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Der Schnatterkanon, oder: St Martin verspätet

Weimar und Erfurt, ein wenig ist das wie Düsseldorf und Köln, die Städte sind sich in herzlicher Abneigung verbunden und – machen normalerweise genau das, was in der je anderen Kommune praktiziert schon genau deswegen nicht auch ihrerseits…

Um so eigentümlicher, daß ausgerechnet die in anderen Teilen Mitteldeutschlands durchaus nicht verbreitete Unsitte, die gemeinsame Martinsfeier immer (!) am Abend des 10. November und damit de facto (und häufig genug auch von der Anmutung und den verwendeten Texten her…) als Geburtstagsfeier eines gewissen Luther, Martin zu begehen hier wie dort eingerissen ist.

Ehrlich gesagt, ich finde es ja in Erfurt als Bischofsstadt noch eigentümlicher, die Feier des großen heiligen Bischofs von Tours nicht an seinem Gedenktag zu begehen (nicht einmal ein übers andere Jahr) als hier, in der nun einmal über lange Zeit monokulturell protestantischen Residenzstadt.
Naja, mal gucken, ob nicht auch in diesem Fall die kleinere Stadt es der größeren in Zukunft vormacht, wie’s richtiger gehen kann mit den „eigentlichen Martinstag“ – mal sehen! 🙂

Und? War das der Grund, weshalb PuLa das Lied zum (gestrigen) Tage heute erst bringt? Überkompensation, sozusagen? 😉

Nein, das war er natürlich nicht! Vielmehr haben wir es abends einfach nicht mehr geschafft und das aus einem sehr erfreulichen Grunde: Wir haben nämlich eine wunderbare Veranstaltung besucht – den 3. Abend der 8. (!) Reihe der Bibellesungen von Prominenten im Gewölbekeller der Stadtbücherei Weimar (EKM-Pressemiteilungen).

„Bibel und ‚Prominente‘“? Es schaudert Sie? 😉

Das verstehen wir, aber: Es war ja nicht irgendein Prominenter, sondern unser Gemeindemitglied Hellmut Seemann, Präsident der Klassik-Stiftung, PuLa-Lesern seit langem wohlvertraut und wer ihn (immer) noch nicht kennt: Nutzen Sie, wenn sie sie bekommen, die Chance, ihn zu hören, es lohnt sich immer.

Gestern abend hat er sehr schön das Buch Jona gelesen (in Gänze) und ebenso schön ausgelegt (schöner als hier referiert)

Durch die Abend führt als Moderator Michael Eggert, Schulpfarrer in Neudietendorf.

Die doch schon etwas „abgenutzte“ Masche zum Schluß den Gast angefangene Sätze vervollständigen zu lassen, führte gestern immerhin zu einem wahren Schmankerl auf den Heimweg:
Eggert: „Die Kirche kann von der Kultur lernen …“

Seemann: „Nein, das kann sie, glaube ich, nicht.“

🙂

Außerdem kann jede noch so kurze Beschreibung des Abends nicht auf die Erwähnung von Erik Warkenthins ebenso sensiblem wie virtuosen Spiel auf der Renaissancelaute verzichten, sehr, sehr schön.

Und hier nun schließlich der Beitrag der Cäcilini zum Martinstag, ein Auszug aus dem „Schnatterkanon“, der seinerseits ein Teil der Lieder zum Kirchenjahr ist:

2 Kommentare

  1. Wenn zwei das gleiche tun, muß es noch lange nicht dasselbe sein: St. Martin ist der Stadtpatron von Erfurt, somit handelt es sich um ein (Eigen-)Hochfest, das mit der Vesper am Vorabend beginnt. Folglich *muß* Weimar den Heiligen Martin zur gleichen Zeit wie in Erfurt feiern, um nicht das gleiche wie die Erfurter zu tun. Alles klar? 🙂

    Freitag, 13. November 2015 um 14:49 | Permalink
  2. Äh, so ungefähr 😉 Auf jeden Fall gefällt mir die Argumentationsgrundlage – sehr sogar!
    Habe aber gerade keine Zeit darüber angemessen gründlich nachzudenken, doch wie ich Weimar kenne, wird das hier nicht befriedigen können.
    Wir bleiben dran, ok? 🙂

    Sonntag, 15. November 2015 um 21:34 | Permalink

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