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Eine doppelte Übersetzung

Es ist ja alles gar nicht so einfach‭! ‬Vor allem mit Veränderungen.‭ ‬Nehmen wir als Beispiel nur unseren Pfarrbrief‭ (‬hier können Sie ihn herunterladen‭)‬.‭ ‬Da haben wir uns nun also daran gewöhnen müssen,‭ ‬daß er auf einmal zu einem völlig ungewohnten Zeitpunkt eintraf‭ (‬PuLa berichtete‭)‬.‭ ‬Schön ist er geworden,‭ ‬viele gute und informative Bilder,‭ ‬am schönsten und wichtigsten natürlich das Titelbild:‭ ‬Unsere zurückgekehrte Madonna‭! (‬PuLa berichtete über ihren Auszug‭) ‬

Pfarrbrieflektüre mit „Sicherungen“ (eigenes Bild)

Diesen ersten Schritt im mutigen und notwendigen Projekt der Restituierung unserer Seitenaltäre müssen wir bei Gelegenheit auch noch einmal richtig würdigen‭!
Viel gravierender als den veränderten Zeitpunkt aber,‭ ‬und überaus erfreulich‭!‬,‭ ‬fanden wir die Tatsache,‭ ‬daß es in diesem Pfarrbrief keine anonymen Beiträge mehr gibt‭! ‬Wenn man das mit der ja nicht gar so fernen Vergangenheit vergleicht,‭ ‬wo in dieser Veröffentlichung,‭ ‬die ja uns allen gehört,‭ ‬wahre Ungeheuerlichkeiten de facto unzurechenbar verbreitet wurden‬,‭ ‬erkennt man,‭ ‬was‭ ‬alles geschehen ist,‭ ‬seitdem‭!

Aber es hat sich ja noch viel mehr getan,‭ ‬in diesen Seiten‭! ‬Ja,‭ ‬es ist nicht übertrieben festzustellen,‭ ‬daß eine völlig neue Qualität von Texten Einzug gehalten hat:‭ ‬Die Satire‭! ‬
Doch,‭ ‬wirklich,‭ ‬und das auch noch sozusagen ohne Ansage,‭ ‬quasi getarnt.‭ ‬Und da dachten wir bisher immer,‭ ‬wir seien die einzigen,‭ ‬die auf diese Weise über pfarrliche Themen in Weimar schrieben.‭ ‬Tja,‭ „‬Donnerwetter‭“‬,‭ ‬würde meine liebe Frau bestimmt an dieser Stelle sagen.‭ 😉

Der Text,‭ ‬um den es geht,‭ ‬findet sich auf der Seite‭ ‬5‭ ‬des Pfarrbriefs und beschäftigt sich mit dem sog.‭ „‬Kirchortrat‭“‬.

Pfarrbrieflektüre mit verstärkten „Sicherungen“ Zum Wein vgl. hier! 🙂 (eigenes Bild)

Nun muß ich ganz flink der allerdings naheliegenden Annahme entgegentreten,‭ ‬jeder Text,‭ ‬der sich mit dem sog.‭ „‬Kirchortrat‭“ ‬befasse,‭ ‬könne ja nur Satire sein,‭ ‬denn das ganze Gremium sei doch,‭ ‬wie man umgangssprachlich so schön sagt,‭ ‬ohnehin‭ „‬ein Witz‭“‬.‭ ‬
Freilich,‭ ‬die letztlich nichts weniger als demokratietheoretischen Bedenken gegen die abenteuerliche weil schlicht nicht vorhandene Bestimmung,‭ ‬d.h.‭ ‬Abgrenzung,‭ ‬der Wählerschaft dieser jeweiligen Gremien,‭ ‬bestehen fort und als diesbezügliche Fragen auch von Weimarer Pfarrkindern eindringlich gestellt wurden,‭ ‬da half an jenem unvergeßlichen Abend weder der Versuch von Pfr.‭ ‬Gothe,‭ ‬sie wegzu-lachen,‭ ‬noch derjenige von Frau Dr.‭ ‬Rademacher,‭ ‬sie wegzu-kichern in der Sache irgendwie weiter.‭ ‬Es ist und bleibt in diesem Zusammenhang ja überaus bezeichnend,‭ ‬daß dort,‭ ‬wo es‭ „‬wirklich um etwas geht‭“‬,‭ ‬um Geld nämlich,‭ ‬also beim Kirchenvorstand und dessen Wahl,‭ ‬niemals jemand auf so eine verrückte Idee gekommen ist‭; ‬glücklicherweise,‭ ‬denn dort haben wir ja auch die Schnittstelle zum weltlichen,‭ ‬zum Staatskirchenrecht,‭ ‬und jeder weltliche Jurist und demokratisch geprägte Verwaltungsangehörige könnte eine Situation,‭ ‬wie sie die Wahl zu den Kirchorträten hinterlassen hat,‭ ‬beim Gegenüber auf der kirchlichen Seite auf keinen Fall akzeptieren‭!

