Ich werde ja auch nicht an der Liturgie-Reform irre durch ihre tägliche Karikatur, die wir schmerzlich-wütend herunterschlucken müssen — z.B. die, wie ich vermute, noch keineswegs auch nur legitime „Abschaffung“ aller Toten-Liturgie – – dass für eine Verstorbene nicht einmal an ihrem Begräbnistag das Requiem gelesen wird ich meine ja nicht schwarz, von mir aus lila oder sonst was, und das Dies Irae kann ja ruhig weglassen, wem es zu mittelalterlich ist. Aber dass den Angehörigen – und ich finde in gewissem Sinn sogar: dem Toten selbst, soweit seine Angehörigen seine Persona noch bewahren – diese wunderschönen, auf den Toten, auf sein Schicksal bezogenen Texte mit der Auferstehungsperikope und der herrlichen Präfation einfach vorenthalten werden, und der Priester statt dessen in Rot eine Heilig-Geist-Messe liest und bloss als dritte Oration und ohne Namen sogar (,,Deine Dienerin“, weil er offenbar zu faul war, nur nach ihrem Vornamen zu fragen) die Verstorbene erwähnt — das finde ich für die Zurückbleibenden geradezu beleidigend lieblos, herzlos. MUSS denn das sein, bloss um sich „modern“ zu präsentieren?
(15.2.1968)
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