Eindrücke von einer schönen Feier
Natürlich haben wir auch Fasching gefeiert, in Herz Jesu Weimar. Am Freitag für die Großen war ich nicht dabei. Aber den Kinderfasching am vergangenen Sonntag habe ich ein bißchen mitgefeiert. Er war klugerweise auf den Sonntag nach der Familienmesse gelegt, zu der etwa 15 bis 20 Kinder kostümiert erschienen waren. Kinder lasen das Kyrie und die Fürbitten vor. Im Verlauf der Messe gab es ein Vater Unser mit allen Kindern um den Altar herum (wobei mir unklar ist, warum in solchen Fällen immer der Embolismus wegfallen muß. Wer von den Kleinen überhaupt das Vater Unser mitbeten kann, hat sich auch schon an diese Unterbrechung gewöhnt … Wer nicht, ist sowieso mucksmäuschenstill, dort oben auf dem ‚Präsentierteller‘, und lernt es dann gleich richtig).
Ganze Familien wurden zuletzt zur anschließenden Feier in den geschmückten Gemeindesaal eingeladen, so daß es deutlich voller war als im Jahr zuvor an einem Samstag Vormittag. Den Anstoß, zur 10.00 Uhr-Messe zu gehen, hatte meine Tochter gegeben. Sie war in der Vorabendmesse zum Kantorieren eingeteilt (wir hatten parallel Gäste) und fand in der auch da schon gereimten Predigt gute Ansätze. Das wollte ich mir anhören und fand es wie beschrieben: Der Wegzug zweier Orden, der unserer Stadt in wenigen Wochen bevorsteht, wurde beklagt. Wir wurden zu mehr Umweltbewußtsein ermahnt und das Preisdumping der Nahrungsmittelindustrie als der Irrsinn benannt, der es ist. Auf dem Politikfeld im engeren Sinne wurden die Ereignisse des 5. Februar gebrandmarkt und der Gemeinde erstaunlich klar ins Gewissen geredet.
Jetzt kommt ein kleiner Einschub: Ich habe seit dem 5. Februar zwei Predigten von unterschiedlichen Zelebranten in Herz Jesu Weimar gehört, die beide dieses Thema anschnitten. Was ich vermißt habe und daher hier wenigstens erwähnen will, ist: Über den derzeitigen (“amtierenden”) Thüringer Ministerpräsidenten ereifert sich bekanntlich gerade ganz Deutschland. Aber es gibt nur eine einzige Pfarrei, in der er und seine Familie beheimatet sind. Das ist Herz Jesu Weimar. Der Polizeischutz, den seine private Umgebung vom Wahlabend bis zum Rücktritt brauchte, spielte sich buchstäblich vor den Augen unserer Priester ab. Wer, wenn nicht diese Priester, hätten, ohne in ein schiefes Licht geraten zu können, die Möglichkeit, einmal nur die menschliche und seelsorgliche Seite des ganzen Dramas in den Blick zu nehmen und ihr Mitleid mit Kindern auszusprechen, die für den Schulweg Polizeischutz brauchen; ihr Mitgefühl mit der Ehefrau, die viele von uns aus den Kindergartenzeiten unserer Kinder kennen (sie hat nämlich fünf), die sich über mindestens zehn Jahre hinweg bei allen Feiern und den berühmten Weihnachtsmärchen des katholischen Kindergartens engagiert und die Aufführungen reichlich mit Kostümen und Bühnenbildelementen ausgestattet hat – und die nun auf der Straße angepöbelt wurde. Ich finde, in unserer Gemeinde sollte auch auf diesen Aspekt hingewiesen werden. In der Besprechung der Wahl, ihrer Motivation, ihrer möglichen und ihrer tatsächlichen Folgen hat sich die Thüringer Lokalpresse nämlich in wirklich ungeahnter Weise selbst übertroffen. Da blieb kein aktueller Aspekt unbeleuchtet. Und kein historischer – ob über die Herrschaft, die vor 30 Jahren oder jene, die vor 75 Jahren endete. Einschub Ende.
Zurück zum Kinderfasching. Nach einem kleinen Umzug zum Elisabethheim, wo die kleinen Jecken sich den Schwestern präsentierten, gab es, wie schon in der Messe, Livemusik mit unserem Gemeindereferenten an der Gitarre. Vater Abraham hat drei Kamele. Auch eine Art Bewegungskanon (stimmt nicht ganz, aber mir fällt kein besserer Begriff für die raffiniert verzahnten Bewegungsabläufe der kleinen Gruppe ein) mit dem Pfarrer und fünf Jungs. Besonders für Stimmung sorgte eine vorbereitete kleine Geschichte des Gemeindereferenten, die das Publikum in die Aufführung einbezieht: „Die Geschichte der drei Königstöchter vom König mit dem grimmigen Blick“. Personen werden eingeführt, und jedes Mal, wenn sie genannt werden, muß eine Bankreihe bestimmte Geräusche machen. Alle sind einbezogen und es ist sehr lustig. Die Geschichte ging etwa so:
Die Geschichte der drei Königstöchter vom König mit dem grimmigen Blick
Handelnde Personen und Dinge:
Der König mit dem grimmigen Blick (Reihe 1 muß jeweils GRRRR machen); die Tochter, die aussieht wie eine Hexe (Reihe 2 ist dran mit HIHIHIHIII); die Tochter, die den Stockschnupfen hat (Reihe 3: Hatschi! Hatschi!); die Tochter, die wunderschön ist (Reihe 4: AAAAAH!); der Swimmingpool (PLATSCH!); der Ball mit dem goldenen Kern (HUUIIIIIIII!)