Aber das können und wollen wir den Menschen,‭ ‬die sich je und je vor Ort für pfarrliche Belange einsetzen möchten,‭ ‬und also haben wählen lassen,‭ ‬natürlich nicht vorwerfen,‭ ‬es gab und gibt ja keine Alternative,‭ ‬jedenfalls keine offizielle.

Schauen wir also lieber auf den Beitrag:‭ ‬„Aus dem Kirchortrat Herz Jesu‭“‬,‭ ‬der,‭ ‬wie es in der ersten Zeile heißt,‭ „ ‬über die Arbeit des Kirchortrates Herz-Jesu berichten‭“ ‬möchte.‭
‬Ein sehr naheliegender Beginn und nun erwartet man doch‭ (‬wie es nebenan,‭ ‬auf der Seite‭ ‬4,‭ ‬im Bericht aus der Arbeit des Kirchenvorstands auch der Fall ist‭) ‬eine Auflistung dessen,‭ ‬was in den‭ ‬18‭ ‬Monaten seit der Wahl erfolgreich abgeschlossen werden konnte,‭ ‬was vielleicht auch nicht gelungen ist,‭ ‬und was es denn so an Projekten für die Zukunft gibt,‭ ‬nicht wahr‭? ‬Aber weit gefehlt‭! ‬
Der Text setzt stattdessen ein mit der Beobachtung:‭ „‬Manche vermissen vielleicht ausgehängte Protokolle oder Veröffentlichungen anderer Art über unser Treiben.‭“! (‬sic‭)

An dieser Stelle müssen wir‭ (‬bevor wir selbstverständlich auf die‭ „‬Protokolle‭“ ‬etc.‭ ‬zurückkommen‭) ‬einhalten,‭ ‬liebe Leser,‭ ‬denn was nun folgt,‭ ‬ist ein Gebilde von beinahe aufreizender Komplexität,‭ ‬ein Text,‭ ‬der ohne das richtige Vorverständnis fast herme(s)tisch‭ 🙂 ist.‭ ‬Eben weil es sich ganz offenbar um den Versuch handelt,‭ ‬Satire zu schreiben.‭ ‬Satire,‭ ‬das ist ja uneigentliches Formulieren,‭ ‬d.h.,‭ ‬um die jeweilige Aussageabsicht zu erreichen,‭ ‬sagt oder schreibt man eben nicht,‭ ‬was man eigentlich meint,‭ ‬sondern etwas anderes,‭ ‬häufig sogar das Gegenteil.‭
‬Und nun muß ich leider sagen,‭ ‬man merkt unserem Text an,‭ ‬daß die Autorin darin noch nicht soo geübt ist.‭ ‬Der Text geht nämlich,‭ ‬trotz wirklich guter Ansätze,‭ ‬in seinem uneigentlichen Charakter nicht weit genug.‭ ‬Oder,‭ ‬um es anders zu formulieren:‭ ‬Da steht nicht deutlich genug,‭ ‬was nicht gemeint ist,‭ ‬um klar zu machen,‭ ‬was wirklich gemeint ist.

Klingt kompliziert‭? ‬Ist es auch,‭ ‬aber Sie haben ja uns an ihrer Seite,‭ ‬PuLa,‭ ‬das mit jeder Form von Kirchensprech,‭ ‬in aller Bescheidenheit,‭ ‬doch einige Erfahrung hat.‭ ‬Wir kriegen das schon hin‭! ‬Und zwar in Form einer‭ ‚‬doppelten Übersetzung‭‘‬.‭ ‬Das heißt:‭ ‬Wir werden die vier‭ (‬-einhalb‭) ‬inhaltlichen Elemente unseres kleinen Textes in einem ersten Schritt von ihrer Zögerlichkeit befreien,‭ ‬also in der ersten‭ ‚‬Übersetzung‭‘ ‬deutlich machen,‭ ‬was da eigentlich stehen müßte,‭ ‬um den satirischen,‭ ‬den uneigentlichen Charakter wirklich herzustellen.‭ ‬Und dann im zweiten Schritt,‭ ‬der zweiten‭ ‚‬Übersetzung‭‘‬,‭ ‬klarmachen,‭ ‬was natürlich eigentlich gemeint sein muß.‭ ‬
Los geht‘s‭!

