Maria aber sprach zu dem Engel: Wie wird dies geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Allerhöchsten dich überschatten, darum wird auch das Heilige, welches aus dir geboren werden soll, Sohn Gottes genannt werden.
(Lk 1, 34f. Ausschnitt aus der heutigen Perikope: Lk 1, 26 – 38)
Um nun die Verherrlichung der hochheiligen Maria, die aus eben diesem Grund von Joseph bis zur Geburt nicht erkannt werden konnte, vollständiger darzutun, war es von ihr nicht bekannt, daß sie den Herrn der Herrlichkeit und aller Kraft in ihrem Schoß trug.
Wenn nämlich schon das Antlitz des heiligsten Moses so verherrlicht wurde, als er mit Gott sprach, daß die Kinder Israel ihn nicht bestaunen konnten, sondern er einen Schleier auf das Gesicht legte, als er zu ihnen sprach, um wieviel mehr konnte die Seligste Maria nicht erkannt oder betrachtet werden, die, wie wir sagten, in ihrem Schoß den Herrn der Stärke, den Emmanuel, trug? (vgl. Ex 34, 33 – 35)
Der Engel Gabriel sprach ausführlicher über eben diese Sache, als er zu Maria sagte: ‚Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird euch überbeschatten.‘ (Lk 1, 35) Wir sollten daher diese Überschattung durch die Macht des Allerhöchsten nicht etwa als Dunkelheit, sondern als unendliche Helligkeit verstehen.
So wie unser eigenes Sehen durch überbordende Leuchtkraft verdunkelt wird und unsere Sehkraft beeinträchtigt wird, wenn wir direkt auf die Sonnenstrahlen blicken, und sie uns völlig unfähig machen zu sehen, so konnte die hochheilige Maria, überschattet vom hellen Glanz der Kraft des Allerhöchsten, von Joseph erst nachdem sie geboren hatte, erkannt werden. Erst nach der Geburt, wie wir gesagt haben, wurde sie von Joseph [in ihrer vollen Bedeutung] erkannt, und zwar eindeutig durch die Erscheinung ihres Gesichts und nicht etwa durch die Berührung des Begehrens.
(M. lang II)
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