“Katholisch in Weimar”, 26.3.2011 – 26.3.2021
Vor ein paar Tagen hatte ich es, ein wenig versteckt, schon angekündigt, daß der heutige 26. März ein besonderer Tag für diesen Blog ist: Denn heute vor genau 10 Jahren ging PuLa mit einem Video von Pater Karl Wallner zum ersten Mal online.
Und auch wenn ich kein besonderer Freund von Jubiläen bin (also, außer Heiligentagen, natürlich! 😉 ), ein paar persönliche Worte, verbunden mit einer Ankündigung, sind wohl doch am Platze.
Und da wir hier zu zweit, als Ehepaar, bloggen (was, wenn ich es richtig sehe, ein Alleinstellungsmerkmal von PuLa ist), wird Cornelie im Laufe des Abends auch noch etwas schreiben.
Ich will versuchen, mich kurz zu fassen – obwohl das nicht ganz leicht ist!
PuLa begann, und es hat überhaupt keinen Zweck, darum herumzureden, in einer Situation der Auseinandersetzung, einer Auseinandersetzung, die sehr schnell in eine handfeste Konfrontation eskalierte.
Das war nicht unsere Absicht gewesen, als wir den Blog aufsetzten, der zwar unsere (näherhin meine) Idee war, aber eigentlich nicht unsere Initiative! Vielmehr handelte es sich um eine Art Notwehr, wollten wir versuchen dazu beizutragen, etwas zu tun, gegen das, was uns von etlichen Freunden aus der Pfarrei immer wieder erzählt wurde.
Und das war unter den damaligen Bedingungen nur so, also quasi “privat”, möglich, denn alle Pfarrei-internen Möglichkeiten, sich auch nur halbwegs offen zu äußern, waren in einer Art und Weise “unter Kontrolle”, daß es zu nicht mehr, als dem (mindestens) allsonntäglichen kollektiven Zähneknirschen, ob man denn “gehört habe, was nun schon wieder passiert” sei, reichte – das vollständig resonanz- und auswirkungslos blieb!
So konnte es nicht weitergehen.
Allein, was als Anstoß und Hilfe zu einem Dialog gedacht war, es wurde, und das ist dieses eine Mal keine melodramatische Übertreibung, von Anfang an gnadenlos bekämpft.
Die Verleumdungen, Anfeindungen und versuchten Rufschädigungen waren von einer Perfidie und nahmen bald ein Ausmaß an, das wir uns nicht hatten vorstellen können; besonders nicht in einer christlichen Gemeinschaft.
Ohne hier in Einzelheiten zu gehen, es ist schon bemerkenswert, als “Schädlinge” bezeichnet zu werden, etliche anonyme Briefe und Telefonate zu erhalten, die unverblümt dazu auffordern, doch “die Gemeinde endlich zu verlassen” und sich zu Briefen an den Landtagspräsidenten, den Ministerpräsidenten und den Bischof (ja, wirklich, an diesen Personenkreis!) verhalten zu müssen, in denen nichts weniger als meine Entfernung aus dem Landesdienst und damit der wirtschaftliche Ruin der ganzen Familie gefordert wurde.
Aber das war nicht das Schlimmste.
Das kam, als einzelne verhetzte Gemeindemitglieder sich nicht entblödeten, die Beschimpfungen auch auf unsere Kinder auszudehnen. Diese Zeiten waren hart. Neben der unmittelbaren Sorge war natürlich der Gedanke schrecklich, was diese Erlebnisse wohl für die langfristige Kirchenbindung unserer Töchter bedeuten möchten!
Derweil kam das Jahr 2015 und mit ihm eine Veränderung in der Person des Pfarrers. Weil es immer noch und immer wieder falsch dargestellt wird: Wir haben die Ablösung des damaligen Amtsinhabers weder jemals gefordert, nicht öffentlich und nicht intern (was “Erfurt” damals öffentlich bestätigt hat), und wir haben sie auch nicht gewollt. Der einzige, der dazu etwas zu sagen hatte, unser (damals ganz neuer) Bischof, hat so gehandelt, wie er es als Ausfluß seiner Hirtensorge für unerläßlich hielt. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Es kam schließlich auch in einer wunderbar ironischen Art und Weise zu einem Wechsel in der Besetzung des Kirchenvorstands und damit zu einer wirklichen Veränderung.
Daß diese nach unserem Verständnis nach wie vor nicht weit genug geht, daß nach wie vor die zwingend notwendige Aufarbeitung der Vergangenheit aussteht, dazu hat Cornelie erst kürzlich viel geschrieben und wird es in ihrem Beitrag zu zehn Jahren PuLa auch noch einmal erwähnen.