Element‭ ‬1,‭ ‬Protokolle und Arbeitsweise

Original:
Manche vermissen vielleicht ausgehängte Protokolle oder Veröffentlichungen anderer‭
‬Art über unser Treiben.‭ ‬Das Dekret über die Filialgemeinden im Bistum Erfurt geht nicht‭
‬weiter ins Detail,‭ ‬was die Arbeitsweise der Gremien angeht.‭ ‬Nach eingehenden‭
‬Beratungen und einem Hinweis aus dem Ordinariat in Erfurt,‭ ‬hat sich der KOR Herz-‭
‬Jesu dazu entschlossen,‭ ‬an dieser Situation nichts zu ändern und verzichtet bis auf‭
‬weiteres auf eine Geschäftsordnung.

Was da als Satire stehen müßte:
‭„‬Das fehlte gerade noch,‭ ‬daß wir uns von irgend jemandem kontrollieren lassen sollten‭! ‬Wo wir schon nicht so genau wissen,‭ ‬wer uns eigentlich wählen durfte,‭ ‬wem gegenüber sollte man denn da Rechenschaft ablegen,‭ ‬hm‭? ‬Nein,‭ ‬nein,‭ ‬das haben die in Erfurt schon gut hingekriegt,‭ ‬daß sie uns diese dämliche Vorschrift erspart haben,‭ ‬die es für den ollen Pfarrgemeinderat noch gab,‭ ‬die Armen.‭ ‬Jetzt,‭ ‬wo endlich‭ ‬wir dran sind,‭ ‬werden wir uns bestimmt nicht dabei überprüfen lassen,‭ ‬von uns aus bleibt das bitteschön auch in Zukunft genau‭ ‬so‭!

Was eigentlich gemeint sein muß:‭
‬„Es ist uns unendlich peinlich,‭ ‬daß wir in der Wahrnehmung eines öffentlichen‭ (‬Ehren-‭) ‬Amts niemanden wissen lassen,‭ ‬was wir tun‭! ‬Wir haben lange drüber geredet,‭ ‬aber dann haben sie es uns aus Erfurt derart deutlich‭ „‬nahegelegt‭“‬,‭ ‬es bloß zu lassen‭ („‬Sie würden nur für alle andere Kirchorträte im Bistum‭ ‚‬die Preise verderben‭‘ ‬und außerdem:‭ ‬Sie sind‭ ‬Weimar‭! ‬Haben Sie mal überlegt,‭ ‬wer da als nächstes was drüber schreibt‭? ‬Na also,‭ ‬das wollen wir ja mal gar nicht,‭ ‬oder‭? ‬Halten Sie also bloß die Füße still,‭ ‬klar‭?!“) ‬Wir arbeiten aber dennoch weiter dran,‭ ‬nach einem Weg der Information zu suchen,‭ ‬versprochen‭!“

Element‭ ‬2,‭ (‬Keine‭) ‬Arbeit im Verborgenen‭

‬Original:
Im Verborgenen wollen wir aber nicht arbeiten,‭ ‬deshalb bieten wir in unregelmäßigen‭
‬Abständen‭ ‬-‭ ‬an großen Festtagen‭ ‬-‭ ‬einen Infotisch an.‭ ‬Dort stehen immer zwei Vertreter‭ ‬des Kirchortrates bereit,‭ ‬um auf Fragen zu antworten,‭ ‬Anregungen entgegenzunehmen‭ ‬und Informationsmaterial über die Gemeinde zu verteilen.‭ ‬Bitte nutzen Sie diese‭ ‬Möglichkeit mit den Vertretern Ihrer Gemeinde in Kontakt zu treten.‭
‬Immer wenn Sie diese Ankündigung sehen,‭ ‬möchten wir gerne angesprochen werden.

