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Der Adventskalender mit Briefen Ida Fr. Görres’, Tag 16

In Amerika scheinen gerade Ordensleute jetzt in hellen Haufen zu gehen. Mich wundert das GARNICHT, die haben viel zu viele jugendliche Ordensberufe gehabt, genauer: Kinderberufe, glatt aus dem Pensionat oder College ins Noviziat, genau wie die Kinderverlobungen im Mittelalter. Und jetzt erwachen sie, ohne zu wissen wie, auf einmal im zwanzigsten Jahrhundert, wo sie doch im friedlichen behäbigen 19. seelisch eingetreten sind […] finden sich in einer Haut vor, die sie plötzlich nicht mehr als die eigene anerkennen können und die an allen Nähten platzt. Wo das wirklich NUR ,,Schale“ war, muss es ja abfallen. Wo sie das, was sie besitzen, neu erwerben können, ist’s gut.* Aber WIE schwierig. Und natürlich vibrieren gerade die Besten mit allen Antennen und eigenen Fasern vom Zeitgeist, – dem was dran Heiliger Geist ist und was die bösen ,,Geister der Luft“ sind, deren eigentlicher Raum […] ja auch der „Zeitgeist“ ist. […]

Ach, die Brücke, die Brücke bauen dürfen, die von gestern nach morgen führt – zuverlässig, so dass sie die Menschen wirklich trägt, die sie betreten, schwungweit genug, dass sie wirklich das andre Ufer berührt und dort verankert ist, nicht zaghaft in der Mitte abbricht!
(22.7.1966)

*Hier ist freilich darauf hinzuweisen, daß, mit offizieller kirchenamtlicher Unterstützung!, dieser Prozeß der Entfremdung durch die Entsendung von “Psychotherapethen” o.ä. de facto gefördert worden ist, wo es notwendig gewesen wäre, den Versuch der “Neu-Erwerbung” im geistlichen Sinne zu ermöglichen! (Vgl. auch das Zitat zu Tag 13)

Gereon Lamers 

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