Das Magnificat, das die Kirche heute liest, wird erneut von Fortunatian leider nicht kommentiert.
Aber über die Verse:
Er nimmt sich Israels an, seines Knechts, eingedenk seiner Barmherzigkeit
wie er zu unseren Vätern gesprochen hat, zu Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
(Lk 1, 54f.)
genauer über den Gedanken der fortdauernden, ungebrochenen barmherzigen Annahme seit der Zeit der Väter finden wir eine Brücke zu folgendem Text (Mt 13, 52):
‚Darum ist jeder Schriftgelehrte, der im Himmelreich erzogen ist, wie das Oberhaupt eines Haushalts, der Neues und Altes aus seiner Schatzkiste herausholt.‘
Der Herr machte deutlich, daß er selbst das Oberhaupt des Hauses ist. Er bringt zweifelsohne aus seiner Schatzkiste Neues und Altes hervor, was ganz klar die beiden Testamente bedeutet: das Neue sind die Weisungen des Evangeliums, das Alte sind die Weisungen des Gesetzes und der Propheten, so wie Johannes in der Apokalypse zeigt, daß ein zweischneidiges Schwert aus dem Mund des Erlösers, also den beiden Testamenten, hervorgeht. (vgl. Ap 1, 16) Auch Salomo spricht im Hohelied in ähnlicher Weise als Vorausbild der Kirche:“Ich habe das Neue und das Alte für dich, mein Bruder, behalten“, sagt er. (Hld 7, 13) Dies zeigt, daß die Kirche immer die Anweisungen der beiden Testamente befolgt, die sie von dem nämlichen Vorsteher des Hauses erhalten hat.
Die beiden Testamente finden sich auch in den beiden Silbermünzen wieder, wie gesagt wird, daß sie der Wirt vom Samariter erhalten hat, um sich um denjenigen zu kümmern, der unter den Räubern gefallen war. (Lk 10, 30 - 35) […]
Wir finden sie auch an vielen anderen Orten gezeigt: in der Zange in Jesaja, in der einer der Seraphim eine Kohle vom Altar genommen hatte; (vgl. Jes 6,6) auf der Leiter in der Genesis, die Jakob von der Erde bis zum Himmel errichtet sah, und Gott, der sich darauf stützte; (vgl. Gen 28, 12f.) in den beiden Cherubim, die zur Zeit des alten Bundes auf den Versöhnungsort [die ‚Deckplatte‘] plaziert wurden, durch den der Herr zu sprechen pflegte, (Ex 25, 17 - 22), durch die zwei Cherubim wurde offenbar gezeigt, daß es zwei Testamente gibt, durch die, wie wir verstehen, der Sohn Gottes spricht und bekannt wird. Wie auch Habakuk sagte: ‚Du wirst ihn erkennen,‘ sagt er, ‚mitten in zwei Lebewesen,‘(Hab 3, 2), das ist in der Verkündigung der beiden Testamente. Schließlich zeigt der Herr offensichtlich durch den Propheten Jeremia, daß er selbst schon lange vorher das Alte Testament gegeben hat und auch das Neue geben wird, nachdem er ins Fleisch gekommen ist, indem er sagt: ‚Siehe, es kommen die Tage, und ich werde ein neues Testament für das Haus Juda und das Haus Jakob ausarbeiten, nicht das gleiche wie das, das ich ihren Vätern gegeben habe‘. (Jer 31, 31f.) Daraus ist ersichtlich, daß der nämliche Gottessohn jedes Testament zu verschiedenen Zeiten übergab: zuvor hatte er durch die Propheten im Alten Testament deutlich gesprochen, und später im Neuen durch die Apostel gepredigt.
M. LXXV.
Einen Kommentar schreiben