Was da als Satire stehen müßte:‭
‬„Naja,‭ ‬irgendwie müssen wir ja aber immerhin gelegentlich so tun,‭ ‬als würde uns interessieren,‭ ‬was der Rest der‭ ‚‬Gemeinde‭‘ ‬so denkt,‭ ‬seufz‭! ‬Schlimmstenfalls kommen auch noch neu Hinzugezogene an,‭ ‬die am Ende auch noch neue Ideen haben,‭ ‬oje,‭ ‬oje‭! ‬Aber so ein Infotisch ist gut,‭ ‬da müssen immerhin erstmal die auf uns zukommen‭ ‬-‭ ‬und nicht etwa umgekehrt.‭ ‬Und an großen Festtagen ist überhaupt der Trick,‭ ‬da haben die Leute ja bekanntlich am wenigsten Zeit überhaupt.‭ ‬Aber zur Sicherheit besser auch noch‭ ‚‬unregelmäßig‭‘‬,‭ ‬merkt eh keiner,‭ ‬daß zwar nicht alle Feste auf den gleichen Tag fallen,‭ ‬aber‭ ‬dennoch sehr wohl‭ ‚‬regelmäßig‭‘ ‬sind‭; ‬und an jedem‭ ‚‬großen Fest‭‘ ‬kann man das ja sowieso nicht machen,‭ ‬wissen Sie,‭ ‬wie viele Hochfeste es im Kirchenjahr gibt‭? ‬Das geht ja gar nicht‭!
Und,‭ ‬nur daß wir uns richtig verstehen,‭ ‬zu diesen Gelegenheiten‭ ‚‬möchten‭‘ ‬wir angesprochen werden‭ ‬-‭ ‬d.h.,‭ ‬zu anderen Zeiten lassen Sie‭ ‚‬die Vertreter Ihrer Gemeinde‭‘ ‬aber bitteschön auch in Ruhe,‭ ‬ja‭?!“

Was eigentlich gemeint sein muß:
‭„‬Wir wissen schon,‭ ‬der Infotisch kann nur eine Krücke sein und wir arbeiten konkret dran,‭ ‬auch andere Formen zu entwickeln,‭ ‬von uns aus auf Menschen zuzugehen,‭ ‬gerade auf neue Gesichter und besonders solche,‭ ‬die an‭ ‚‬ganz normalen Sonntagen‭‘ ‬immer wieder treu erscheinen.‭ ‬Was sich hier entwickeln muß,‭ ‬ist aber eine ganze Kultur,‭ ‬denn allein wir Mandatsträger können es auch nicht schaffen,‭ ‬aber wir sehen unsere Vorbildwirkung und wir wollen versuchen,‭ ‬für diese Aufgabe auch Jugendliche zu begeistern und mit allen zusammenzuarbeiten,‭ ‬die vielleicht ein anderes Kirchenbild haben als wir,‭ ‬aber unter Umständen gerade deshalb Menschen ansprechen können,‭ ‬die wir nicht erreichen‭ ‬-‭ ‬viele Charismen,‭ ‬eine Kirche‭!“

Element‭ ‬3,‭ (‬Keine‭) ‬Bloße Selbstbeschäftigung‭

‬Original:‭ ‬Ganz einfach ist uns die Arbeit in diesem neuen Format des Kirchortrates nicht‭
‬geworden‭; ‬deshalb hatten wir im April einen Klausurnachmittag und haben mit Hilfe‭
‬eines Referenten unsere Arbeit in Anspruch und Wirklichkeit reflektiert.‭ ‬Außerdem
haben wir zur Unterstützung Katharina Hille in unser Gremium berufen und freuen uns‭
‬sehr,‭ ‬dass Sie‭ [‬sic‭] ‬bereit ist,‭ ‬mitzumachen.

