Eine „typisch englische Kirche“ habe ich gestern geschrieben. Und das hat mich darauf gebracht, für die Leser außerhalb Weimars, bevor wir heute nach St. Hilary in Cornwall zurückkehren (man kann das so verkürzt sagen, denn auch die politische Gemeinde heißt so!), auf etwas hinzuweisen: Wir haben hier bei uns auch eine „englische Kirche“! Ja, wenige hundert Meter von dem Ort, an dem ich dies schreibe, entfernt steht die heutige „Kreuzkirche“ (in der die Cäcilini schon mehr als einmal aufgetreten sind, während und nach der Phase ihres erzwungenen „Exils“…), die ursprünglich im Jahr 1899 als Kirche für Weimars damals hinreichend große anglikanische Gemeinde gebaut wurde, um dann leider Gottes schon 1914 wegen des Ersten Weltkrieges wieder geschlossen zu werden. Nach einigen Jahren des Leerstands wurde dann aus „St. Michael and All Angels“ die evangelische Kreuzkirche. Ja, wir haben (fast) alles hier, in unserem Weltkulturdorf, oder hatten es zumindest; inwiefern wir immer in der Lage sind, mit derartigem Erbe angemessen umzugehen, ist allerdings mindestens so ungewiß, wie es der zeitgenössische Umgang mit der je vorfindlichen Kultur und ihren „Produzenten“ ist – aber das ist ein anderes, leider immer noch und wieder aktuelles Thema…
Jedenfalls wollten wir ja heute auf die Inneneinrichtung von St. Hilary in Cornwall schauen, wobei ich bei den folgenden Bildern zu berücksichtigen bitte, daß meine Tochter leider nur ihr (ziemlich altes) Handy zur Verfügung hatte, was bei wenig Licht halt keine besseren Ergebnisse ermöglicht hat, bitte sehen Sie uns das nach.
Sie sehen schon hier: Der recht niedrige Kirchenraum verfügt über mehrere Altäre, allerlei Ausstattung und – eine Kinderecke… 🙂
Kunsthistorisch besonders relevant sind aber die Gemälde im Stil der sog. Newlyn-School einem cornischen Teil der ‚plein air‘ Bewegung in der Malerei des frühen 20. Jahrhunderts.
Diese besondere Ausstattung geht auf die Ehefrau von Bernard Walke, des langjährigen Geistlichen (ab 1913) an St. Hilary zurück: Annie Walke, die zusammen mit anderen Mitgliedern der „Lamorna Group“ hier tätig war.
Und just mit dem Wirken der Walkes in und um St. Hilary hängt auch die „unglaubliche Geschichte“ zusammen, die ich Ihnen gestern versprochen habe. Anfang der 1930er Jahre wurde nämlich offenbar so mancher und manchem das alles ‚ein wenig viel‘, was da bei ihnen in der Provinz geschah: Künstler, die für die Kirche arbeiten (die seit dem Neubau 1853 -55 eben relativ „leer“ geblieben war), ein Pfarrer, dessen geistliche Theaterstücke als erste ihrer Art von der BBC gesendet wurden, das war vermutlich schon genug, aber als B. Walke dann wohl auch noch mit einer Art Eucharistischer Anbetung begann (vgl. hier) war der Vorwand gefunden, handgreiflich zu werden.
Und so kam es am 8. August 1932 zum Überfall radikal-protestantischer Bilderstürmer unter Führung einer gewissen Anna Maria King auf St. Hilary, dem etliche Kunstwerke zum Opfer fielen.
Ja, 1932, nicht 1532.
Man faßt es nur schwer, aber das ist das historische Faktum. Die Gerichtsakten des „St. Hilary case“ gibt es noch, aber sie harren wohl noch der historischen Bearbeitung.
Übrigens gibt es hier keinen Grund zu katholischer Selbstgefälligkeit: „Unser“ letzter Bildersturm, die Verwüstung etlicher Kirchen in Folge absichtsvoll einseitig interpretierter Beschlüsse des 21. Ökumenischen Konzils ist nochmal etwa 30 Jahre jünger und seine Folgen, auch in unserer Pfarrkirche, sind noch lange nicht beseitigt…
Nun, wollen wir uns vorläufig damit beruhigen, daß in St. Hilary in Cornwall:
More recently, some of these [works of art] have been restored, and the devotional Anglo-Catholic atmosphere has been reinstated.
Hoffen wir darauf, daß bald überall, wo das nötig ist, eine „andachtsvolle katholische Atmosphäre“ wieder hergestellt werden kann, verabschieden uns (vorläufig) von St. Hilary und begeben uns ab morgen endlich in die Schreibwerkstatt des Bischofs von Aquileia Mitte des 4. Jahrhunderts!
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[…] und die verzierten Wände überstrichen haben, haben wir ja schon mehr als einmal reflektiert, vgl. hier und hier. [Anm. der Red.: Allerdings ging es bei uns nie so weit, daß ein Glaskünstler einen […]
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