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Sketchlet zum Advent No. 2: Das Veilchen

Das Veilchen

Ein Sketchlet für zwei Schafe, acht Personen und beliebig viele Statisten

Wundersdorf/ Oderbruch. Im Gemeindesaal der katholischen Gemeinde Maria Hilf! Familie Langenfeld, bestehend aus Richard und Edith und ihren Töchtern Emily und Teresa, sitzt mit Silke, Hanna und Karl an einem Tisch beim Gemeindekaffee. Zu ihren Füßen haben es sich Wolle und Flocke, zwei der Wundersdorfer Schafe, bequem gemacht. Weitere Tische sind mit kleinen und großen Pfarrkindern besetzt. Tina, ihres Zeichens Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, wuselt herum, trägt Geschirr und singt dabei immer wieder leise vor sich hin: Sie hat einen Ohrwurm von Mozarts „Veilchen“.

Edith (krault Flocke hinter den Ohren): Und? Geht es Kohle wieder besser?

Flocke (zustimmend): Mäh!

Hedwig: Was hatte er denn?

Richard: Eine Krise.

Wolle: Weil er twittert!

Flocke: Unsinn! Die Diskussion hat es ihm nur zu Bewußtsein gebracht. Man merkte doch, wie präsent ihm mit einem Schlag alles war.

Hedwig: Na was denn: „alles“?

Edith: Er litt letzte Woche fürchterlich unter der böckefeindlichen Sprache der Bibel: Die Böcke sind die von vornherein Verfluchten, die Opfertiere und die Sündenböcke.

Silke: Ach Gott! Aber das ist ja wahr!

Wolle: Wir haben ihn dann notdürftig damit getröstet, daß Krutzi ja lieber ein Bock wäre und sich immer schon zum Opferlamm der ganzen Herde stilisiert hat.

Edith: Ausgerechnet Krutzi! Die, wo sie nur kann, alle herumkommandiert. Es ist wirklich zum Lachen!

Tina (singt vor sich hin): „Ach, aber ach! Das Mädchen kam und nicht in acht das Veilchen nahm. Ertrat das arme Veilchen!“

Silke: Krutzi wäre lieber ein Bock?

Flocke: Ja, weil sie gerne Hirte wäre.

Die ganze Runde bricht in fröhliches Gelächter aus.

Hanna: Aber ob man Hirte werden kann oder nicht, hängt doch nicht nur davon ab, ob man ein Bock ist?

Edith (lacht): Auch wenn zuweilen in Puncto Gemeindeleitung der Bock zum Gärtner gemacht wird …

Karl: Na, immerhin haben wir zum Ausgleich auch eine „Leithammelrunde“.

Wolle: Mä?

Edith: Die Leiter der Kruppen und Greise – äh! Gruppen und Kreise …

Silke (lacht ein wenig bitter): Hja! Jemand anders als die Senioren hat bei uns seelsorglich wirklich kaum noch ein Angebot.

Flocke: Entschuldigt, daß ich so nachfrage, aber … Ihr wißt doch, was der Unterschied zwischen einem Bock und einem Hammel ist?

Karl (mit einem Seitenblick auf die kleine Teresa): Ach so, ja. Der zwischen einem Hengst und einem Wallach.

Teresa: Ach so! Hammel sind kastriert. Sag das doch gleich!

Silke (lacht): Ja, dann ist der Name ja goldrichtig: Da sitzen nämlich genau die zusammen, die sowieso nichts ausrichten können, weil Corinna auf allem den Daumen hat.

Alle lachen.

Tina (singt): „Es sank und starb und freut sich noch: Und sterb ich denn, so sterb ich doch durch sie, durch sie, zu ihren Füßen doch!“

Edith (schaut zu Tina hinüber, seufzt): „Es war ein herzig‘s Veilchen!“

Hanna (zu Flocke): Aber den Lämmchen geht’s gut?!

Flocke: Alles bestens!

Richard (mitfühlend): Irgendein Schaf erzählte was von Konjunktivitis?

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

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