Nun aufgepaßt:
Es war einmal ein König mit dem grimmigen Blick (GRRR), der hatte drei Töchter: Eine Tochter, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI), eine Tochter, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!) und eine Tochter, die wunderschön war (AAAAAH!). Die Familie lebte in einem großen Schloß mit Garten, und in dem Garten war ein Swimmingpool (PLATSCH!)
Eines Tages spielten die drei Schwestern mit ihrem Ball mit dem goldenen Kern (HUUIIIIIIII!) am Swimmingpool (PLATSCH!). Sie warfen den Ball mit dem goldenen Kern (HUUIIIIIIII!) hin und her: Die Schwester, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI), die Schwester, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!) und die Schwester, die wunderschön war (AAAAAH!).
Plötzlich fiel der Ball mit dem goldenen Kern (HUUIIIIIIII!) ins Wasser des Swimmingpools (PLATSCH!) Die Mädchen erschraken: Die Schwester, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI) erschrak, die Schwester, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!) erschrak und die Schwester, die wunderschön war (AAAAAH!) erschrak ebenfalls. Denn der König mit dem grimmigen Blick (GRRRR) war ein strenger Vater und sie fürchteten, gerügt oder bestraft zu werden, wenn sie den Ball (HUUIIIII!) am Abend nicht wieder mit in ihr Spielzimmer brachten.
Nun war guter Rat teuer. Wer würde in den Pool (PLATSCH!) hinabtauchen und den Ball (HUUIIIII!) heraufholen? (Da er einen Goldkern hatte, ging er ja unter!) Ein Frosch kam nicht. Sowas gibt’s nur im Märchen. Sie mußten es also selber schaffen: Entweder die Schwester, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI), oder die Schwester, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!) oder die Schwester, die wunderschön war (AAAAAH!).
Da sprach die Schwester, die wunderschön war (AAAAAH!): „Ich möchte nicht in den Swimmingpool (PLATSCH!) hinabtauchen. Da werden ja meine Haare naß und liegen hinterher nicht mehr.“ – Da sprach die Schwester, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!): „Ich kann es schon gar nicht tun – ich bin ja schon erkältet! Wenn ich mir nun eine Lungenentzündung hole?“ und sie nieste gleich nochmal so laut. Da zog die Schwester, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI) wortlos ihr Königstochterkleid mit dem weiten Reifrock aus, so daß sie nur noch ihre lange Unterwäsche trug, band sich die Haare zusammen, sprang in den Swimmingpool (PLATSCH!), tauchte mit ein paar kräftigen Schwimmstößen nach dem Ball mit dem goldenen Kern (HUUUIIII!), kam wieder hoch und warf den Ball mit dem goldenen Kern (HUUUIIIIIII!) an Land. Da klatschten ihre Schwestern – die Schwester, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!) und die Schwester, die wunderschön war (AAAAAH!) – fröhlich in die Hände. Die Schwester, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI) kletterte zurück in den Garten, strich sich das Wasser vom Körper, wrang ihre Haare aus und stieg wieder in ihr dickes trockenes weites Kleid. Das wärmte sie. So konnten alle drei wieder fröhlich weiter spielen.
Und die Moral von der Geschicht? Beurteile nie jemanden nach seinem Äußeren!
So etwa ging die Geschichte. Ich weiß es nicht mehr ganz genau. Vielleicht hatte sie auch ein etwas “klassischeres” Thema. Jedenfalls machte der Ablauf total Laune. Nebenbei traf man natürlich noch den oder jenen und unterhielt sich eine Runde auch mit Leuten, die man zwar seit 15 Jahren, aber immer nur vom Sehen kannte. Also die perfekte Fete. Fazit daher: Kinderfasching in Herz Jesu Weimar – hingehen!
Cornelie Becker-Lamers
PS: Zum Einschub ist noch zu ergänzen, daß wir am 9. Februar nicht in Weimar waren (aber natürlich in einer Hl. Messe, doch dazu später mehr), so daß wir eine mögliche sozusagen unmittelbare Reaktion im oben beschriebenen Sinne vielleicht nicht mitbekommen haben. Schreiben Sie uns ggf. gerne einen Kommentar!
Gereon Lamers
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