Ein weiterer, diesmal recht weiter Rückblick über einen gelungenen Auftakt
Eine weitere Rezension, eine echte Mitmach-Konzert-Rezension steht schon viel länger aus als bloß seit dem 25. Februar – nämlich seit genau zwei Jahren! Sie ist ganz authentisch, damals sofort verfaßt, aufgrund ihres Aufhängers aber nicht veröffentlicht worden – der Aufhänger paßte nicht zur unvorhersehbaren Tagespolitik (wenn Sie recherchieren, was am 22. März 2016 die Schlagzeilen dominierte, werden Sie verstehen, was ich meine).
Das ist aber sehr schade drum, denn es war ein schöner Auftakt, am dem unbedingt weitermusiziert werden sollte. Es geht um die Idee des „Bach in the subways“, also um den Gedanken, Johann Sebastian Bach und andere Musik zu Bachs Geburtstag an Alltagsorten und –nichtorten zu Gehör zu bringen.
Wie war „Bach in the subways“ zu „Bach in the stairways“ geworden und in unser Pfarrhaus gelangt? Nun, die Initiative ging von unserem damals noch recht frisch hier angekommenen Pfarrer aus. Er hatte wohl irgendwie gehört, daß wir jahrelang bei der Langen Nacht der Hausmusik der Thüringer Bachwochen zum Teil recht umfang- und besucherreiche Hauskonzerte auf die Beine gestellt hatten und sprach uns an, ob man zu dieser Langen Nacht der Hausmusik nicht auch im Pfarrhaus einen Beitrag leisten könnte. Mir war bewußt, daß sich diese Veranstaltung, weil sie immer auf dem Freitag vor Palmsonntag liegt, immer mit dem Ökumenischen Jugendkreuzweg überschneiden wird, der auch immer auf dem Freitag vor Palmsonntag liegt. Ich erwähnte das Dilemma und wir verwarfen wegen der Überschneidung die Idee mit der Langen Nacht.
Als ich Tage oder wenige Wochen später die Einladung zu „Bach in the subways“ im Emailpostfach hatte, schlug ich dem Pfarrer diese Reihe als Ersatz für die Lange Nacht der Hausmusik vor – und er sagte gerne zu. Und natürlich hatte ich die Organisation an der Backe. Aber das ist man ja gewohnt… 😉
Es ging noch drum: Welches Treppenhaus? Im Gemeindehaus ist auch eine geniale Akustik – aber gemütlicher sind die Holztreppen im Pfarrhaus – also dort. Ich sprach mit etlichen Musikern, auch den Studentinnen des sich damals gerade etablierenden Taizé-Kreises – alle fanden die Idee schön, aber nicht alle konnten (Semesterferien …). Aber der Jugendchor, die Cäcilini natürlich und einige EinzelmusikerInnen sprachen sich ab und waren zur Stelle. Tatkräftig und eigeninitiativ unterstützt durch unseren Pfarrsekretär ging jede Menge Werbung über jede Menge Kanäle raus – schließlich galt es, die Konkurrenz mit dem traditionellen Konzert im Gentzschen Treppenhaus zu bestehen – und etliche folgten unserer Einladung. Und so ging etwas über die Bühne, von dem ich gerne sagen würde: Ein Anfang war gemacht. Aber das kann man halt nur, wenn es auch irgendwann mal irgendwie weitergeht. Sonst bleibt es eine einmalige Veranstaltung.
Aber ob als Anfang, für dessen Fortführung dann jetzt noch einmal geworben würde, oder als einmaliges Mitmach- und Kommunikationskonzert – die Rezension, die ja ohnehin seit zwei Jahren fertig ist, sollte die Erinnerung an den Nachmittag ruhig wachhalten und sie auf PuLa gut aufgehoben sein lassen.
Welcher besondere Gast mit seiner Ehefrau an diesem Nachmittag das Pfarrhaus besucht hatte, warum wir ihn damals gar nicht als besonders erkannt haben, weil er es erst anderthalb Jahre später für uns wurde, man ihn hier aber trotzdem schon auf Gereons Fotos sieht – das erfahren Sie in der nächsten Rezension (die seit Ende August aussteht …). Aber jetzt folgt erst einmal:
Wer nur den lieben Gott läßt walten (März 2016)
Natürlich kann man schlecht sagen, das Experiment sei ein Bombenerfolg gewesen. Das könnte bei chemiebegeisterten Menschen zu den falschen Assoziationen führen. Aber wir können fürs Archiv getrost festhalten, daß sich der Mut unseres Pfarrers, sein Haus für Musik und Begegnung zu öffnen, absolut ausgezahlt hat. Das Treppenhauskonzert, das gestern im Rahmen von „Bach in the subways“ im katholischen Pfarrhaus Herz Jesu Weimar stattgefunden hat, war gut besucht, bot zum Zuhören und Mitsingen jede Menge schöner Musik und endete – trotz ungeahnter Überraschungen, die das Programm ganz unverhofft bereicherten – so pünktlich zum Angelusläuten um 18 Uhr, daß alle nach dem gemeinsamen Mariengebet gestärkt, beglückt und behütet den Heimweg antraten.
