Mariä Geburt führte uns zu einem lang geplanten Ausflug nach Glauchau (das ist in Südwest-Sachsen, für unsere westlichen Leser) im Tal der Zwickauer Mulde.
Ökologisch völlig korrekt per Bahn angereist, war es ein ganz wunderbarer Ausflug bei ebensolchem Wetter. Acht Stunden haben wir die Stadt zu Fuß erkundet und und uns gewiß nicht eine Minute gelangweilt! Verblüffend fanden wir daher die Einlassungen eines städtischen Bediensteten im Schloß- und Stadt-Museum, der die Stadt für gar nicht interessant erklärte – aber wie sich herausstellte, war das auch kein Glauchauer… 😉 .
Stichwort Glauchauer: wir fanden die Menschen, die wir dort getroffen haben, durch die Bank außerordentlich freundlich und zugewandt! Manchem westlichen Schreiberling, der Sachsen (wie den ganzen “Osten”) pauschal abwertet, würde man dieses Erlebnis gönnen!
Jedoch: Interessante Topographie hin, freundliche Bewohner her, reiche Zeugnisse der Industriearchitektur hin, großes Villenviertel her, erfahrene Leser wissen: Wir können gar nicht unterwegs sein in der Mitteldeutschen Diaspora, ohne nach dem Katholischen Leben vor Ort zu fragen, in Geschichte und Gegenwart! Daraus entstehen dann die Beiträge mit dem Label “PuLa unterwegs” und wir schmeicheln uns, schon so einiges gefunden zu haben, was nicht so ohne weiteres zu erwarten gewesen wäre!
In Glauchau fanden wir u.a. das hier:
Schön, nicht? Es handelt sich (so die darunter angebrachte Tafel) um die Kopie einer Arbeit des Florentiner Renaissance-Künstlers Andrea della Robbia (1435-1525), ein Hochrelief aus Ton mit farbiger Glasur, ,,Maria, das Jesuskind anbetend“.
Nur, wie kommt denn ein so offenkundig “katholisches” Motiv an den Südflügel des Innenhofs von Schloß Forderglauchau (doch, das heißt wirklich so!), wurde doch auch in jener Gegend unseligerweise ab der Mitte des 16. Jahrhunderts die “Reformation eingeführt” und zwar, wie regelmäßig, ganz wesentlich von dem örtlichen Adelsgeschlecht, den dort seit dem 12. Jahrhundert ansässigen Schönburgern.
Die Antwort ist im einzelnen richtig kompliziert aber grob gesagt ist es so, daß sich, wie bei diesen alten Geschlechtern nicht unüblich, zwei Linien des Hauses herausbildeten, die wiederum in verschiedene Äste mal zerfielen, mal sich wieder vereinten.
Bei den Schönburgern war es auch so und in beiden großen Linien kam es im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu Konversionen! Bereits 1822, also in der typischen, romantischen Zeit für derartige Entscheidungen, in der Fürstlichen Linie, dem Ast Schönburg-Hartenstein.
Der Forderglauchauer Zweig der Gräflichen Linie Schönburg-Glauchau aber konvertierte (“erst”) im Jahr 1869 zum Katholischen Glauben und richtete sich natürlich im Stammschloß eine Kapelle ein! Und über dem Zugang zu ihr hängt das Relief!
Und in die Kapelle kamen wir gestern nicht mehr herein, weil – das Museum schloß…
Ohne Bilder aus dem Innenraum kann aber natürlich kein vollwertiges ‘PuLa Unterwegs’ entstehen, womit die eigentümliche Überschrift des heutigen Beitrags schon erklärt wäre, jedoch, es gibt dafür noch mehr Gründe!
Erstens war auch die heutige Pfarrkirche “Mariä Himmelfahrt” ärgerlicherweise verschlossen, ein stattlicher Bau, vermutlich von Anfang der 60er Jahre, gar nicht einmal soo weit vom Stadtzentrum entfernt, und ohne (Innenraum-) Bilder von ihr geht es natürlich auch nicht ab.
Zweitens aber knüpfen sich an die Konversion der “Forderglauchauer” so viel interessante Geschichten, daß wir sie erst ansatzweise übersehen, Geschichten zumal, die auch über Glauchau hinausführen!
Also, das wird noch ein bißchen brauchen, bis wir Ihnen ein “rundes” ‘PuLa Unterwegs’ präsentieren können, bis dahin aber können wir nur wiederholen: Wie reich und tief die Welt dem wird, der mit dem katholischen Blick auf sie schaut, das haben wir schon anhand dieses (bewußt!) wenig vorbereiteten Besuchs erneut erfahren dürfen und sind darob sehr froh und dankbar! Einen Besuch in Glauchau aber können wir aus vollem Herzen empfehlen!
Gereon Lamers
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