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Der Adventskalender mit Fortunatianus von Aquileia, Vorabend

Wieder einmal wechselten im Laufe des sich nun neigenden Jahres die Ideen für den Adventskalender 2017 gleich mehrfach – schon das ist immer wieder so etwas wie ein Abenteuer… 😉

Nun, zum (hoffentlich!) guten Ende bin ich erneut bei einem Autor der Spätantike „hängen geblieben“: Fortunatianus von Aquileia.

Viel ist es nicht, was man von diesem frühen Bischof der damals so fast unvorstellbar viel wichtigeren Stadt Aquileia ganz im Norden von Italien, im heutigen Friaul-Julisch-Venetien, weiß, außer daß er wohl afrikanischen Ursprungs war, um 300 geboren sein dürfte und nach 358 (letzte Erwähnung) gestorben ist.
Der Hl. Hieronymus erwähnt ihn dreimal, anders als dieser hat er es aber nicht zum Status eines heiligen Kirchenlehrers gebracht, obwohl man mittlerweile davon ausgeht, daß der ebenfalls bei Hieronymus erwähnte Verdacht der arianischen Häresie mindestens nicht durchgängig zutrifft (andernfalls hätte ich ihn ja auch auf PuLa gar nicht vorkommen lassen!).

Fortunatianus‘ Bedeutung liegt in dem Werk beschlossen, daß er uns hinterlassen hat, der „Regula evangeliorum quattuor“.

„Codex 17“, Titel (Bild: CEEC [Codices Electronici Ecclesiae Coloniensis])

Und dabei handelt es sich um nichts weniger als den frühesten lateinischen Evangelienkommentar, den wir besitzen! Mindestens ein früherer Autor ist bekannt (der Hl. Victorinus von Poetovio, den Fortunatian wohl auch benutzt hat), aber sein Evangelienkommentar ist nicht auf uns gekommen. Und so hat Fortunatianus, der wohl selbst nicht allzugut Griechisch konnte, eine besondere Bedeutung als Bindeglied zwischen der großen und bedeutenden griechischen Auslegungstradition (Origenes, Hippolyt) und der beginnenden westlichen Tradition.

Einige Zeit wurde sein Werk vor allem im räumlichem Umfeld seiner Entstehung genutzt, um dann weitgehend in Vergessenheit zu geraten, die letzte Erwähnung (aber ohne daß das Werk vorlag!) stammt aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts.
Und obwohl im Verlauf des 20. Jahrhunderts einige Fragmente publiziert werden konnten blieb das auch weitestgehend so, bis 2012 der Evangelienkommentar wieder entdeckt wurde.
Dabei war er zu diesem Zeitpunkt schon 10 Jahre veröffentlicht.
Wie das, fragen Sie sich? Das ist ein Resultat der elektronischen Veröffentlichungspraxis der Universitätsbibliothek Köln. Diese hatte nämlich den „Codex 17″ aus der Bibliothek des Kölner Doms zu diesem Zeitpunkt bereits digitalisiert und im Netz verfügbar gemacht.
Aber erst im Jahr 2012 wurde er von Lukas Dorfbauer als das erkannt, was er ist! Mittlerweile liegt eine Kritische Ausgabe vor und, was für uns besonders wichtig ist, eine frei zugängliche englische Übersetzung, die wir Hugh Houghton von der Universität Birmingham verdanken, und die dem folgenden zugrunde liegt.

Ich finde, das sind die schönsten Geschichten, die Wissenschaft so schreibt. Und wer würde im Thüringer Umfeld nicht an die Wiederentdeckung von Predigten des Hl. Augustinus denken, die 2007/8 in der Erfurter „Amploniana“ gefunden wurden?!

Regula „Incipit“ (Bild: CEEC)

Und nun fügt es sich gut, daß der Kommentar des Fortunatian zwar unvollständig (und auch unvollständig erhalten) ist, zum größten Teil aber das Evangelium nach Matthäus behandelt, aus dem wiederum die Mehrheit der Evangelientexte in der Leseordnung des Advent entnommen sind. Es bleiben allerdings manche Lücken, obwohl Fortunatianus auch Abschnitte des Lukasevangeliums behandelt hat.
Wie ich einige dieser Lücken schließe weiß ich schon – von anderen weiß ich es noch nicht, während ich dies schreibe.
Ich glaube, dies ist der Zeitpunkt, zu „gestehen“, daß die Adventskalender auf PuLa durchaus nicht etwa fertig sind, bevor die Veröffentlichung beginnt, hüstel!
Nein, wenn ich in den Vorjahren gelegentlich geschrieben habe: „…mal sehen, wohin uns das führt“, dann war das die volle Wahrheit, ich wußte es selbst noch nicht so genau, und so ist es heuer auch!
Wer weiß, wenn ich, deo volente, mal in Pension sein sollte, dann ändert sich diese Herangehensweise vielleicht, vielleicht aber auch nicht. 🙂 Jedenfalls habe ich dann, für die Experten sei es gesagt, vielleicht auch die Zeit, die Bibelstellen in der Form der vetus latina zu präsentieren, denn Fortunatian hatte noch nicht die Vulgata zur Verfügung, im Jahr 2017 geht das aber nicht, da soll in bewährter Weise wieder die echte (!) Allioli-Übersetzung einen Hauch der Nähe zum Latein bringen und die Kommentartexte werde ich mich bemühen, aus dem Englischen zu übertragen.

Kleiner Vorgeschmack gefällig (Evangelium zum 30.11.2017)?

Als aber Jesus am galiläischen Meere wandelte, sah er zwei Brüder, Simon, der da Petrus genannt wird, und Andreas, seinen Bruder, wie sie ihr Netz in‘s Meer warfen; denn sie waren Fischer.
Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach, so will ich euch zu Menschenfischern machen!
Sie aber verließen alsbald ihre Netze, und folgten ihm nach.
Und als er von da wegging, sah er zwei andere Brüder, Jacobus, den Sohn des Zebedäus und Joannes, seinen Bruder, in dem Schiffe mit Zebedäus, ihrem Vater, welche ihre Netze ausbesserten; und er rief sie
Sie aber verließen alsogleich die Netze und ihren Vater, und folgten ihm nach.
[Mt 4,18-21]

Als er aber an dem See Genezareth vorüberging, sah er zwei Brüder. Er ruft Petrus und Andreas herbei, damit diejenigen, die Fische fangen, zu Menschenfängern werden. Denn so wie Fische durch ein Netz aus der Tiefe gehoben werden, so werden die Menschen durch die Unterweisung Gottes und durch ihre Verkündigung aus den tiefen Irrtümern der Welt herausgehoben, das heißt, sie werden ans Licht gebracht.
Ähnlich sah er zwei andere Brüder, Jakobus und Johannes. Diese zwei Brüder, noch ehe sie die Worte hörten, „Wer immer Vater oder ihre Mutter mir vorzieht, ist meiner nicht würdig“ (Mt 10,34) erfüllten diese Worte: Tatsächlich verlassen sie ihren Vater und das Netz und sie folgen Jesus.
M. XVI.

Am Ende der Texte zum ‚Vorabend‘ steht sonst ja regelmäßig der Satz: „Morgen geht‘s los“. Tut es aber nicht. Denn in diesem Jahr ist der Beginn des Advent kalendarisch ja ein wenig eigentümlich. Wir beginnen also am 3. Dezember, dem ersten Adventssonntag (und dann ‚verrate‘ ich Ihnen auch, was ich mir dieses Jahr zur Illustration ausgedacht habe! 🙂 )
Vorher, also morgen und übermorgen gibt es – etwas anderes! 😉

Gereon Lamers

 

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