Was da als Satire stehen müßte:‭
‬„Das ist geradezu befreiend,‭ ‬daß die Erwartungen an unser Wirken derart gering sind‭! ‬Gut,‭ ‬bei‭ ‬dem Vorgängergremium…‭ ‬Die Ärmsten,‭ ‬halb haben sie nicht gedurft und halb wollten sie sich von sich aus nicht trauen,‭ ‬das Richtige zu tun,‭ ‬naja.‭ ‬Aber so konnten wir uns immerhin schön in Ruhe mit uns selbst beschäftigen.‭ ‬Reflexion in Anspruch und Wirklichkeit,‭ ‬jaha‭! ‬Gut,‭ ‬mit der Wirklichkeit war’s schwierig,‭ ‬denn was sollte da reflektiert werden‭? ‬Nur gut,‭ ‬daß es in der deutschen Gremienkirche für wirklich‭ ‬alles Seminare und Referenten,‭ ‬Pardon‭!‬,‭ ‬Referentinnen und Referenten‭ (‬soviel Zeit muß sein‭!) ‬gibt.‭ ‬Irgendwo muß das Geld ja hin,‭ ‬solange es noch fließt,‭ ‬sonst kommt am Ende jemand auf die Idee,‭ ‬es für Katechese oder so‘n altmodischen Kram auszugeben.‭ ‬Dafür haben wir ja heutzutage schließlich‭ „‬Handreichungen‭“,‭ ‬da kann sich jeder selbst was denken,‭ ‬vorwiegend,‭ ‬das,‭ ‬was er will,‭ ‬aber das ist ein anderes Thema.‭
‬Jedenfalls hat uns diese Klausur in der Wahrnehmung unserer eigenen Machtvollkommenheit doch sehr gestärkt und so haben wir uns gleich mal ein bißchen vergrößert,‭ ‬uns,‭ ‬also die Personenanzahl,‭ ‬nicht die Projektanzahl,‭ ‬indem wir,‭ ‬jaja,‭ ‬wir‭!‬,‭ ‬Pfarrer brauchen wir da nicht dafür‭!‬,‭ ‬ein weiteres, neues Mitglied berufen haben‭; ‬also,‭ ‚‬neu‭‘ ‬ist es eigentlich eher nicht,‭ ‬aber Sie wissen schon,‭ ‬und so ein bißchen Kontinuität ist ja auch was schönes.

Was eigentlich gemeint sein muß:‭
‬Ehrlich,‭ ‬es war hart bisher:‭ ‬Als wir anfingen,‭ ‬haben wir gemerkt,‭ ‬nicht nur ist der Wahlmodus der Kirchorträte sehr problematisch,‭ ‬nein,‭ ‬ihre tatsächliche Rolle ist ja noch unbestimmter,‭ ‬als es die der Pfarrgemeinderäte war.‭ ‬Da haben wir schon mal auch nach innen schauen müssen.‭ ‬Natürlich haben die schönen Theorien irgendwelcher Externen uns nicht weitergeholfen,‭ ‬wie sollten sie auch,‭ ‬immerhin ist die Situation in Weimar aus bekannten Gründen ja wirklich eine besondere.‭ ‬Uns ist erneut bewußt geworden,‭ ‬ohne substantielle Aufarbeitung wird es nicht gehen,‭ ‬auch wenn wir das nicht alleine leisten können.‭ ‬Aber auch deshalb kann ein ehemaliges PGR-Mitglied vielleicht helfen.‭ ‬Wirklich helfen wird jedoch nur die Konzentration auf den Inhalt,‭ ‬auf das,‭ ‬was uns alle verbindet,‭ ‬und auf Formen der Betätigung,‭ ‬die das deutlich machen können.‭ ‬Mal schauen,‭ ‬am Ende haben sich ja doch noch nicht alle abschrecken lassen,‭ ‬sich z.B.‭ ‬ernsthaft und auf breiten Schultern mit dem Thema‭ ‚‬Musik‭‘ ‬zu beschäftigen,‭ ‬wir wollen es jedenfalls versuchen‭!

Element‭ ‬4,‭ (‬Praktische‭) ‬Unterstützung bei der RKW

‭„‬Schließen möchte ich mit der Bitte um Unterstützung bei der diesjährigen RKW.‭ ‬Helfer
für Vieles werden immer gebraucht‭; ‬Kuchen backen,‭ ‬basteln und andere kreative
Angebote machen,‭ ‬Betreuung z.B.‭ ‬bei der Wallfahrt nach Erfurt übernehmen,‭ ‬beim
Aufbau und Aufräumen zu helfen und manches andere.‭ ‬Nehmen Sie Kontakt mit uns
oder dem Pfarrbüro auf.
Erholsame Sommerferien und einen guten Start ins zweite Halbjahr wünscht Ihnen der
Kirchortrat Herz Jesu Weimar.‭“
[‬Unterschrift‭]

