Es ist so Vieles aufgelaufen, wovon ich erzählen will und bisher nicht dazu gekommen bin. Ich muß irgendwo anfangen zu schreiben. Nehmen wir die Geschichte im Nordhäuser Dom. Die spielt am 1. August 2018. Ich hatte im Kunsthaus Meyenburg zu tun gehabt und war danach in der Stadt, um mir u.a. den Dom anzusehen.
Wolfgang Nickel hat 2012 dort in der südwestlichen Ecke des Raumes unter Einbeziehung einer Pietà aus dem Jahr 1647 einen Trauer- und Gedenkbereich geschaffen.
An der Südwand befindet sich Nickels eigentliches Kunstwerk, eine Glasinstallation zum Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkriegs. Auch Nordhausen ist sehr traumatisiert von den Bombenangriffen Anfang April 1945, und so gibt es links eine bildhinterlegte Glastafel mit den Namen der durch die Bomben Umgekommenen, rechts eine Glastafel mit den Namen der gefallenen Soldaten, im Zentrum aber eine Installation zu den Opfern des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora. Zwischen zwei Edelstahlsäulen ist authentischer Stacheldraht gespannt und birgt ein Stück der Lagermauer, das noch blutige Glassplitter der Mauerkrone erkennen läßt. (Das mit dem Blut sieht man nicht wirklich, aber ich weiß es aus den Erzählungen des Künstlers.)
Das Kunstwerk ist im Internet recht gut beschrieben. Deswegen schreibe ich also nicht. Sondern wegen der Kerzen. Es gibt eine Möglichkeit, rechts und links der Pietà Kerzen zum Gedenken an die Toten zu entzünden. Der Plan ist hier beschrieben, und da sieht man auch den Kerzenschein sehr schön.
Die Möglichkeit besteht aber, wenn es dumm kommt, nur theoretisch. Praktisch brannte, als ich den Dom betrat, gerade keine Kerze und ein Feuerzeug oder Streichhölzer fanden sich auch nicht. Der Handwerksmeister, der sich auf einem Gerüst vor der Orgel zu schaffen machte, war leider Nichtraucher, ich bin es auch – und so blieb mein Kerzlein dunkel.
Was für eine Symbolik! dachte ich. Wenn das Feuer erstmal erloschen ist – wie schwer oder unmöglich ist es dann, es wieder anzufachen! „Die Tradition ist die Weitergabe des Feuers“, fiel mir ein – und die Bereiche, in denen es in unserer Pfarrei in Weimar fünf vor Zwölf ist, was die Bewahrung des Feuers anbelangt.
Das betrifft zum Glück nicht die Marienfrömmigkeit. Kerzen bei der Maria brennen in Weimar immer – wobei es, seit unsere schöne Statue zur Restaurierung war und den Platz gewechselt hat, interessanterweise eher die Immerwährende Hilfe ist, vor der gebetet wird:
Der kleine Sandkasten vor der Marien-Statue war zu beiden Zeitpunkten leer. Warum das so ist, warum plötzlich die Ikone bevorzugt wird, dazu gibt es verschiedene Theorien. Das würde an dieser Stelle zu weit führen, das müssen wir mal in einem gesonderten Text entfalten.
Nein, die Marienfrömmigkeit ist es hier nicht, die zu verglühen droht. Aber im Bereich der Kirchenchöre sollte es bekanntlich in jeder Altersgruppe deutlich mehr brutzeln! Und dafür können nicht allein diejenigen sorgen, die ehrenamtlich die Chorarbeit ermöglichen und außerhalb der Pfarrei berufstätig sind.
Cornelie Becker-Lamers
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