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„Damit sich keiner benachteiligt fühlt“

„Damit sich keiner benachteiligt fühlt“

Gedankensplitter zum Gebrauch des Lateinischen in der Messe

Vorgestern fand die Eröffnung des 16. Rastenberger Kunstherbstes statt – auch eine Angelegenheit zum Thema „Katholisch in Weimar“, bildet die hübsche Josefskirche, in welcher diese Veranstaltungsreihe stattfindet, doch den nördlichsten Zipfel unserer Pfarrei.

Der Kunstherbstverein wurde ins Leben gerufen, als vor fast genau 15 Jahren zum großen Bedauern der Rastenberger Katholiken auf Anregung des Kirchenvorstands Herz-Jesu Weimar vom Bistum Erfurt der Verkauf der Kirche beschlossen und die Rastenberger Gemeinde auf den Kirchbesuch in Buttstädt verwiesen wurde. Als Veranstaltungsort sollte die Kirche St. Josef erhalten bleiben, und so kam die „Kunstherbst“-Initiative des Bürgermeisters gerade recht.

Rastenberg, St. Josef (eigenes Bild)

„Totgesagte leben länger“, wie man so schön sagt, und so verwundert es letztlich nicht, daß sich in der entweihten, dennoch aber mindestens fünfmal jährlich liturgisch genutzten St. Josefskirche mit der interessanten Baugeschichte – sie wurde nämlich für die italienischen und polnischen, ergo katholischen Arbeiter im zwischen 1907 und 1924 betriebenen Kalibergbau errichtet und am 8. Oktober 1916 geweiht – ein reges Ausstellungs- und Veranstaltungsleben entwickelt hat, das in einem zweieinhalbtausend Einwohner-Städtchen alles andere als selbstverständlich ist.

Vorgestern nun also waren wir zur Eröffnung des 16. Rastenberger Kunstherbstes in und um die besagte Kirche herum – mit schöner Regelmäßigkeit lassen es sich Persönlichkeiten wie der Präsident des Thüringer Landtags nicht nehmen, ein Grußwort zu sprechen – und staunten über den regen Zulauf, den die tatsächlich qualitätvolle Veranstaltung mit vielen Kindern und Erwachsenen zeitigte.

Rastenberg, Eröffnung des 16. Kunstherbstes, Publikum (eigenes Bild)

Weswegen ich das alles erzähle – also der Gedankensplitter – bezieht sich aber auf eine Bemerkung, die ich in der Sakristei beim Kuchenholen aufschnappte. Die Menschen kamen in ihrer Unterhaltung sehr rasch ‚vom Hölzchen auf’s Stöckchen‘, wobei das ‚Hölzchen‘ der durch das Fußballturnier der Ministranten am Kommen gehinderte Weimarer Pfarrer sowie der glorreiche Sieg der Buttstädter Mannschaft, das ‚Stöckchen‘ dann die Rede von den beiden Meßorten Buttstädt und Rastenberg war. Ein Herr, der mit einer Kaffeetasse in der Hand dabeistand, kam über diesen Gedanken auf die Situation in den sorbischen Siedlungsgebieten zu sprechen und erzählte, daß in Hoyerswerda immer genau abgezählt würde, wieviele Lieder und Strophen in deutscher und wieviele in sorbischer Sprache gesungen würden und daß der Pfarrer mittlerweile zur lateinischen Sprache in der Liturgie übergegangen sei, damit sich niemand benachteiligt fühle.

Latein – die Lingua Franca. Immer noch und schon wieder nützlich, ihr Gebrauch! Was uns bloß in Urlaubsorten auffällt, ist für die Hoyerswerdaer Alltag – und sie haben es elegant gelöst. Gut gelaunt biß ich in mein Stück Bienenstich.

 

Cornelie Becker-Lamers

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