Was da als Satire stehen müßte:‭
„ ‬Ach,‭ ‬die RKW‭! ‬Ja,‭ ‬das ist unser Vorzeige-‭ ‬und unser Lieblingsprojekt‭! ‬Hat sich wirklich gelohnt,‭ ‬da unter dem alten Regime doch‭ ‬ein Mal Courage gezeigt zu haben‭! ‬Heute haben wir sie jedenfalls fest in der Hand und wer immer sich bisher erdreistet hat,‭ ‬etwa noch gestalterisch mitreden zu wollen,‭ ‬dem haben wir das ganz schnell ausgetrieben,‭ ‬aber ganz schnell‭! ‬Wo kämen wir denn dahin‭? ‬Wir haben die richtigen Vorstellungen darüber,‭ ‬wie mit Kindern umzugehen ist,‭ ‬wer sich zu deren Betreuung eignet und vor allem,‭ ‬was denen Spaß macht und wohin gefahren wird‭! ‬Und genau deswegen‭ (‬und damit es nicht so auffällt,‭ ‬Sie wissen schon‭…)‬,‭ ‬dürfen sich gerne alle anderen‭ „‬praktisch‭“ ‬und‭ „‬konkret‭“ ‬engagieren‭; ‬von‭ ‚‬Kuchen backen‭‘ ‬bis‭ ‚‬Aufräumen‭‘ (‬immer gern gesehen‭!)‬,‭ ‬das übliche Programm halt,‭ ‬wie beim Gemeindefest,‭ ‬nur eben für die Kids.‭ ‬Und besonders schön sind ja immer‭ „‬kreative Angebote‭“! ‬Das ist überhaupt ganz wunderbar:‭ ‬macht in der Vorbereitung eine Riesenmenge Arbeit,‭ ‬der Anbietende ist auch wenn‘s dran ist gut beschäftigt,‭ ‬mit dem Aufräumen noch einmal und so kommt er gar nicht auf die Idee,‭ ‬daß er aber auch gar nichts zu sagen hatte‭! ‬Wie gesagt,‭ ‬ganz wunderbar,‭ ‬ein Zauberwort,‭ ‬das Wörtchen‭ ‚‬kreativ‭‘‬,‭ ‬hihi‭!

Was eigentlich gemeint sein muß:‭
„‬Was die RKW angeht,‭ ‬so sind wir wirklich glücklich darüber,‭ ‬daß diese gute Tradition aus‭ „‬Ostzeiten‭“ ‬sich weiterhin als so lebendig erweist.‭ ‬Damit das auch in Zukunft so bleibt,‭ ‬werden wir sehr selbstkritisch unsere jetzige Art,‭ ‬die RKW zu betreiben unter die Lupe nehmen und werden uns nach Kräften darum bemühen,‭ ‬sowohl in der Konzeption wie in der Durchführung ausgetretene Pfade in Frage zu stellen,‭ ‬aber auch zu gucken,‭ ‬was sich schon in der Vergangenheit besonders gut bewährt hat.‭ ‬Dafür brauchen wir Hilfe,‭ ‬von Jüngeren und von allen guten Willens,‭ ‬egal,‭ ‬wo sie herkommen.‭ ‬Wir versprechen,‭ ‬wirklich zuzuhören,‭ ‬denn was wir definitiv nicht brauchen,‭ ‬ist eine Art‭ „‬Gemeindefest light‭“‬,‭ ‬bloß für Kleine.‭ ‬Nein,‭ ‬auch hier muß es letztlich um Inhalte gehen,‭ ‬müssen doch gerade auch unserer Kleinen und Kleinsten in der Umwelt,‭ ‬in der sie nun einmal aufwachsen,‭ ‬sehr bald‭ „‬Auskunft geben,‭ ‬nach dem Grund ihrer Hoffnung‭“‬.‭ ‬Wenn sie dazu etwas in fröhlicher Atmosphäre vermittelt bekommen,‭ ‬wird es besonders gut halten‭!“

Sehen Sie,‭ ‬liebe Leser,‭ ‬es hat ein wenig gedauert,‭ ‬weil sich der Text aufgrund des gewählten Verfahrens ja sozusagen verdreifachen mußte,‭ ‬aber dafür verstehen wir ihn‭ ‬jetzt besser und Sie hatten hoffentlich ein bißchen Spaß an der Satire,‭ ‬wie sie hätte sein sollen‭! ‬Wie gesagt,‭ ‬da ist noch Luft nach oben,‭ ‬obwohl ich wiederholen möchte:‭ ‬Gute Ansätze,‭ ‬sehr gute Ansätze‭! ‬Vor allem der Satz:‭ „‬Immer wenn Sie diese Ankündigung sehen,‭ ‬möchten wir gerne angesprochen werden‭“ ‬aus Punkt‭ ‬2,‭ ‬hat mir sehr gut gefallen‭; ‬das hat Potential‭!

Aber vor allen Dingen wissen wir jetzt erheblich besser,‭ ‬was uns unser Kirchortrat‭ ‬eigentlich hatte sagen wollen,‭ ‬oder‭?

Gereon Lamers

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