Drei Fünfziger aber enthält das Buch der Psalmen und aus diesem Grunde und aus jener seligen Zahl entsteht unsere Erwartung.
Denn wer den Psalm der ersten Zahl Fünfzig, dann den der zweiten Zahl Fünfzig, und dann wieder den der dritten Zahl Fünfzig, mit welcher das Ende des Buches eintritt, genau ins Auge faßt, der wird einsehen, daß die Vorsehung in dieser Anordnung der Psalmen mit der Weise der Ordnung unsres Heils übereinstimmt.
Denn da es der erste Schritt zum Heile ist, nach der Vergebung der Sünden zu einem neuen Menschen wieder geboren zu werden; da ferner nach dem reumütigen Bekenntnisse jenes Reich des Herrn für die Zeiten der heiligen und himmlischen Stadt Jerusalem bestimmt ist, und da wir nachher, wenn die himmlische Herrlichkeit in uns vollendet ist, durch das Reich des Sohnes in das Reich Gottes des Vaters gelangen, wo alle Geister das Gott gebührende Lob verkünden werden; so sehen wir leicht ein, daß in den einzelnen Bedeutungen der Psalmen, wenn sie nach der Zahl Fünfzig gestellt werden, das Geheimnis [lat. sacramentum] dieser Anordnung nach der Zahl Fünfzig enthalten sei.
(Tractatus super psalmos, Vorrede 11)
Wir sehen: Es geht dem Hl. Hilarius keineswegs darum, einer Zahl (hier der Fünfzig) als solcher irgendwie „magische“ Kraft beizumessen, nein, es geht darum die göttliche „Verwaltung“ (dispensatio) unseres Heils gespiegelt zu sehen in der Anordnung der Inhalte („Anordung“: ggf. inspiriertes aber menschliches Tun) der jeweiligen Psalmen:
Psalm 50 dreht sich um Davids Vergebungsbitte nachdem er in der Sache mit Bathseba und Urias schuldig geworden war.
Psalm 100 schildert, in Bildern des davidischen Reichs, „die Stadt des Herrn“ ohne Gesetzlosigkeit.
Psalm 150 aber ist das, insoweit selbsterklärende 😉 „Große Halleluja“, die Spitze des „Schluß-Hallel“.
Wie man auf die Idee kommen konnte, sich von dieser (Zähl-) Tradition dem „Geheimnis der Anordnung“ ohne Not zu entfernen, werde ich wohl nie verstehen – und will es auch nicht!
Übrigens: Wenn jetzt jemand klüglich mäkeln wollte, ausgerechnet die Septuaginta enthielte aber doch einen Psalm 151, der läge falsch. Denn dem ist zwar so, aber wie heißt es da so schön? „Dieser Psalm ist eigens verfaßt im Hinblick auf David und steht außerhalb der Zählung {der 150 Psalmen} […]“ (den Zusatz in geschweiften Klammern haben nicht alle Handschriften).
Tja! 🙂
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