„Liturgie und Theater“?
Seit langem fragen wir uns, wie wir es am geschicktesten mal formulieren könnten. Und nun wird im Pfarrblatt SPEZIAL zur Corona-Krise sogar danach gefragt. Denn „Was können wir noch alles seinlassen?“ heißt es im Editorial des Pfarrblatt SPEZIAL, bevor unser Pfarrer gegen den „kirchlichen Aktionismus“ zu Felde zieht. Hat da einer ‚das Ohr am Volk‘? Wir bedanken uns jedenfalls für die Gelegenheit, einen Umstand zu thematisieren, der sich unseres Erachtens umso mehr als Mißstand herausgestellt hat, je länger er andauert.
Also: „Was können wir noch alles seinlassen?“
Wir hätten da was:
Die ver-rückten Bänke!
Bitte, bitte: die schiefen Bänke in den Querarmen! Einfach mal alle fünfe grade sein lassen!
Im rechten Querschiff ist diese Position der Bänke ein Problem für alle Gruppen, die in einer Messe und dabei insbesondere zum Kommuniongang musizieren. Diese Gruppen stehen nämlich ganz häufig genau da. Ich habe es mehrfach durch: Aufgrund der in den Weg ragenden Spitze der vordersten Bank weiß die Gruppe nicht, wie sie Aufstellung nehmen soll, ohne daß die Kommunikanten auf dem Rückweg zu ihrem Platz aus Versehen die Notenständer umstoßen.
Also schiebt man mittlerweile vor jeder solchen Meßgestaltung die Bänke irgendwie zur Seite aus dem Weg. Es geht nicht anders. Trotzdem ist es immer ein wenig unwürdig für alle Beteiligten: die Bänke, den Raum und die Musiker. Und peinlich. Eigentlich sollte man vor einer Messe nicht die Kirche umräumen müssen.
Dennoch ist das Problem im linken Querarm noch weitaus gravierender. Denn da geht es nicht um Musiker, sondern um stille Beter. Denn im linken Querarm ist – zwar ohne die angestammte Umgebung ihres vollständigen Seitenaltars, dessen Bestandteile nach der Ausstellung zum Kirchweihjubiläum im September 2016 alle wieder im Depot verschwanden, aber doch immerhin an ihrer angestammten Stelle – unsere schöne Marienstatue auf einer Wandkonsole aufgebaut. Derzeit, in der Krise, stehen die Bänke wieder en face zur Figur, aber regulär laufen auch diese Bänke in ihrer Aufstellung aus dem Ruder:
So oft wir (und das heißt: nach jedem Meßbesuch in Herz Jesu) zur Marienfigur gehen, um ein Salve Regina zu beten, empfinden wir diese Anordnung der Bänke als Affront gegen die Gottesmutter. Es geht mir nicht um die Bequemlichkeit beim Knien. Ich knie auch gern auf dem Fußboden. Aber in diesen Bänken kniet man so schräg und halb auf der Bank vor der Heiligen Jungfrau, daß es einen von der Andacht ablenken kann.
Das Vorbild dieser Anordnung ist für jeden sofort ersichtlich. Es ist die Theaterbestuhlung.
Aber im Unterschied zum Theater existiert in der überwiegenden Mehrzahl der Kirchen nicht die eine Bühne, sondern ein Altarraum und Seitenaltäre, Kapellen oder andere Betorte. Den Marienaltar bzw. dessen Surrogat derart zu marginalisieren, macht mir Bauchschmerzen, seit die Anordnung der Bänke in die beschriebene Schieflage geraten ist. Ich komme damit nicht gut zurecht! Daher wäre ich persönlich sehr dankbar, wenn man die Sache wieder graderücken und dann einfach seinlassen könnte wie ursprünglich vorgesehen.
Cornelie Becker-Lamers
PS: Ich versuche ja immer, mir über die von mir nicht minder so empfundene Situation mit einem flotten Spruch hinwegzuhelfen, seit meine Familie mir ‚verboten‘ hat, jeweils eine Bank zur privaten Andacht geradezustellen (und natürlich anschließend wieder schief!), etwa so: „Man kann auch auf krummen Bänken gerade knien!“, aber das ist eben auch nicht mehr als das: Ein Spruch, der nicht wirklich hilft, die nachhaltige Irritation zu beseitigen.
Gereon Lamers
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[…] die große Weihnachtskrippe nicht den üblichen vier Bankreihen (die seit unserem Beitrag „Seinlassen“ vom 8. April 2020 übrigens im südlichen Querarm vor der Marienkonsole nicht mehr schräg auf […]
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