…Bischof Wolfgang Ipolt, genauer gesagt, der Oberhirte des Bistums Görlitz, tut dies, im Gespräch mit der stv. Chefredakteurin der TLZ, Gerlinde Sommer (die TLZ hat sich wirklich sehr herausgemacht, wenn man da so an frühere Zeiten denkt… 😉 ).
Bischof Wolfgang ist nämlich aus Gotha gebürtig, ergo Thüringer, mehrere Mitglieder der Familie Ipolt leben nach wie vor hier in Thüringen. Er selbst hat, vor seiner Ernennung zum Bischof, das Priesterseminar in Erfurt geleitet.
Und auf dieses sehr lesenswerte Interview von Ende Juli wollten wir unsere Leser unbedingt auch jetzt noch aufmerksam machen, Sie finden es hier.
Was den Gebrauch des Lateinischen in der Liturgie angeht, so fordert Bischof Ipolt seine regelmäßige und häufigere Verwendung nicht etwa bloß in besonderen Fällen, nein, er sagt ausdrücklich:
Man kann das im normalen Gottesdienst pflegen
und er verweist völlig zurecht darauf, daß dies eine Forderung des letzten Konzils sei; wie schön, das einmal aus dem Munde eines Bischofs zu hören, Danke!
Und bemerkenswert ist auch der Kontext, in den er seine Forderung stellt: Es geht ihm nämlich u.a. um den weltkirchlichen Charakter, der durch die Verwendung der gemeinsamen Weltsprache der Liturgie (und des Rechts, ergänzen wir) betont wird. Genau dieses Empfinden für die Weltkirche nämlich sei im „Gefängnis DDR“ akut bedroht gewesen.
Und, so würden wir gerne sinngemäß ergänzen, die Versuchung, sich ein-zuschließen im jeweiligen „Eigenen“, ob das die kleine Diaspora-Gemeinde in Mitteldeutschland ist, das Bistum „in der Provinz“, oder gar die Kirche in Deutschland insgesamt („keine Filiale von Rom“, wie Kard. Marx formulierte, Sie erinnern sich?!), sich ab-zuschließen von dem, was in der Weltkirche geschieht und verbindlich ist, die besteht in vielerlei Ausprägungen fort. Da kann, nein da wird es natürlich helfen, wenn man durch die Auseinandersetzung mit einer anderen Sprache gezwungen wird, den Blick zu weiten. Es ist eben, wie wir immer schon gesagt haben, nicht etwa so, daß Leben aus der Tradition verengt, das exakte Gegenteil ist der Fall.
Wie gut es doch tut, dies aus berufenem Munde zu hören, aus dem kleinsten der Bistümer Deutschlands, ganz an seinem östlichen Rande.
Da verblüfft es auch nicht mehr, daß dort die Feier der Hl. Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus seit einiger Zeit schöne und unaufgeregte Normalität ist, gewährleistet durch Priester des Instituts Philipp Neri in Berlin; trotzdem war dieses Faktum manchen, selbst gut informierten Menschen in unserem Umkreis unbekannt.
Ob für Bischof Wolfgang seine Familiengeschichte zu dieser „gelassenen Weite“ beigetragen haben mag? Die Ipolts kommen nämlich ursprünglich aus dem Sudetenland, er weiß also ganz unmittelbar davon, daß die Kirche hier in Mitteldeutschland ‚Wanderungskirche‘ ist, seit vielen, vielen Jahrzehnten. Mir scheint klar, es liegt eine Chance darin, je und je Neues und „Neue“ aufzunehmen, ob es damals Vertriebene waren, vor mehr als 25 Jahren ‚Wessis‘ oder heute junge Familien aus Polen und auch Flüchtlinge , wovon in dem Interview ebenfalls die Rede ist.
Daß dies in den allermeisten Fällen gelingt, bzw. längst gelungen ist, hängt natürlich genau damit zusammen: Daß es einen gemeinsamen, verbindlichen Rahmen gibt, der zusammenhält und einen über die wechselseitigen örtlichen wie geistigen Schranken hinweghebt. Klar auch, daß es umso besser funktioniert, je robuster dieser Rahmen ist, anders ausgedrückt: Tradition fördert Integration, ja, das eine ist schlicht eine Voraussetzung für das andere.
Und so kann das Fundament dafür wachsen, missionarisch zu wirken:
Wir Christen haben einen Auftrag – und zwar: die Welt zu durchdringen mit dem Geist des Evangeliums
antwortet der Bischof auf die säkularistische Zumutung, Religion habe gefälligst Privatsache zu sein.
Mir scheint, und das nicht erst seit diesem erhellenden Gespräch, da ist vieles sehr in Ordnung , im Bistum Görlitz und ich bin froh, daß es so kleine und (relativ) „arme“ Bistümer gibt. Das Streben nach vermeintlicher Effizienz in (räumlich) größeren Strukturen kann nur allzu leicht der Bewahrung und Herausbildung eigenen Profils sehr schaden; unsere evangelischen Geschwister wissen, wie ich in so manchen Gesprächen heraushöre, seit der Gründung der „Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland“ (die bezeichnenderweise auch nicht alle hiesigen Protestanten mitgemacht haben), wovon die Rede ist!
PuLa war übrigens im letzten Herbst erneut zu Besuch im nördlichen Teil des Bistums Görlitz; davon zu berichten steht auch noch aus, viele interessante Sachen!, ach, man kommt nicht rum… 😉
PS: Auch wenn Frau Sommer so gar nicht mit unrühmlichen Vorgängern verglichen werden kann: Wie deutsche Journalisten mit aller Gewalt an ihrem Bild (!) von Papst Franziskus festhalten, ist immer wieder putzig zu beobachten: „Dieser aber geht seinen Weg“, schreibt sie; nun ja! Lesen Sie dagegen selbst, wie Bischof Ipolt auf dem Wege bedachter Formulierung („eine Reihe guter ‚Anliegen‘“ [Hervorhebung von mir]) und gekonnter Auslassung (welches Dokument erwähne ich und welches nicht) für jeden kundigen Beobachter durchaus auch Skepsis anklingen läßt, das ist köstlich! 🙂
PPS: Wenn Sie gerade nichts besseres zu tun haben und bitte wirklich nur dann, können Sie auch, gerade wenn Sie nicht in Mitteldeutschland wohnen, hier auch noch eine Leserzuschrift zu dem Artikel studieren, so ganz aus dem mäkeligen Geist des Ressentiments derjenigen, die hier ehemals leider Gottes etwas zu sagen hatten. Wie gesagt, inhaltlich unerheblich aber als Phänomen typisch. Und mit einem sehr typischen Druckfehler: 🙂
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