, euer Herz zum Tempel zubereit‘.« (RS)
Die wahre Bundeslade
Die erkorene Gottesmutter Maria heißt drum mit Recht in der Liturgie die lebendige Arche, die Bundeslade, Foederis arca. Ihr unbeflecktes, makelloses Herz verschloß nicht nur, wie das goldene Kapporeth, das Gesetz Gottes, sondern den Gott des Gesetzes, nicht bloß einen Priesterstab, sondern den ewigen Hohenpriester selbst, und kein vergängliches Manna, sondern das unvergängliche Himmelsbrot. (MW) [Hervorhebung im Original; zur Kapporet vgl. hier und hier (engl.)]
PS: Schauen Sie doch auch noch einmal auf die Einträge vom 17. (Kommentarbereich, Danke, Andreas!) und 22., da hat sich „musikalisch“ auch noch etwas getan!
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