Wenn der wahrhaft bemerkenswerte Auftritt von Reinhard Kardinal Marx auf der Abschlußpressekonferenz der Herbstvollversammlung der „Deutschen Bischofskonferenz“ (hier und unten), im Rahmen dessen er die Begriffe „Verblödung“ und Verbloggung“ miteinander in Zusammenhang brachte, eines zeigt, dann ist es vor allem andern, wie weit man auf dem Weg zum einen voranschreiten kann, wenn man von dem anderen so offenkundig überhaupt nichts versteht.
Armer Matthias Kopp! Er weiß es ja besser (vgl. hier), aber was soll man als Pressesprecher schon machen, wenn der oberste Chef direkt neben einem so einen Unsinn erzählt? Gequält lächeln halt; ach, das ist wahrlich kein einfacher Job!
Die Kollegen auf „Katholon“ (berührend!) und „Einfach entfachend“ (brillant!) haben hier und hier schon viel Kluges dazu geschrieben und wenn wir für das Bloggertreffen im November noch eines weiteren Themas bedurft hätten (was natürlich nicht der Fall war! 🙂 ), jetzt hätten wir eins (hier gibt es auch noch eine kleine Übersicht über die Reaktionen).
Ich habe gerade weder Zeit noch Lust, das näher zu beleuchten – am Ende ist die DBK ja geistlich gesehen ohnehin eine ziemlich irrelevante Angelegenheit…
Nur auf eines würde ich, auch zur Ermutigung aller lieben Kolleginnen und Kollegen, gerne aufmerksam machen, aus unserer ganz spezifischen Erfahrung hier in den vergangenen viereinhalb Jahren.
Sie kennen sicher das schöne Wort: „ Erst ignorieren sie euch, dann bekämpfen sie euch und dann fangt ihr an zu gewinnen!“, das, vermutlich fälschlicherweise, Mahatma Gandhi zugeschrieben wird.
Als wir R. Marx genau zuhörten, stellten wir fest, daß er genau so redet, wie wir es hier auf der lokalen und regionalen Ebene auch erlebt haben, bzw. noch erleben: „Ich nehme das ja gar nicht zur Kenntnis/lese das gar nicht/lasse das nicht an mich heran.“
Derartige Äußerungen zeigen natürlich nur, daß die Selbstsicherheit für ein wirkliches Ignorieren schon längst gänzlich abhanden gekommen ist. Wer wirklich sicher wäre, daß das ja alles falsch und (vor allem) auswirkungslos sei, der würde, der müßte ja so nicht reden!
Nein, nein, tatsächlich haben wir es hier in den Kategorien des gerade zitierten Spruchs geredet mit einer interessanten Unter-Kategorie auf der Stufe 2, dem “Bekämpfen“ zu tun, was nichts anderes heißt, als daß wir uns auf dem Weg zu Stufe 3, dem „Gewinnen“ bereits zu „Beginn der Mitte“ befinden! 😎
Wie gesagt, genau so war das hier vor Ort auch; wie oft wir das haben hören müssen, öffentlich und nicht-öffentlich: „Nehme ich gar nicht zur Kenntnis, lese ich nicht, lasse ich nicht an mich heran“ etc. – das kann man getrost Null-setzen, nein, man kann, man sollte es als das lesen, was es wirklich ist: Ein Zeichen der Ermutigung!
Wenn Sie richtig zuhören, werden Sie das „Angepiekt-Sein“ auch in den Äußerungen von Kardinal Marx herausspüren und wenn PuLa dazu einen kleinen Beitrag geleistet haben sollte, wäre ich gar nicht unzufrieden, vgl. hier. 😉
2 Kommentare
Danke! Wirklich sehr ermutigender Gedanke! So habe ich es noch nicht gesehen. Da dürften Sie wohl voll ins Schwarze getroffen haben.
„Sorry, Jungs, war nur so ne Idee von mir“ stand ja eigentlich vor 25 Jahren neben Karikaturen von KARL Marx. Aber Reinhard Marx kann man bestimmt auch schön karikieren. Versucht das mal einer? Ich kann nur Schafe zeichnen. Schwester Robusta, übernehmen Sie!
Die Kollegen haben schon alles aufgedröselt. Fehlt nur noch ein Zitat aus der Walküre, das ich assoziiert habe: „Nicht bringst du Unheil dahin, wo Unheil im Hause wohnt“ sagt Sieglinde. Will sagen: Wer sich argumentativ dermaßen verheddert wie der Kardinal – aburteilen, was man vorgibt gar nicht zu kennen, Dialog fordern und Blogger pauschal ignorieren, anderen das Christsein absprechen, aber in der Erniedrigung anderer selber den eigenen Referenztest nicht bestehen -, dem können Blogs in der von ihm befürchteten Weise doch eigentlich gar nicht mehr schaden, oder?
Schön fand ich ja, daß der Kardinal uns Müttern, Vätern und gemeindlichen Basisarbeitern „Austausch und lebendige Begegnungen“ ans Herz legt. Stellen Sie sich vor, Herr Kardinal, das kennen wir trotz des Bloggens. WIR kennen beides! Und wir kennen Bischöfe, die vom sicheren Podium aus „Dialog“ einfordern und in der „lebendigen Begegnung“ ganz jämmerlich versagen. Dazu haben wir dann natürlich auch prompt was gebloggt, hier. Man muß sich schließlich zu helfen wissen.
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[…] Was auf Twitter schnell „#Marxgate“ geheißen wurde, die häßlichen Bemerkungen des Vorsitzenden der DBK zu Bloggern in der Gefahr der „Verblödung“, liegt schon ein paar Tage zurück, sie fielen am 24. September anläßlich der Abschlußpressekonferenz der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe; viel ist dazu geschrieben worden und auch auf PuLa haben wir die Sache behandelt, hier. […]
[…] seine unsäglichen Beschimpfungen soweit ich weiß immer noch nicht um Verzeihung gebeten hat, vgl. hier und hier. Nun, X 451 No. 2 ist mit seinen Autorinnen und Autoren neben allem anderen auch ein Beleg […]
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