Zurüruck zum Inhalt

Der Auftakt III, Falsche „Normalität“

Wir haben das angekündigt, vor genau einem Jahr (hier): So lange, bis sich die Situation rund um die Orgel in unserer Pfarrkirche Herz-Jesu Weimar nicht grundlegend gebessert hat, nein, bis sie wirklich gut ist, gut in jeder Hinsicht, so lange werden wir zu jedem Jahrestag der Weihe des Instruments am 8. Mai 2011 den „Auftakt“ wiederholen! (zum ersten Mal hier)

Und von einer grundlegenden Besserung kann im Mai 2015 keinesfalls die Rede sein. Vielmehr warf ein Vorfall aus der jüngsten Vergangenheit erneut ein grelles Schlaglicht  auf die verkorkste Lage.

Da hatten wir vor kurzem nämlich erneut eine „Kopf-Wende-Messe“, das Phänomen, daß sich erhebliche Teile der gottesdienstlichen Versammlung ebenso überrascht wie beglückt umwenden, um zu sehen, wer denn da auf einmal so gekonnt und schön orgelt – zur höheren Ehre Gottes und zur Förderung ihrer Andacht! (zum Begriff vgl. hier)

Allein, der Freude und dem Dank, die im Anschluß an den Gottesdienst etliche erfreute Teilnehmer dem Organisten gegenüber äußerten, wurde jäh ein Dämpfer verpaßt, als sie mitanhören mußten, wie die Vorbereitung auf die musikalische Begleitung des folgenden Hochamts frech als „Rückkehr zur Normalität“ bezeichnet wurde.

Das ist ebenso unsäglich wie bezeichnend für den Ungeist, wie er hier in so vielen Belangen eingerissen ist, denn was nun folgen sollte wird ganz sicher nicht die musikalische Qualität gehabt haben, wie das, was vorangegangen war, eine ganz und gar der Liturgie dienende musikalische Qualität war das, wohlgemerkt, keine virtuose Spielerei!

Es geht dabei nun gewiß nicht in erster Linie um Personen, das ist bloß ein Nebenaspekt, schon weil der solchermaßen außerhalb der vermeintlichen „Normalität“ gestellte zuverlässig weiß, wie er das einzuordnen hat und weiß, welchen Rückhalts er sich erfreut.
Es geht auch überhaupt nicht etwa darum, teils jahrzehntelanges ehrenamtliches kirchenmusikalisches Engagement zu entwerten. Diesen durchsichtigen und  unsinnigen Vorwurf setzen nur diejenigen in die Welt, die um alles in Welt ( in der ‚Welt‘…) verhindern wollen, daß sich hier etwas zum Besseren, zum Richtigen hin verändert.

Nein, es geht darum, was dieser Gebrauch des Wortes ‚Normalität‘ über die Maßstäbe sagt, die manche hier an Handeln im kirchlichen Raum anlegen. Die total verschobenen Maßstäbe!
Dabei ist es doch ganz, ganz einfach: Teil des Gottesdienstes, der Liturgie ist immer die Verehrung des Allerhöchsten. Die Dankbarkeit dafür, daß wir das dürfen (!), verpflichtet uns, unser Bestes zu tun, individuell und kollektiv.
DAS ist die ‚Norm‘, die hier im Raume steht und nichts weniger kann auch nur ansatzweise genügen. Allein von hier aus definiert sich, was „Norm-alität“ bedeuten kann, gerade auch im Bereich der Kirchenmusik.

Natürlich, dieses „Beste“ ist abhängig von den Bedingungen, unter denen Kirche agiert, den Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen: Wer einem verstimmten Harmonium in der katholischen „Wüste“ Nordskandinaviens vor ein paar Jahrzehnten (denn die Zeiten ändern sich!, vgl. hier) einigermaßen stimmungsvolle Töne entlockt hat, der hat dort das „Beste“ getan – und wird dafür nicht ohne Lohn bleiben!

Wer aber im Weimar, gesegnet mit einer Musikhochschule und vielen anderen Talenten die sich daraus ergebenden Möglichkeiten nicht nutzt, ja, diese Nutzung aktiv und auf vielerlei Weise seit Jahren hintertreibt, um, so kann man nur schließen, seine kleine clanartig verfestigte Welt künstlich am Leben zu erhalten und ein paar Euro zu sparen für persönliche Prestigeprojekte, der hat von dem, was Kirchenmusik wirklich bedeutet, überhaupt nichts begriffen, nichts begriffen von der heiligen Verpflichtung, die in ihrer Pflege liegt.
Und, ja, der wird dafür auch nicht ohne „Lohn“ bleiben…

Aber darauf werden wir nicht warten.

 

Qui habet aures audiendi...

Qui habet aures audiendi…

PS: Wie man so hört, soll sich der Kirchenvorstand ermannt haben, eine Kommission für die weiteren Verhandlungen mit der Musikhochschule (in deren Eigentum ja die Orgel steht!) zu bilden. Hoffen wir, die Mannhaftigkeit hat gereicht, um die personelle Zusammensetzung dieser Gruppe so zu gestalten, daß die bisher in diesem Zusammenhang (wie in so vielen anderen!) dem Vernehmen nach weitgehend allein handelnde Person nicht dazu gehört; PuLa bleibt für Sie dran!

 

 

 

 

 

2 Kommentare

  1. Orgelbaeckerin schrieb:

    Ich bin erschüttert über die Ignoranz und die Sabbotage. Im Mai 2011 war ich zu einer der Veranstaltungen nach der Weihe dabei. Nein, ich kann nicht verstehen, dass sich niemand wehrt, dass dieses außergewöhnliche Instrument so abgeschottet wird und kaum klingen darf. Unfassbar!! Was für eine Idiotie.

    Donnerstag, 26. November 2015 um 23:34 | Permalink
  2. Schau, schau! Auch ältere Beiträge werden noch gelesen, wie erfreulich.
    Liebe ‚Orgelbäckerin‘, im Augenblick könen wir leider nicht öffentlich inhaltlich auf die aktuelle Lage eingehen, daher hier nur soviel: Es gibt berechtigten Grund zu der Hoffnung, daß 2015 der letzte „Auftakt“ in diesem Sinne war! 🙂

    Freitag, 27. November 2015 um 09:14 | Permalink

Ein Trackback/Pingback

  1. […] Was zu der guten Laune am gestrigen „11. Sonntag im Jahreskreis“ (zu der Bezeichnung vgl. hier) vor allem beitrug, war die herausragende musikalische Gestaltung durch die hervorragend disponierte Choralschola der Musikhochschule und den wunderbaren jungen Organisten. Herzlichen Dank! Man kann es ja gar nicht oft genug sagen, daß es sich dabei eben NICHT um ein geschmäcklerisch kultursnobistisches Herangehen handelt, sondern daß qualitätvolles Musizieren der Andacht aufhilft, wie das viele (heilige) Päpste immer wieder betont haben! Nichts weniger als das Beste, was je und je möglich ist, kann auch nur ansatzweise genügen… (vgl. hier). […]

Einen Kommentar schreiben

Ihre Email wird NIE veröffentlicht oder weitergegeben. Benötigte Felder sind markiert *
*
*

*