Ich möchte, wie angekündigt, darüber berichten, wie sich dieses Abenteuer auf uns, uns als Ehepaar, als Familie ausgewirkt hat und fange, oben anknüpfend, mit den Kindern an: Deren Bindung an und Liebe zur Kirche und die Selbstverständlichkeit, mit der diese Teil ihres Lebens ist, hat zu unserer großen Freude und noch größeren Dankbarkeit nicht nur nicht gelitten, nein, sie ist größer und auch “streitbarer” geworden. Diese zwei jungen Menschen ducken sich mit dem Ausdruck ihres Glaubens nicht weg und das hat vermutlich etwas damit zu tun, daß sie in (sehr) jungen Jahren erlebt haben, daß man das auch nicht muß, trotz Gegenwind.
Wir selbst aber haben im Lauf dieser völlig unerwartet vielen Jahre, in denen uns der Blog nun begleitet, auch nur “zugelegt”. An Erfahrung, an (Menschen-) Kenntnis und inhaltlichen Kenntnissen, an überraschenden, faszinierenden und andauernden neuen Bekanntschaften, ja, Freundschaften, an neuen Fähigkeiten sogar: Mir hat z.B. die Art und Weise, wie ich hier zu schreiben gelernt habe, in meinem Dienst schließlich sehr genützt (und nicht etwa geschadet 😛 ).
Vor allem anderen aber hat mit jeder neuen Notwendigkeit, z.B. wieder irgendeinen schnell daher geredeten Unsinn, weshalb wir die Bibel ja völlig falsch verstünden, zu widerlegen, nichts weniger als die Freude am Evangelium zugenommen, wurde die Klarheit und Größe des Denkens aus der katholischen Tradition offenkundiger und im Alltag hilfreicher und tröstlicher.
Und mit jedem Versuch, uns im wörtlichen Sinne aus der Kirche zu predigen (und es gab deren etliche) wurde die Bindung an die Liturgie, besonders natürlich die Feier des Hl. Meßopfers, nur enger und tiefer.
So wird es niemanden mehr verblüffen, wenn ich sage, die Haltung, mit der ich auf die 10 Jahre meines Lebens schaue, die tatsächlich zu einem wesentlichen Teil von diesem Blog und allem, was damit zusammenhängt, geprägt wurden, sie ist eine von tiefer und demütiger Dankbarkeit.
Von daher sollte auch klar werden, daß verschiedentliche Versuche bis in relativ jüngere Zeit, uns davon zu überzeugen, PuLa zu löschen (!) von vornherein zum Scheitern verurteilt waren und bleiben werden. Es käme einer Selbstverstümmelung gleich und wir können diese Ansinnen nur verzeihen, wenn wir davon ausgehen, daß die Betreffenden nicht zu begreifen in der Lage sind, was sie uns da zumuten wollen.
Vielmehr sind wir guten Mutes (und entschlossen!), daß sich PuLa weiter entwickeln wird, wie es das ja auch in der Vergangenheit getan hat. Persönlich hoffe ich z.B., daß, nachdem in den letzten Jahren Cornelie hier am meisten beigetragen hat, wieder mehr Beiträge von mir kommen können.
Also zusätzlich, nicht stattdessen!, keine Sorge 😉
Und wenn man sich den aktuellen Zustand der Kirche in Deutschland anschaut, dann gibt es ja an Themen wahrlich keinen Mangel, oder?
Übrigens, wer vielleicht Lust hat, sich je tagesaktuell gemeinsam mit mir damit zu beschäftigen, mein Twitter-Account ist auch wieder ziemlich aktiv. Sie finden mich dort als @gglamers und ich würde mich auch dort über Mitstreiter oder auch nur Beobachter sehr freuen.
Hier auf dem Blog aber werden wir es, um nun endlich auch zu der versprochenen Ankündigung zu kommen, mit den heutigen Beiträgen auch nicht sein Bewenden haben lassen!
Nein, wir werden ab kommender Woche ein Jahr lang wöchentlich (mindestens) einen alten, bzw. älteren aus den inzwischen deutlich mehr 1.000 Beiträgen erneut veröffentlichen und dabei jeweils eine (hoffentlich) kurze Einführung/Ergänzung aus heutiger Sicht schreiben, denn, offen gesagt, wir finden, es ist ‘nicht schlecht gealtert’, was wir bisher geschrieben haben 😎 , und die erneute Beschäftigung damit lohnt.
Wir hoffen sehr, Sie werden weiterhin dabei sein!
Gereon Lamers
4 Trackbacks/Pingbacks
[…] dahin aber wissen Sie ja, wie seit nun schon 10 Jahren, warum Sie PuLa lesen, nicht wahr? […]
[…] und –Leser! Lassen Sie uns unseren Rückblick auf zehn Jahre PuLa, unser „best of“ (vgl. hier), mit einem der ersten Sketche beginnen, die ich hier publiziert habe. Es ist der Sketch „Die […]
[…] ist PuLa-Reloaded-Tag und nach dem überaus erfolgreichen frühen Sketch ‘Die Beichthotline’, den Cornelie […]
[…] heutige Beitrag in der Reihe PuLa reloaded stammt aus dem Jahr 2013. Zwei Jahre jung war PuLa zu diesem Zeitpunkt, aber wir hatten schon so […]
Einen Kommentar schreiben