Wo Sie grad sagen Hilarius …
Wir wollten unsere Leser ja noch mit ein paar Links zum diesjährigen Martinsspiel versorgen. Die Cäcilini waren relativ knapp hinzugezogen worden, aber natürlich vollzählig zur Stelle 🙂 , so daß unsere Gemeinde – unser „Kirchort“ hätte man wohl neuerdings zu sagen, denn in der Tat umfaßt unsere Pfarrei (und wer formuliert schon trennscharf hinsichtlich „Gemeinde“ und „Pfarrei“ [Anm. der Redaktion: „Ich!“ 😉 ]) ja auch die Katholiken beispielsweise aus Bad Berka und Schöndorf, und beide Kirchorte richteten einen eigenen Martinsumzug aus – so daß also unser Kirchort Herz Jesu Weimar am Nachmittag des 10. November ein Anspiel als Ausgangspunkt des Martinsumzugs hatte.
Sie haben richtig gelesen: Wie an einigen anderen Stellen in Thüringen auch (aber durchaus nicht überall in der mitteldeutschen Diaspora!), begehen wir hiesigen Katholiken die Feier als ökumenisches Martinsfest jedes Jahr zum Geburtstag Martin Luthers (obwohl dieses Datum notwendigerweise sekundär sein muß, hieß doch Martin Luther nur deshalb Martin, weil er nach damaligem Brauch am Tag nach seiner Geburt auf den Tagesheiligen, Martin, getauft worden war).
Wie auch immer – die evangelischen Christen gedenken in einer Großveranstaltung auf dem Herderplatz vor der heuer gerade frisch renovierten Stadtkirche St. Peter und Paul – vulgo Herderkirche – ihres „Heiligen Martin“ (wie durchaus auch Protestanten, ja sogar evangelische Pastoren augenzwinkernd sagen), und die katholischen Christen erinnern an den ersten Heiligen, der für seine Heiligsprechung keines Märtyrertodes gestorben sein mußte.
Sie tun dies üblicherweise durch die Darstellung der Mantelteilung, aber weil dieses Jahr die Cäcilini geschauspielert haben, war alles ein wenig anders. Schließlich hatten wir keine Zeit für lange Recherchen, sondern konnten nur das Anspiel nehmen, das wir schon hatten. Und zwar das hier.
Deshalb eben auch Hilarius.
Unser Martinsspiel nämlich spinnt, nachdem alle gemeinsam mit der gewohnt stimmgewaltigen Unterstützung unseres Gemeindereferenten das Lied von der Mantelteilung gesungen haben
die Geschichte ein bißchen weiter. Martin sitzt drei Tage wegen mutwilliger Beschädigung von Militäreigentum im Kerker. Jesus erscheint ihm im Traum und erklärt ihm die Sache mit dem geringsten seiner Brüder. Martin möchte aus dem Militärdienst ausscheiden (was nicht gelingt: Er muß wohl 25 Jahre lang seinen Dienst abgeleistet haben. Aber solche Zeitspannen eignen sich einfach mal verdammt schlecht für die Bühne.) In der geforderten Einheit von Zeit, Ort und Handlung schürzt sich der dramatische Knoten im Anspiel legendengetreu dahingehend, daß Martin seinen Traum hat, tags darauf den Dienst quittieren möchte und der Kaiser durch ein Wunder – den spontanen Abzug der gegnerischen Alemannen – überzeugt wird. Martin reitet nach Poitiers, um sich von – und jetzt kommt’s: Bischof Hilarius – genau! taufen zu lassen.
Der bewährte Maik Schuck, gefühlt schon immer Fotograf der Thüringer Lokalpresse, hat die dramatische Szene in einem hübschen Bild festgehalten, das die TA samt Artikel auch online zeigt, hier.
Wir können darauf verschiedene Dinge erkennen. Erstens: Der Kaiser trägt einen der damals typischen Ligusterkränze auf dem Haupt.
Spaß!
Der Witz ist, daß wir bis wenige Tage vor Sankt Martin tatsächlich Lorbeer im Hause hatten (wir werden zu gegebener Zeit darauf zurückkommen 😉 ), echten Lorbeer an echten Zweigen von echten dicken Hecken, die in Opatija wie Unkraut wachsen. Und Opatija hatten wir in den Herbstferien besucht. Bevor wir in Pula waren. Aber am 10. November lagen die Blätter schon auf dem Kachelofen zum Trocknen und mittlerweile stopfen sie große Teile unseres Gewürzregals voll. (Anm. der Redaktion: „Bildhafte Sprache“ 🙂 )
Also Ligusterkranz. Was man aber wirklich sehr schön sieht: Das Kirchenportal gab das perfekte Bühnenbild für die Audienz des Kaisers ab. Wir haben uns dort statt im Pfarrhof vor dem Glasportal versammelt, um den neuerdings freien Platz zu feiern. Und es hat prima funktioniert.
Ab Bild 78 gibt es hier noch einmal einige Fotos von unserer Aufführung.
Wir finden: Pfarrer Gothe hat richtig was verpaßt durch seinen zeitgleichen Aufenthalt in Bad Berka! (vgl. auch Bilder 46 u. 51 der o.g. Bilderstrecke) Die guten Schauspieler nämlich, zum Beispiel den „Kaiser“ und den „Boten“, die wir – wie alle andern Mitwirkenden auch – wenn alles gut geht in zwei Wochen beim Krippenspiel wiedersehen werden, als Josef und als Hirte in einer Vertonung der „Heiligen Nacht“ von Selma Lagerlöf.
Cornelie Becker-Lamers
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