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Der Psalmen-Adventskalender, Tag/Psalm 5 „Verba mea auribus percipe, Domine …“

1 In finem, pro ea quæ hæreditatem consequitur. Psalmus David.

7 Odisti omnes qui operantur iniquitatem ; perdes omnes qui loquuntur mendacium. Virum sanguinum et dolosum abominabitur Dominus.

8 Ego autem in multitudine misericordiæ tuæ introibo in domum tuam; adorabo ad templum sanctum tuum in timore tuo.

 

1 Zum Ende, für die, so das Erbe erhält, ein Psalm Davids

7 Du hassest alle, die Böses thun, verderbest alle, die Lügen reden; den Mann des Blutes und Truges verabscheuet der HErr.

8 Ich aber will eingehen in Dein Haus in der Fülle Deiner Barmherzigkeit; will anbeten in Deiner Furcht nach Deinem heiligen Tempel hin.

 

Der Psalmtitel heißt: Für die Erbin. Es ist darum die Stimme der Kirche, der zur Erbschaft Berufenen, da­mit sie selbst das Erbe Gottes werde. (AA)

„Die Feinde“

Wer zum Psalter greift, muß mit einem Punkt mit sich ins Reine kommen. Es gibt keine Erfahrung, kein Lebensgefühl, das in den Psalmen so häufig ausgedrückt wird wie die Erfahrung der Abgrenzung. Es gibt fast keinen unter den 150 Psal­men, in denen nicht von den Feinden, den Gottlosen, den Übel­tätern oder wenigsten von den anderen die Rede ist, die ihre Hoffnung nicht – wie der Beter – auf Gott richten, sondern auf ihre eigene Kraft. […]
Wie haben Christen das Wort »Feind« zu benutzen und wie die Psalmen zu beten, in denen von den Feinden die Rede ist? […]
Zu­nächst werden wir durch die Heilige Schrift belehrt, daß die Feindschaft eine Seinsverfassung ist, die nicht in unserer Ver­fügung steht.
[Und d]as Evangelium des Friedens selbst weckt Feindschaft. Es gibt die »Feinde des Evangeliums«, und Christus bedient sich ebenso wie die Apostel ihnen gegenüber der harten Sprache der Feind­schaft. […]
Was bedeutet dann aber »Tötung der Feindschaft« für die Christen? Es bedeutet, daß Feindschaft keine Macht mehr über das Wesen des Menschen besitzt. […] Das Feindsein definiert nicht mehr die Person des Feindes. Nicht um seine Vernichtung geht es, sondern darum, daß er aufhört, Feind zu sein. Er wird nicht mehr auf die Rolle der Feindschaft festgelegt. […]

Christus der Vorbeter

Wenn der Psalmist sich selbst als den Gerechten und den Feind als den Ungerechten sieht, so können wir als Christen dies nur betend nachvollziehen, wenn wir es mit Christus als dem Vorbeter beten; wenn jedes dieser Gebete uns zugleich veranlaßt, uns selbst durch den Geist Gottes von Zorn, Haß und allem bösen Willen reinigen zu lassen. So auch haben wir den fünften Psalm zu beten. […]

Es folgt das triumphierende »Ich aber« des Beters. Er darf in den heiligen Bezirk der Gemeinschaft mit Gott eintreten, aus dem der Gottlose ausgeschlossen ist. […] Dürfen wir sagen: »Ich aber…«, wie es der Psalm tut? Redet nicht der Pharisäer so: »Herr, ich danke Dir, daß ich nicht bin wie die übrigen Menschen…!« (Lk 18,11)? Aber so lautet ja das Gebet des Psalms nicht. Der Beter rühmt sich keines Verdienstes, er dankt nicht für seine Gerechtigkeit, son­dern dafür, daß er Zutritt zum Hause Gottes hat. Daß wir durch Christus »Zutritt zum Thron der Gnade« (Hebr 4,16) haben und der Gewalt der Finsternis entrissen sind, dafür zu danken ist kein Pharisäismus. (RS)

Ich gehe ein in Dein Haus. Wie ein Stein, scheint mir, ins Gebäude. (AA)

Gottesfurcht und Geborgenheit

Gottesfurcht ist ein häufiges Thema der Psalmen. […] Furcht ist normalerweise ein negatives, ein beklemmendes Gefühl. Anders die Gottesfurcht. Hier, wo sie zum ersten Mal erwähnt wird, geschieht es mit Dankbarkeit. […]
Die Gott fürchten, fliehen nicht vor Gott, denn wer weiß, wer Gott ist, der weiß, daß das Furchtbare gerade in der Entfernung von Ihm liegt. Wer Gott fürchtet, flüchtet zu Gott. Es gibt nur einen Ort der Geborgenheit: bei Ihm. (RS)

 

Nachbemerkung: Die im Buch wesentlich ausführlicheren Darlegungen Spaemanns zum Thema „Feindschaft“ lohnen allein schon die Anschaffung des Werkes! Für den, der Feindschaft erfährt (vgl. hier, hier und hier) ist das Gebet der Psalmen in diesem „gereinigten“ Sinne Balsam, Stärkung und Herausforderung zugleich. (GL)

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