Am meisten muß man wohl die Kinder und Jugendlichen bewundern, die gestern, nach sechs oder sieben Stunden Schule, nach Hause gedüst, schnell etwas gegessen und sich wieder auf die Fahrräder geschwungen hatten, um durch recht unfreundliches Geburtstagswetter zu Musik und Begegnung im Pfarrhaus zu fahren. Entsprechend bald stürmten denn auch die meisten von ihnen nach ihren jeweiligen Auftritten wieder davon, um Hausaufgaben zu machen, für eine Klassenarbeit zu lernen oder eine Fahrstunde zu absolvieren. Was man als Kind und Jugendliche so alles zu tun hat!
Aber – lief gut! Pfarrer Gothe hatte sein Klavier auf den Treppenabsatz vor seiner Wohnungstür gerollt und jede Menge Sitzgelegenheiten geschaffen. Als die Stühle dennoch nicht reichten, wurden schon zu Beginn der Veranstaltung zünftig die Treppenstufen besetzt – wie sich das für ein Treppenhauskonzert gehört.
Warum wir eigentlich nicht im Elisabethsaal oder sonst einer Guten Stube der Pfarrei waren? Haben wir gestern vormittag noch kurz überlegt. Aber ich glaube, es war gut so, im Treppenhaus, und sollte sich genau so einbürgern. Kleine musikalische Einheiten, aber eben nicht in der Konzertatmosphäre eines vollbestuhlten Saales, sondern in einem Nicht-Ort, einer Durchgangsstation, einem Provisorium, was Aufführungen anbelangt. Der Ort trug wesentlich zur lockeren Stimmung, zum später Kommen und früher Gehen, zu den Gesprächen und dem zwischenzeitlichen Tee- und Keksgenuß bei. Alles gut!
Planmäßig hatte der Pfarrer mit einer kleinen Ansprache begonnen und dabei das Pfarrhaus als Ort der Begegnung apostrophiert. Zur Eröffnung sang der Jugendchor, begleitet von einer frischgebackenen Jugend-musiziert-Preisträgerin, Bachchoräle und ein Chorarrangement des berühmten „Air“ aus Bachs dritter Orchestersuite. Es klang sauber und voll. Ein Treppenhaus klingt halt auch einfach gut. Christiane Weber von unserer Lokalzeitung hat es auch gehört und darüber berichtet. Solistische Stücke folgten, bevor die Cäcilini ihr Programm aus Gebetsvertonung, Mariä Verkündigung und Stabat mater sangen. Eigentlich wollten wir dann die Mitsingerunde einläuten, als eine koreanische Musikstudentin auf der Bildfläche erschien, die sich letzten Freitag anläßlich des Jugendkreuzweges mit Pfarrer Gothe bekannt gemacht hatte. Wie sich herausstellte, hatte sie nicht nur Busonis Klavierbearbeitung der Chaconne aus Bachs d-moll-Partita für Solovioline parat, sondern war auch durchaus willig, sie uns vorzuspielen – so daß die nächste Viertelstunde mit professionellem Klavierspiel gefüllt wurde.
Nach einer Runde Tee trinken und sich austauschen hatten wir dann doch noch Zeit für ein vierstimmiges „O Haupt voll Blut und Wunden“ mit allen Anwesenden, und etliche Taizé-Gesänge gingen auch mehrstimmig vom Blatt. Daß es nach zwei Flötenduetten dann gerade zum Angelus läutete, habe ich ja schon erwähnt. Es war ein rundum gelungener und schöner Nachmittag und dürfte sich in dieser Form – natürlich mit weiteren Beitragenden – gerne einbürgern.
Cornelie Becker-Lamers, Weimar
2 Trackbacks/Pingbacks
[…] findet man ihn auch sofort auf dem Foto wieder, das uns beim Singen der Taizélieder zeigt, hier. Was noch einmal zeigt, daß wir dieses „niederschwellige“ Format unbedingt weiterführen und […]
[…] in unserem Pfarrbüro die tiefe Fensternische ziert und uns bei der musikalischen Mitmachaktion „Bach in the stairways“ 2016 auch bereits wertvolle Dienste in einer themenorientierten Dekoration geleistet […]
Einen Kommentar schreiben