Komischer Titel für einen PuLa-Beitrag? Stimmt. Das liegt daran, daß es sich um ein Zitat handelt. Ein wörtliches Zitat aus dem Titel eines Dokuments der Deutschen Bischofskonferenz vom 28. April 2003: Die Deutschen Bischöfe, Nr. 72, Missionarisch Kirche sein, Offene Kirchen – Brennende Kerzen – Deutende Worte; zu finden hier: Die Deutschen Bischöfe, Nr. 72
Normalerweise erwarten Sie hier ja, und das völlig zu recht!, eher römische Dokumente und ich verspreche Ihnen, ein besonders schönes und praxisrelevantes Exemplar dieser Kategorie aus jüngster Zeit haben wir gerade in der Pipeline, dauert nicht mehr lange! 🙂
Aber die Ausführungen in der zitierten deutschen Veröffentlichung verdienen Aufmerksamkeit und haben an Aktualität nichts eingebüßt. Da sollte man sich von der teilweise auch hier wieder zu konstatierenden typischen Sprache dieser Hervorbringungen nicht abhalten lassen, die immer wieder einmal „Betulichkeit und Bombast“ in wenig einladender Weise verbindet.
Tut aber im vorliegenden Fall der Sache keinen Abbruch!
Denn es geht um etwas sehr Handfestes: Die Chance und die Botschaft einer „offenen Kirche“ und zwar im ganz unmittelbaren Sinne des Kirchengebäudes:
„Offene Kirchen bieten Raum: Raum für die Stille inmitten der Hektik des Alltags, Raum für das Betrachten von Architektur und Kunst, insbesondere aber Raum für die Freude und Hoffnung, die Bedrängnis und Trauer, die Menschen mitbringen, wenn sie der Einladung einer offenen Kirche folgen. […] Bilder und Symbole beginnen zu sprechen und es wird deutlich, dass dies ein Haus Gottes ist, offen für die Menschen.“
So der damalige Vorsitzende der DBK, Karl Kardinal Lehmann in seinem Geleitwort (a.a.O., S. 3).
Im folgenden schreitet das Dokument dann sozusagen ab, was eine möglichst häufig offene Kirche bedeuten kann, was dazu getan werden kann, aber auch, welche Herausforderungen es gibt:
„Immer wieder berichten Einzelne, dass sie – obwohl fernstehend oder religiös indifferent – in einem Augenblick der Stille beim Besuch einer Kirche so etwas wie eine Berührung mit dem Heiligen gespürt haben.“ (a.a.O., S. 9)
Ausdrücklich (auch sprachlich!) gut gelungen, der Abschnitt über die „Kerzen“:
„Gerade die Kerzen sind es, die ganz besondere Symbolkraft in sich tragen. Wie die Gläubigen in der Osternacht Christus als Licht der Welt und Sieger über alle Finsternisse feiern, so bezeugt jede leuchtende Kerze der persönlichen Beter, dass Christus auch in ihren individuellen und manchmal nur scheinbar kleinen Problemen Licht und Wegweisung ist. Die Kerzen, vor den Marienbildnissen in unseren Wallfahrts- und Klosterkirchen [Warum allerdings nur in denen? d. Red.) entzündet, sind sprechende Zeichen eines ganz persönlichen Glaubens und Vertrauens. Die Kerzen leuchten weiter, auch dann, wenn die Beter die Kirche längst wieder verlassen haben. Sie zeigen den später Eintretenden, dass hier Menschen gebetet haben.“ (a.a.O., S. 15)
Völlig zu Recht betonen die Bischöfe die besondere Geltung dieser Überlegungen an touristischen Orten, wenn sie schreiben:
„Dies wird vor allem in der Urlaubszeit sichtbar. Gerade im Urlaub finden Menschen viel Zeit, nach dem Woher und Wohin ihres Lebens zu fragen und zu suchen. […] In der Anonymität eines kurzzeitigen Urlaubs machen viele Menschen etwas, was sie sonst nicht tun: Sie suchen Kirchen als Orte auf, an denen sie ihrer Beziehung zu Gott nachspüren.“ (a.a.O., S. 16)
Hier wird eine Realität beschrieben, die jeder, der in Weimar schon einmal länger als 10 Minuten nach Ende des Gottesdienstes vor der Kirche verweilt hat, kennt: Ja, es kommen Menschen in gar nicht so geringer Zahl, die wollen in die Pfarrkirche, die möchten „Herz-Jesu“ auch von innen erleben! Und zwar praktisch das ganze Jahr über.
Wie schon gesagt verschließt das Dokument der Bischöfe nicht den Blick vor den Problemen, die mit einer offenen Kirche einhergehen:
„Es gibt leider auch einsichtige Gründe, Kirchengebäude verschlossen zu halten. Da ist die Angst vor Vandalismus und Diebstahl. Es fehlen mancherorts Personen, die in einer Kirche über den Tag hin präsent sind. […] Diese Bedenken gegen eine Öffnung von Kirchen dürfen nicht überspielt werden. […] Es gibt leider bewusste Verunreinigungen, undezentes Benehmen und auch die Gefahr von Diebstahl und Zerstörung.“ (a.a.O., S. 13)
In der Tat. Nur müssen diese unbestreitbaren Gefahren von Fall zu Fall auch tatsächlich objektiv bestehen und nicht etwa nur herbeigeredet oder gar inszeniert werden. Denn es gibt auch eine ganz und gar „verschlossene“ (in jeder Bedeutung dieses Wortes) Sorge um den Kirchenraum, die die bedeutsamen Chancen im Wortsinne „aus-schließt“.
Was der Intention der Bischöfe diametral entgegenläuft, die quasi in einem Fazit zu dem eindeutigen Ergebnis kommen:
„Wenn wir dies alles bedenken, müssen die Gemeinden vielleicht „risikoreicher“ mit ihren Kirchenräumen umgehen. Risikoreich will hier nicht sagen, dass der selbstverständliche Schutz der Kunstwerke vor Beschädigung und Diebstahl außer acht gelassen wird. Vielmehr gilt es, zu versuchen, mehr als bisher die Symbolkraft einer offenen Kirche in Seelsorge und Pastoral mit einzubeziehen. Das Ziel sollte sein, dass möglichst viele katholische Kirchen in Deutschland so häufig wie nur irgendwie möglich geöffnet sind, um die reiche Symbolik und ihre spezifische Bedeutungsfülle vielen Menschen zu erschließen.“ (a.a.O., S. 17)
Das ist von höchst wünschenswerter Klarheit und trifft sich ganz genau mit dem, was Pfr. Timo Gothe am vergangenen Sonntag gepredigt hat:
„Im Grunde sind verschlossene Kirchen doch nur halbe Kirchen.“ (aus dem Gedächtnis zitiert)
Danke, Hochwürden! 🙂
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