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Der Adventskalender mit Fortunatianus von Aquileia, Tag 17

Vorbemerkung: Die letzten Tage vor dem Hl. Weihnachtsfest sind in der Leseordnung vorwiegend geprägt durch Lesungen aus dem ersten Kapitel des Lukasevangeliums – und das behandelt unser bischöflicher Ausleger unglücklicherweise (unmittelbar) gar nicht. Sollte ich nun, wie schon zwischendurch geübt, andere Kommentatoren zu Wort kommen lassen, an mehreren Tagen hintereinander?
Das schien mir dann doch mißlich, denn Thema dieses Adventskalenders ist ja nun einmal der Kommentar des Fortunatianus!
Deswegen habe ich mich entschieden, wo möglich lieber Kommentar von ihm zu anderen Textstellen, aber aus dem Kontext der vorweihnachtlichen Zeit zu bringen.

Wer weiß, mit den wunderbaren Lukas-Stellen beschäftigen wir uns vielleicht in einem andren Jahr.
Heute ist der Abschnitt Lk 1, 5 – 25 an der Reihe. Stellvertretend hier einige Verse, die mir besonders gut gefallen (vgl. auch schon hier) in der bewährten Allioli-Version:

Und der Engel antwortete und sprach zu [Zacharias]: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt worden, mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen.
Und siehe, du wirst stumm seyn und nicht reden können bis auf den Tag, da dieß geschehen wird, darum, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die zu ihrer Zeit in Erfüllung gehen werden.
Das Volk aber wartete auf Zacharias und es wunderte sich, daß er so lange im Tempel verweilte.
Als er nun herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden und sie merkten, daß er ein Gesicht im Tempel gehabt hatte und er winkte ihnen und blieb stumm
(Lk 1, 20 – 22)

Ich hatte ja gestern schon angedeutet, daß Fortunatian zu dem gestrigen Abschnitt aus dem Markus-Evangelium noch mehr zu sagen hat; es handelte sich um den Abschnitt Mt 1, 18 – 24, daraus heute nochmals folgende zwei Verse:

Joseph aber, ihr Mann, weil er gerecht war, und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, gedachte, sie heimlich zu entlassen.
[…]
Als nun Joseph vom Schlafe aufstand, that er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm sein Weib zu sich.
(Mt 1, 19; 24)

Dies also ist Emmanuel,“Gott mit uns“, den die Jungfrau Maria hervorgebracht hat. Joseph wurde vom Engel unverzüglich belehrt, was er in dieser Angelegenheit zu tun hat, und er führte es aus. Als nächstes heißt es: ‚Und als er aus dem Schlaf aufstand, tat er, was der Engel des Herrn ihm befahl, und er nahm seine Frau zu sich und war mit ihr nicht vertraut, bis sie einen Sohn zur Welt brachte, und er nannte ihn mit Namen Jesus. Was die Worte anbelangt, ‚Er war bis zu der Geburt nicht vertraut mit ihr‘, so lesen sie viele Leute mit Unbehagen, wenn auch nur Menschen des Fleisches, nicht solche des Geistes, weil gesagt wird: „Bis dahin“, als ob Joseph anschließend mit ihr vertraut geworden wäre, nachdem Jesus geboren war. Wer aber einen gesunden Verstand hat und geistlich ist, der sollte nicht annehmen, daß Joseph, ein Gerechter, der Visionen von Engeln hatte und von Engeln lernte, was er tun sollte, Maria hätte verunreinigen können. Er hatte gelernt, daß aus ihr der Sohn Gottes geboren werden würde, dem den Namen Jesus zu geben ihm der Engel auch befahl, d.h. der „Retter“. Wie hätte es der Fall sein können, daß der gerechte Joseph, den wir als Hüter Mariens ausgewählt sehen, der an dem Zeichen festhielt, von dem die Propheten sagten, daß es unter dem Volk geschehen würde, daß ein solcher Mann Maria auf die Probe stellen sollte, um des Begehrens willen? Denn es ist offensichtlich, daß Engel immer den heiligen und keuschen Menschen erschienen sind. Daher gilt: Hätte Joseph seine Schritte nicht fest auf den Weg der Tugend gesetzt gehabt, hätte er meiner Meinung nach niemals Visionen von Engeln sehen können und aus deren Ratschlag gelernt, was er zu tun hatte.
Und mehr noch: Wenn diese Behauptung wahr wäre, dann hätte Jesus sicherlich nie zu Maria, seiner Mutter, inmitten seines Leidens gesagt: Siehe, dein Sohn, in Bezug auf den Jünger Johannes, und zu Johannes selbst, siehe, deine Mutter. […] (Joh19, 26) Darum ist man sicher, daß die heiligste Maria nach der Geburt Jesu [unverändert] so geblieben ist und daß sie ihm [Jesus] immer gefolgt ist und sich später dem Gebet mit den Aposteln gewidmet hat, wie es in der Apostelgeschichte steht: Alle diese Menschen haben sich einmütig dem Gebet gewidmet, mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu und seinen Brüdern. (Apg 1, 14) Auch hier sehen wir, daß die Gestalt Mariens sich von anderen unterscheidet: Hätte man sie als Frau der gleichen Art wie die anderen betrachtet, dann wäre sie zweifellos in deren Reihe eingeschlossen worden. Aber wenn es ‚mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu‘, heißt, dann sehen wir, daß Maria diese [anderen] Frauen übertrifft, ganz so wie wir es in der Geschichte von Moses und Aaron finden: ‚Aber Maria [Miriam] ging voraus und rief:’Lasst uns dem Herrn singen‘ und so weiter. (Ex 15, 21; im Lateinischen ist Miriam und Maria identisch) Sie ging vor die Frauen, weil sie Jungfrau war. So war auch diese Maria, die eine Frau war, insoweit sie gebar, eine Jungfrau, soweit es einen Mann betrifft. Es ist daher nicht unangebracht, daß sie nicht unter die Frauen gezählt wird, sondern getrennt behandelt wird, und es heißt: ‚mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu‘.
(M. lang II)

Klosterbibliothek Admont, Kuppel ‚Rechtswissenschaften‘, Nordflügel: Kanonisches und weltliches Recht (eigenes Bild)

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