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Kein Weg nach vorn ohne Rück-Sicht-Nahme

Ein letzter Beitrag aus der Reihe „vor Jahresfrist“

Im vergangenen Jahr war unserem Pfarrer von der Lokalzeitung die Aufgabe übertragen worden, das Wort zum Palmsonntag zu verfassen. Er lieferte einen schönen Text ab, der mich sehr spontan – noch am selben Tag – zu einer Reaktion anregte, die ich jedoch nicht gleich online stellte, sondern unserem Pfarrer mit Verweis auf PuLa per Email zusandte. Hintergrund war, wie ich ihm schrieb, daß ich das Motto „Suche den Frieden und jage ihm nach“ (aus Ps 33, richtige Zählung, Anm. der Redaktion) damals gerade einmal wieder bis an die Grenzen meiner Kräfte und darüber hinaus befolgte.

Der Pfarrer verlor über Text und Email kein Wort, sondern wünschte mir in seiner Antwort lediglich frohe Ostern. Also gehe ich davon aus, daß er eine Publikation meiner damaligen Reaktion billigt. Lesen Sie daher heute einen Text vom 25. März 2018. Aktuell ist er wie vor Jahresfrist, nur daß es um die Kinder- und Jugendseelsorge noch etwas schlechter geht: Nun hat man nämlich auch noch den im September 2015 in der Hoffnung auf den Beginn eines anderen Gemeindeklimas neugegründeten Jugendchor aufgegeben.

Das Wort zum Sonntag (März 2018)

Pfarrer Gothe hat zum Palmsonntag ein schönes Wort zum Sonntag verfaßt. Über eine Ausstellung im Stadtmuseum zum Widerstand in der Nazizeit. Er schreibt zum Ende hin: „Die Ausstellung ist ein Plädoyer, vom Menschen nicht zu klein zu denken. Es gab und gibt sie, die Menschen, die Haltung bewahren, die aus verschiedensten Überzeugungen heraus aufrecht bleiben und so Widerstand leisten gegen Ideologie, Menschenverachtung und schreiende Ungerechtigkeit.

Ich möchte diese Menschen als österliche Menschen bezeichnen, denn sie sind Licht in dunkler Zeit und geben den Glauben an den Menschen und das Leben zurück.

Möge die Karwoche mit ihren Gottesdiensten auch uns österlicher und aufrechter machen.“

Den ganzen Text findet man hier (leider hinter einer Bezahlschnranke).

Ja! Solche Menschen gibt es wirklich und das ist beruhigend und wunderbar!

Noch schöner wäre es, wir würden uns nicht nur in Bezug auf Zeiten und Umstände darüber austauschen, über die ein Konsens besteht wie in Bezug auf das „Dritte Reich“. Sondern über Zeiten und Umstände, die sicherlich weit weniger fürchterlich und dramatisch waren, unserem Leben und unserem Alltag aber viel näher sind und über die Dissens und das heißt hoher Informations- und Aufklärungsbedarf und die unbedingte Notwendigkeit zu Austausch und Dialog besteht. So wie in Bezug auf die Zustände vor September 2015 hier in unserer Pfarrei. Die Unsicherheit darüber, was in dieser Zeit überhaupt geschehen ist (Verbote und Ausgrenzung ergingen ja per Mail und Brief – eine schlechte Gewohnheit, an welche leider nur zu gern angeknüpft wird – und Kritik nur hinter vorgehaltener Hand), wer was getan hat, wer aus welcher Motivation heraus mitgemacht hat, wer weggeschaut hat und wer aus welcher Motivation heraus versucht hat, die Lage zum Besseren zu verändern – diese Unsicherheit steht als der berühmte „elephant in the room“ aller Vernetzung über die kleinen Freundeskreise hinweg im Weg und ist m.E. beispielsweise einer der Gründe dafür, daß unsere Pfarrei in der kontinuierlichen altersübergreifenden Kinder- und Jugendseelsorge so unglaublich bedauerlich unter Form spielt. Nach wie vor fehlt unserer Gemeinde die berühmte „Große Erzählung“, die für eine Gemeinschaft unabdingbar ist. Eigentlich weiß jeder nur, daß die derzeitige Situation aus einer Katastrophe hervorgegangen ist – aber schon in der Frage, ob diese im September 2015 endete (Mehrheitsmeinung) oder gar erst begann (auch diese Meinung dürfte es geben) herrscht Uneinigkeit.

Beginnen Sie mit der Aufarbeitung der jüngsten Geschichte Ihrer Pfarrei, Herr Pfarrer, damit wir nach vorne schauen können. Sie wissen inzwischen: Das ergibt sich nicht von selbst. Es wird ein langer Weg, aber Sie schaffen das! Ihre Gemeinde hat es verdient.

Cornelie Becker-Lamers

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