„Man kennzeichne all unsere Schilde mit einem Kreuz, dem Zeichen des neuen und ewigen Lichtes“, verkündet der Titelheld aus dem Kindermusical „Konstantin. Die Legende“, das 2010 zum Gemeindefest von Herz-Jesu Weimar uraufgeführt und 2013, zum Konstantinjahr völlig überarbeitet und erweitert, dann schon im Exil in Apfelstädt und Kloster Volkenroda wiederaufgenommen wurde.
Die – allerdings mit dem Christogramm, dem ‚Konstantinischen Kreuz‘! – gekennzeichneten römischen Schilde und Helme sind archäologisch belegt. Daß die Kennzeichnung der puren Unterscheidung der römischen Rüstungen gedient haben soll, als sich 312 in der Schlacht an der Milvischen Brücke die beiden römischen Tetrarchen Konstantin und Maxentius gegenseitig bekriegten und Maxentius in Überzahl unterlag, ist unwahrscheinlich. Irgend etwas muß passiert sein im Vorfeld jener Schlacht, die Konstantin unter den Schutz des Christengottes stellte und diesen nach gewonnener Schlacht – ganz antik gedacht – als den mächtigeren anerkannte.
Eusebius von Cäsarea schreibt, dieses Etwas war ein Kreuzzeichen am Himmel, das Konstantin den Sieg verhieß. Man muß dem Bischof und Hoftheologen darin nicht folgen, aber auf alle Fälle ist es eine schöne Geschichte und deshalb kommt sie in dem Musical auch vor. Ein Zeichen bringt die Dinge doch immer auf den Punkt und läßt sich in so einem Bühnenstück gut realisieren – jedenfalls wenn, wie in unserem Fall – den Regisseurinnen Elisabeth Asshoff (2010) bzw. Miriam Platzeck (2013) hierzu so gute Ideen kommen.
Konstantin I. hat eine Menge Menschenleben auf dem Gewissen. An Grausamkeit stand er seinen antiken Kollegen in nichts nach. Aus Eifersucht ließ er in bewährter Manier Frau und Sohn über die Klinge springen, bekämpfte in Maxentius seinen Schwager und so weiter und so weiter. Da gibt es nichts zu beschönigen.
Die Kirche tut dies in gewisser Weise trotzdem, indem sie Konstantin andere Taten zugute hält und des Kaisers als Wegbereiters des Christentums am heutigen 21. Mai gedenkt. Da wird das Mailänder Toleranzedikt in den Vordergrund gerückt, das nach Absprache mit dem Tetrarchen Licinus im Jahre 313 die christliche Religion den übrigen Religionen im römischen Reich gleichstellte und damit ihren Aufstieg zur Staatsreligion unter Theodosius I. ermöglichte.
Da wird Konstantins Ringen um die Einheit der schon damals in koptischer, arianischer und orthodoxer Glaubensrichtung wachsenden Kirche gewürdigt. Da gedenkt man des Konzils von Nicäa, das unter dem mittlerweile allein herrschenden Konstantin das bis heute gültige Credo der Kirche formulierte und die Wesenseinheit von Gottessohn und Gottvater als Glaubensinhalt festhielt.
In den erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Arius und Athananius dem Großen, dem 1568 unter dem Heiligen Papst Pius V. zum Kirchenlehrer erhobenen Patriarchen von Alexandria, dessen gebotener Gedenktag am 2. Mai kaum drei Wochen zurückliegt, nahm Konstantin letztlich für Athanasius Partei. Daß er sich auf dem Sterbebett im Jahre 337, übrigens genau zu Pfingsten, dennoch durch den arianischen Bischof Eusebius von Nikomedia taufen ließ, bleibt eines der Rätsel, die der durchsetzungsfreudige Herrscher mit ins Grab nahm.
Aber schöner und Inspirationsquelle für herrliche Gemälde ist ohnehin die Geschichte, nach der der Eremit Silvester 312 oder 13 den Kaiser taufte, ihn dadurch vom Aussatz befreite und zum Dank 314 zum ersten Papst einer freien Christenheit erhoben wurde. Deshalb kommt auch nicht die rätselhafte Taufe auf dem Totenbett, sondern diese Geschichte in dem Musical vor – Einheit von Ort, Zeit und Handlung, Sie wissen schon.
Wenn Sie in die Ouvertüre des Kindermusicals einmal hineinhören möchten – sie stellt die meisten Melodien des Stückes vor und wir haben sie hier auf YouTube eingestellt:
Das Lied zur Kreuzesvision, von unserem Eingangszitat abgerundet, gibt es auch, hier:
Naja, und das Lied zu Silvester natürlich ebenfalls, allerdings in der ausgekoppelten Version im Rahmen der „Weltreise durchs Kirchenjahr“, hier:
Cornelie Becker-Lamers
„Beschönigt“, ts! Wer den Schlußchor des Musicals (mein Lieblingsstück daraus!) hört, fragt sich sowieso nicht mehr, warum dieser bedeutenden Gestalt zu gedenken ist, jawohl! 😀
Und wer wird schon so einen antiken Kaiser verstehen (wollen)? Immerhin, im Zweifel war die Gültigkeit der Taufe nicht in Frage zu ziehen, das hatte ja im Grunde schon die Synode von Arles 314 geklärt, oder galt das im Falle der Arianer gerade nicht, Stichwort ‚trinitarische Taufformel‘? 😯 Wer kennt sich da aus??
Gereon Lamers
Ein Kommentar
Ach, wo ich schon mal gerade auf Deinem blog bin, hier wollte ich eigentlich auch schon mal längst kommentieren.
Was die Taufformel der Arianer angeht, so ist man sich – die Quellenlage ist ziemlich dünn – weitgehend einig, dass sie die übliche trinitarische Formel verwendeten. Man kann vermutlich auch gar nicht davon sprechen, dass die Arianer überhaupt eine „Eigenliturgie“ hatten.
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[…] unterscheidet uns von etlichen anderen Christen, die die Mutter Konstantins des Großen am Gedenktag ihres Sohnes, dem 21. Mai, […]
[…] die ja inzwischen den Kreis um Weimar auch schon längst verlassen haben (vgl. z. B. hier und hier), sondern natürlich auch für das, was am Bistumssitz passiert, zumal, wenn wir der […]
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