1 In finem, in carminibus. Psalmus David. Pro octava.
2 Domine, ne in furore tuo arguas me, neque in ira tua corripias me.
3 Miserere mei, Domine, quoniam infirmus sum; sana me, Domine, quoniam conturbata sunt ossa mea.
5 Convertere, Domine, et eripe animam meam ; salvum me fac propter misericordiam tuam.
8 Turbatus est a furore oculus meus; inveteravi inter omnes inimicos meos.
10 Exaudivit Dominus deprecationem meam ; Dominus orationem meam suscepit.
11 Erubescant, et conturbentur vehementer omnes inimici mei ; convertantur, et erubescant valde velociter.
1 Zum Ende unter den Liedern, ein Psalm Davids, für die Octav.
2 Herr, straf mich nicht in deinem Grimme und züchtige mich nicht in deinem Zorne.
3 Erbarme dich meiner, o Herr! denn ich bin schwach; heile mich, o Herr! denn meine Gebeine zittern;
5 Wende dich, Herr! und errette meine Seele; hilf mir um deiner Barmherzigkeit willen.
8 Vor Grame ist verdunkelt mein Auge; veraltet bin ich unter allen meinen Feinden.
10 Der Herr hat mein Flehen erhört, der Herr hat mein Gebet angenommen.
11 Es sollen sich schämen und heftig erschrecken alle meine Feinde; sie sollen sich wenden und schämen gar schnell!
Es kann freilich auch ohne freventliche Zeitberechnungen der Gerichtstag der achte heißen, weil nach dem Ende dieser Welt ein ewiges Leben anhebt, nicht mehr zeituntertan, [während] alle Zeiten im Rhythmus dieser sieben Tage abrollen. (AA)
Wieder ein Gebet aus der Not. […] [Z]um ersten Mal tritt der Beter vor Gott nicht als Ankläger, um einen Richterspruch gegen die Feinde zu erwirken, sondern in der Sorge, der Richterspruch könnte sich auch gegen ihn selbst wenden. […]
Hier hilft kein Rechten. Wir sind Sünder. Die Heiligkeit Gottes verlangt eine Weise der Hingabe, von der wir weit entfernt sind. Auch die Kirche muß beten: »Herr, sprich mich nicht schuldig in Deinem Zorn.« Die Heiligkeit Gottes wird zum »Zorn Gottes vom Himmel über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen« (Röm 1, 18), und gemessen am Wesen dieser Heiligkeit ist »keiner gerecht, auch nicht einer« (Röm 3,10). Was kann der Beter denn zu seinen Gunsten geltend machen? Es ist immer dasselbe- Vor Gott gibt es nur die Flucht zu Gott. Vor Ihm als Richter gibt es nur den Appell an Ihn als Vater, der sich einfach deshalb erbarmt, weil Er Sein Kind leiden sieht. […]
Die Klage geht weiter und endet mit einem Ausdruck der Erschöpfung, der Resignation: »Der Feinde sind so viele.« Von allen Seiten wird die Sache Christi bedrängt: Der Wohlstand bedroht sie ebenso wie das Elend, die »Aufklärung« ebenso wie die Unwissenheit, der Hochmut ebenso wie der Trieb, der säkulare Universalismus ebenso wie der fanatische Partikularismus, Herrschsucht ebenso wie Revolte. […] (RS)
„Inveterare“, „alt machen“, also „inveteravi“, Perfekt, „ich habe alt gemacht“ und zwar mich, also „bin gealtert“. Dennoch bewahrt gerade die von Allioli gewählte Form „veraltet“ einen Rest der (pseudo-) passivischen Konstruktion und damit den Gedanken des „Erleidens“: Es sind meine Feinde, die mich „alt machen“ und, ganz ‚modern‘, auch “alt aussehen“ lassen, immer wieder und wer kennte dieses müde, „alte“ Gefühl nicht, wenn ihrer und ihrer Taten (scheinbar) zu viele werden, sich (scheinbar) nichts ändert?! Da denkt der Psalmbeter an Ps 102 (momentan 103), Vers 5 […] renovabitur ut aquilæ juventus tua: Deine ‚Jugend‘ wird erneuert gleich der des Adlers! (GL)
Unvermittelt schlägt der Ton des Psalms um, plötzlich verkehren sich die Kräfteverhältnisse. Plötzlich erfährt der Beter, daß sein Weinen gehört wird. Und sofort tritt er den Feinden in einer Position der Stärke entgegen. […] Der Psalm endet mit dem Wunsch des Beters, daß auch die Feinde sich der Nichtigkeit ihrer Position bewußt werden, »ins Herz erschrecken« und schamrot werden, weil auch sie plötzlich der Wahrheit ansichtig werden und damit der Scheinhaftigkeit ihrer Macht. Die Bitte um die Demütigung der Feinde kann auch im Geist der Feindesliebe gebetet werden. Es ist die Bitte darum, daß sie zu sich selbst und in die Wahrheit kommen. (RS)
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